Krypto-Anlegerinnen und -Anleger benötigten am gestrigen Mittwoch Nerven aus Stahl. Gemessen am prozentualen Tagesverlust erlebte Bitcoin seinen schwärzesten Tag seit dem Corona-Crash im März 2020. Seit seinem Hoch von April bei rund 65'000 Dollar hat die weltweit grösste Kryptowährung teilweise mehr als 50 Prozent an Wert eingebüsst. Andere Kryptowährungen wie Ether oder Cardano traf es noch härter. Sie hatten zuletzt deutlich stärker als Bitcoin zugelegt, was die Fallhöhe entsprechend anhob. Ausserdem gilt auch bei Kryptos: Je kleiner die Marktkapitalisierung, desto grösser die Volatilität. 

Läutet dieser Crash nun nun das Ende von Kryptowährungen wie Bitcoin ein? Oder handelt es sich schlicht um eine (überfällige?) Korrektur eines heissgelaufenen Marktes?

Die zuletzt vieldiskutierte Tech-Investorin Cathie Wood hat eine klare Meinung. "Wir sind weiterhin fest davon überzeugt, dass der Wert von Bitcoin auf 500'000 Dollar steigen kann", bekräftige sie in einem Interview mit Bloomberg TV. Sie fügt aber auch an, dass sich in den letzten Tagen eine Sache fundamental geändert habe. "Die Umwelt-Bedenken gegenüber Bitcoin haben Leute wie Elon Musk dazu gebracht, erst einmal Abstand von Bitcoin zu nehmen." 

 

Hintergrund: Der Tesla-Chef hatte letzte Woche wegen Bedenken über das umweltbelastende "Mining" von Bitcoin plötzlich verkündet, dass Tesla bis auf Weiteres keine Bitcoin mehr akzeptieren werde. Trotzdem bleibt Wood auch diesbezüglich optimistisch und glaubt, dass diese Bedenken mittelfristig ausgeräumt werden.

"Die erneuerbaren Energien werden zunehmend in den Bitcoin-Mining-Prozess intergriert. Ab einem gewissen Punkt wird auch Elon wieder zurückkommen und Teil des Ökosystems werden", ist sich die CEO von der Investmentgesellschaft Ark Invest sicher. 

Auch wenn Wood warnt, dass niemand wissen könne, wann Bitcoin sein Tief erreicht habe, hält sie die aktuelle Phase für eine gute Kaufgelegenheit. "Bitcoin befindet sich aktuell in einer Kapitulations-Phase. Das ist eine hervorragende Zeit, zu kaufen." Das gelte nicht nur für Bitcoin. Kapitulation-Phasen eigneten sich allgemein für Käufe, "egal bei welchen Asset", so Wood. Die Ark-Investoren bekräftigt seit Wochen, dass sie die hohe Kursverluste bei den Momentum-Werten stets für Nachkäufe nutze.

Cathie Wood: «Viele unserer Positionen sind über 30 Prozent gefallen - Ich liebe dieses Setup»

Viele belastende Faktoren kommen zusammen 

So optimistisch wie Cathie Wood sind freilich nicht alle Beobachter. Experten besorgt vor allem die Tatsache, dass bei Bitcoin derzeit viele negative Dinge zusammenkommen. Umweltbedenken samt Teslas Rückzug sowie die Nachricht, dass China Transaktionen mit Kryptowährungen verhindern will, sind nur zwei Dinge, die Bitcoin derzeit unter Druck setzen. Ein weiterer belastender Faktor ist, dass viele Marktteilnehmer gehebelt in Bitcoin investiert sind. Das heisst, sie leihen sich Geld aus, um grössere Summen zu investieren. Das zwingt sie wiederum schneller zu verkaufen, wenn der Preis fällt. 

"Schlechte News, negative technische Indikatoren und Investoren, die zum Verkauf gezwungen wurden, waren die Zutaten für das aktuelle Desaster", sagt Todd Morakis, Mitgründer von JST Capital, gegenüber Bloomberg. "Der Markt bietet durchaus Chancen aktuell, jedoch glaube ich, dass viele noch abwarten werden und den Abverkauf erst einmal sacken lassen". 

Klar negativ gestimmt ist Jeffrey Halley, Marktanalyst von Oanda Asia Pacific. "Eine Phase relativer Ruhe am Bitcoin-Markt wird viele 'dip buyer' wegspülen." Die jüngste Erholung auf 40'000 Dollar – nach dem Tief von 30'000 Dollar am Mittwoch – sieht für Halley nach einem klassischen Fall von 'dead cat bounce' aus. Damit ist eine kurzfristige Erholung gemeint, die nur vorübergehender Natur ist. 

Totalverlust bei Bitcoin ist immer noch möglich 

Ob der Crash nun vorüber ist, oder ob es nun erst richtig losgeht: Der gestrige Mittwoch hat Anlegerinnen und Anleger noch einmal vor Augen geführt, was es heisst, in Bitcoin zu investieren. Sowohl Verluste als auch Gewinne im hohen zweistelligen Prozentbereich innerhalb eines Tages - oder gar weniger Stunden - sind keine Seltenheit. Insbesondere Anleger, die nur kurzfristig von den Kursen profitieren wollen, müssen sich dies jederzeit bewusst sein. 

Daher bietet es sich nicht zwangsläufig an, jetzt kurzfristig auf einen grossen Rebound zu wetten. Etwas was an einem Tag 30 Prozent herunterbrechen kann, kann auch noch mal 30 Prozent fallen, ohne dass es dafür fundamentale Gründe geben müsste. Wer allerdings langfristig denkt und Bitcoin als Investment für die nächsten Jahre sieht, für den dürfte sich mit dem jüngsten Absacker ein attraktives "window of opportunity" für Nachkäufe geöffnet haben. Doch auch hier gilt: Bitcoin ist noch immer eine Wette, die am Ende des Tages nicht aufgehen kann. Heisst, man sollte nach wie vor nur einen kleinen Teil des Vermögens in dieses Asset stecken.