"Der aktuelle Konjunkturzyklus geht mit moderatem Tempo ins zwölfte Jahr und es besteht die Chance, dass er sogar über 2020 hinaus anhalten wird", sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Es folgt ein Ausblick für ausgewählte Anlageklassen:

Aktien

"Eine Wiederholung der stark positiven Aktienperformance im nächsten Jahr erscheint sehr unwahrscheinlich, ebenso wie ein Börsencrash", sagt Portfolio-Manager David Wehner vom Vermögensverwalter Do Investments. Dank der anhaltend lockeren Geldpolitik der grossen Notenbanken könne dennoch mit neuen Rekordständen gerechnet werden. "Ende 2020 halten wir es jedoch für wahrscheinlich, dass die Aktienkurse wieder unter denen des Vorjahresendes liegen werden."

Anleihen

"Die noch am leichtesten zu gebende Empfehlung für das kommende Jahr lautet: Raus aus dem Euro-Rentenmarkt", sagte Michael Winkler, Leiter der Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. "Negative Renditen haben einfach keinen Sinn." Peter Becker, Anleihe-Experte beim Vermögensverwalter Capital Group, sagte, die Anleihen von Staaten wie Frankreich, Italien oder Spanien seien die Profiteure der erneuten Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB). Sie seien die grössten Emittenten von Schuldpapieren.

Devisen

Das "Zwillingsdefizit" der USA im Haushalt und bei der Leistungsbilanz sei langfristig ein Belastungsfaktor für den Dollar, sagt Helaba-Analyst Christian Apelt. Da sich zudem das US-Wachstum 2020 abschwächen werde, erwarte er einen Anstieg des Euro-Kurses auf 1,25 von derzeit rund 1,10 Dollar. "Das Britische Pfund ist günstig bewertet" fügt Apelt hinzu. "Wenn der britische EU-Austritt geordnet erfolgt und während der Verhandlungen über das zukünftige Verhältnis zur EU Verwerfungen ausbleiben, besteht hier Aufwertungspotenzial."

Edelmetalle

"Wir erwarten einen Anstieg des Goldpreises auf 1'650 Dollar je Feinunze", sagt Luca Paolini, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Pictet. "Die Realzinsen meist sind immer noch negativ." Die zu erwartende Abwertung des Dollar werde dem Edelmetall ebenfalls zugute kommen. "Ausserdem haben viele Investoren fast kein Gold im Portfolio." Derzeit kostet das Edelmetall rund 1478 Dollar.

Industriemetalle

Die Experten der Bank UBS sehen den Kupfer-Preis Ende 2020 mit 6300 Dollar je Tonne nur knapp zwei Prozent über dem aktuellen Niveau. Die mauen Aussichten für die Weltwirtschaft dämpften die Nachfrage. Allerdings könnten Kursrücksetzer zum Einstieg genutzt werden.

Kryptowährungen

"Das Top-Ereignis für Bitcoin ist 2020 das 'Halving' im Mai", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. Damit bezeichnen Experten die automatische Halbierung der Bitcoin-Menge, die in einem bestimmten Zeitraum durch "Schürfen" neu geschaffen werden kann und die Inflation verhindern soll. Ingesamt fehle es aber an Impulsen für die älteste und wichtigste Cyber-Devise, fügt Emden hinzu. So warteten Anleger immer noch auf einen Börsennotierten Bitcoin-Fonds (ETF) und auf klare Regeln der Finanzaufseher.

Die vom Online-Netzwerk Facebook geplante Kryptowährung "Libra" sei zwar noch nicht vom Tisch, werde aber später und nur in abgewandelter Form kommen.

Rohöl

"Der Brentöl-Preis dürfte 2020 weiterhin um 60 Dollar je Barrel (159 Liter) schwanken", prognostizieren die Rohstoff-Experten der Commerzbank. "Bei einer stärkeren Abweichung nach unten würde Saudi-Arabien mit einer weiteren Produktionskürzung reagieren, bei einer stärkeren Abweichung nach oben würde zusätzliches Öl aus den Nicht-OPEC-Ländern, vor allem den USA, an den Markt kommen."

Agrarrohstoffe

"Die globale Weizen-Produktion dürfte 2019/20 erheblich höher als 2018/19 sein und den Rekord von vor zwei Jahren möglicherweise noch marginal übersteigen", sagt Commerzbank-Analyst Michaela Kuhl. Bei Mais werde die Nachfrage das Angebot das dritte Jahr in Folge übersteigen. Er rechne daher mit einem Preisanstieg auf 4,10 Dollar je Scheffel von derzeit etwa 3,89 Dollar. Sojabohnen würden sich voraussichtlich auf 9,50 von rund 9,27 Dollar je Scheffel verteuern, weil es auch dort einen Angebotsengpass gebe. Gleiches gelte für Zucker und Kaffee . Bei Kakao seien sich die Experten uneins.

(Reuters)