2020 war ein einzigartiges Börsenjahr. Der historische Corona-Crash hat März den Schweizer Aktienmarkt binnen weniger Wochen um bis zu 30 Prozent einbrechen lassen. Doch es sollte sich als den wohl kürzesten Bärenmarkt der Geschichte herausstellen. Es folgte eine Erholungsrally, mit dessen Geschwindigkeit kaum ein Experte gerechnet hatte. Zuerst zogen Wachstumstitel, allen voran die sogenannten Corona-Profiteure, den Markt nach oben. Im November sorgten dann die positiven Impfstoff-Nachrichten dafür, dass eine breite Masse von Substanz- und zyklischen Werten nachzog.

Am Ende des Jahres 2020 springt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), ein Plus von immerhin rund 4 Prozent heraus - trotz teilweiser Corona-bedingter Stilllegung der Wirtschaft. cash.ch nennt die grössten Tops und Flops 2020 unter den Blue Chips und am breiten Markt und zeigt, ob sich für 2021 ein Kauf noch (oder eben wieder) lohnt.

Kursentwicklung des Swiss Performance Index (SPI) im Jahr 2020, Quelle: cash.ch.

SMI Tops

Lonza (+62 Prozent): Der Zweitplatzierte aus dem letzten Jahr hat es 2020 auf das Siegerpodest geschafft. Lonza profitierte als Pharmazulieferer dieses Jahr massiv von der Corona-Pandemie. Mit Moderna, AstraZeneca und Altimmune produziert das Basler Unternehmen Impfstoffe von gleich drei namenhaften Herstellern. Während Moderna und Astrazeneca bereits erste Zulassungen für ihre Impfstoffe erhielten, erwartet Altimmune erste Studienresultate im Frühjahr 2021. Auch wenn angesichts der Kursteigerungen der letzten beiden Jahre einigen Aktionären schwindelig sein mag, dürfte die Reise 2021 noch nicht zu Ende sein. Lonza hatte bereits vor Corona pralle Auftragsbücher und generiert auch heute ausserhalb des Pandemie-Geschäfts laufend neue Aufträge.

Sika (+34 Prozent): Der Bauchemiespezialist Sika ist ebenfalls ein Liebling der Schweizer Anleger. Kein Wunder, hat doch das Unternehmen mit Hauptsitz in Baar in der Corona-Pandemie gezeigt, dass es trotz Krise liefern kann. Verbesserungen der lokalen Management-Strukturen, eine Steigerung der Effizienz im operativen Geschäft sowie ein solides Cash-Management sorgten im Jahr 2020 gar für die Erschliessung von weiteren Marktanteilen. Auch für die Sika-Aktie dürfte es langfristig weiter nach oben. Das Unternehmen hält an der ambitionierten "Strategie 2023" weiter fest. Pro Jahr sollen sechs bis acht Prozent Umsatzwachstum her, das bekräftige CEO Paul Schuler kürzlich. Die Aktie ist weiterhin ein Kauf.

Die Rangliste im SMI

Quelle: Bloomberg

SMI Flops

Swiss Re (-23 Prozent): Unter den Schweizer Blue Chips hatte Swiss Re das schlimmste Jahr. Der Rückversicherer aus Zürich litt unter den Versicherern am meisten unter den versicherten Pandemieschäden. Seit November bewegt sich der Aktienkurs wieder auf leicht höherem Niveau, verliert auf Jahressicht aber immer noch 23 Prozent. Bei Swiss Re scheint der grosse Ausverkauf vorüber zu sein. Nach den hohen Corona-Belastungen im 2020 dürfte sich die Lage im kommenden Jahr weiter normalisieren und zu deutlich besseren Resultaten führen. Die Erholung im nächsten Jahr ist noch nicht im Aktienkurs eingepreist. Geduldige Anleger greifen zu.

