Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Leitzins bei null Prozent zu belassen, schlug keine grossen Wellen. Die SNB habe wie erwartet entschieden, hiess es am Markt. Die meisten Experten gehen nun auch im kommenden Jahr von unveränderten Zinsen aus, wie aus ersten Kommentaren hervorging. Gewisse schliessen Negativzinsen allerdings nicht aus: «Unseres Erachtens ist die Deflationsgefahr noch nicht vom Tisch», schrieb etwa die Schwyzer Kantonalbank.

Die US-Notenbank senkte am Vorabend die Zinsen wie erwartet um 25 Basispunkte. Allerdings fiel die Entscheidung mit drei Gegenstimmen ungewöhnlich umstritten aus. Dies zeige, so Marktbeobachter, wie gross die Unsicherheit über den richtigen Kurs zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumssicherung inzwischen sei. Zudem schlugen in den USA die nachbörslichen Zahlen des Software-Konzerns Oracle auf die Marktstimmung. Die Angst vor einem Platzen der KI-Blase sei zurück, meinte eine Marktbeobachterin.

Der SMI schloss am Donnerstag leicht tiefer bei 12'905,17 Punkten (-0,13 Prozent). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor um 0,15 Prozent auf 2088,69 Zähler, während der breite SPI um 0,14 Prozent auf 17'737,21 Zähler fiel. Innerhalb des SLI standen 14 Gewinner 16 Verlierern gegenüber.

Unter Druck standen Givaudan (-7,7 Prozent) und Galderma (-2,7 Prozent). Bei Givaudan berichteten Händler von vorsichtigen Aussagen des Managements an einem Analysten-Event. Die Aktien fielen danach zwischenzeitlich auf ein neues Jahrestief. Bei Galderma dürfte es sich laut Marktteilnehmern um Gewinnmitnahmen vor dem Jahresende handeln.

Unter Abgaben litten zudem Lonza (-2,5 Prozent) und Alcon (-1,6 Prozent). Bei letzteren dürfte die Ratingsenkung auf «Underperform» von «Buy» durch die Bank of America den Kurs belasten. Der Augenheilkunde-Konzern stösst derweil auch mit seinem nachgebesserten Übernahmeangebot für das US-Unternehmen Staar auf Gegenwehr.

Bei SGS (-0,8 Prozent) wurde in Börsenkreisen der Rücktritt des langjährigen Präsidenten Calvin Grieder auf die nächste GV hin bedauert. Neuer Präsident des Prüf- und Inspektionskonzerns soll Gilbert Ghostine werden. Dieser ist derzeit unter anderem auch Präsident von Sandoz (-0,1 Prozent).

Auch das Schwergewicht Roche GS (-1,3 Prozent) musste Federn lassen. Die Rede war von Gewinnmitnahmen nach einer starken Performance dank einiger positiver Studien. Die zwei anderen SLI-Schwergewichte Nestlé (+0,1 Prozent) und Novartis (+0,5 Prozent) blieben hingegen stabil.

Gesucht waren die Titel von Straumann (+4,1 Prozent auf 95,58 Fr.). Die Bank of America hatte das Kursziel für den Dentalimplantate-Spezialisten auf 125 von 120 Franken erhöht und die Einstufung auf «Buy» bestätigt. Die Bank erwarte eine deutliche operative Beschleunigung.

Im Aufwind waren auch Amrize (+3,3 Prozent) und in deren Sog Holcim (+2,0 Prozent). Während Amrize von Anschlusskäufen nach positiven Kommentaren vom Vortag profitierten, erholten sich Holcim von den Vortageseinbussen nach einer Abstufung, sagte ein Händler.

Mit Sika (+1,0 Prozent) und Kühne + Nagel (+2,6 Prozent) wurden weitere Zykliker gekauft. Letztere profitierten laut Händlern von Anschlusskäufen.

Auch die Finanzwerte Julius Bär (+2,0 Prozent) und auch UBS (+1,2 Prozent) zogen an.

In der zweiten Reihe litten die Aktien von Cicor (-3,4 Prozent) weiter unter der Gewinnwarnung vom Vortag. Als Reaktion seien erste Kurszielreduktionen eingetroffen, hiess es am Markt.

Dagegen zogen DKSH (+2,6 Prozent) an. Der Marktexpansionsdienstleister kündigte die Übernahme der in Neuseeland und Australien tätigen Firma Invita an. Phoenix Mecano (+2,6 Prozent) waren am Investorentag gesucht.

Bei den Kursanstiegen der Autozulieferer Feintool (+12,0 Prozent), Komax (+3,1 Prozent), Autoneum (+3,0 Prozent) und Adval Tech (+1,7 Prozent) verwiesen die Händler auf eine allgemeine Branchenstärke. Hintergrund sind Pläne der EU, die Regeln für «Made in Europe» zu verschärfen.

(AWP)