Credit Suisse (-12,5 Prozent): Neben Versicherern kam es im Coronajahr auch für Bank-Titel insgesamt knüppeldick. Bemerkenswert: Trotz ähnlicher Geschäftsmodelle schneidet unter den beiden Schweizer Grossbanken UBS (+2,4 Prozent) deutlicher besser ab als Rivalin Credit Suisse (-12,5 Prozent). Beide sind global führend im Private Banking und im Investment Banking engagiert. Doch das Geschäftsmodell der CS ist weitaus aggressiver aufgestellt. Die zweitgrösste Schweizer Bank geht mehr Risiko ein, was 2020 Kosten für Rückstellungen verursacht hat. Genau darin könnte 2021 durchaus Aufholpotenzial liegen – in Form von rückläufigen Risikoaufschlägen. Insgesamt bleiben Bank-Aktien aber weiterhin vergleichsweise wenig attraktiv. 

SPI Tops

Relief Therapeutics (+26'800 Prozent): Hoffnungen auf ein mögliches Corona-Medikament haben der Aktie des Genfer Biotechunternehmens Relief Therapeutics im Frühjahr 2020 einen Raketenstart beschert: In der Spitze stand ein Kursgewinn von sage und schreibe 78'000 Prozent. Grund für die Euphorie ist der entzündungshemmende Wirkstoff Aviptadil. Dieser hat in einer Gruppe von schwer kranken Coronapatienten die Sterberate merklich reduzieren können. Doch am letzten Handelstag des Jahres kam noch ein Nackenschlag für die Aktionäre: Die US-Gesundheitsbehörde lehnte die erhoffte Notfallzulassung ab. Die Aktie brach um 30 Prozent ein. Auf Jahressicht bleibt aber noch immer ein stattliches Plus von 26'800 Prozent. Anleger hoffen auf positive Studienresultate Ende Januar. Die Aktie bleibt nur für Zocker geeignet.

Kursentwicklung von Relief Therapeutics im Jahr 2020, Quelle: cash.ch.

Perfect Holding (+376 Prozent): Mit der Perfect Holding befindet sich neben Relief ein zweiter Penny Stock auf dem Treppchen der besten Schweizer Aktien 2020. Der Dienstleiter im Bereich der Geschäftsfliegerei bietet das Chartern von Flügen sowie den An- und Verkauf von Flugzeugen an. Die Firma macht allerdings seit Jahren Verluste. Die Aktie erhielt durch eine Einigung mit Kreditgebern Aufwind. Doch auch hier gilt: nur für Risikofreudige Anleger.  

Zur Rose (+165 Prozent): Die Versandapotheke mit Sitz in Frauenfeld ist einer der grossen Corona-Gewinner. Bis im Juli stieg der Kurse von 108 Franken auf über 300 Franken. Zur Rose profitiert als "Stay-at-Home-Aktie" massiv vom Home-Shopping-Trend. Im Sommer tauchte die Aktie zwischenzeitlich, weil die Halbjahreszahlen enttäuschten. Zur Rose macht trotz Corona-Pandemie weiter Verluste und setzt alles auf Wachstum. Die langfristige Wachstumsgeschichte ist denn auch weiterhin in Takt. Die weiter fortschreitende Digitalisierung wird der Online-Apotheke weiter zugutekommen. Nicht zuletzt die durch 2022 geplante Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland wird weiter für viel Wachstumsphantasie sorgen. Die Devise: Langfristig dranbleiben, aber jederzeit mit Rücksetzern rechnen.

Die Top-Ten und die Flop-Ten im SPI

Quelle: Bloomberg

SPI Flops

Santhera (-76 Prozent): Das Jahr 2020 war für das Baselbieter Biotechunternehmen von Rückschlägen gezeichnet. Im Oktober musste Santhera endgültig sein Puldysa-Projekt begraben. Ein Medikament, das gegen abnehmender Atmungsfunktion helfen sollte, erzielte keine Wirkung. Der Aktienkurs brach in der darauffolgenden Woche um fast 50 Prozent ein. Santhera will sich jetzt neu aufstellen: Das Unternehmen entlässt die Hälfte der Mitarbeiter und setzt seine Hoffnungen neu auf ein neuartiges Steroid gegen den erblichen Muskelschwund DMD. Das Unternehmen benötigt aber dringend frisches Geld. Der Aktienkurs ist massiv nach unten geprügelt, das mögliche Aufholpotenzial umso grösser. Doch Achtung: Die Aktie ist nichts für vorsichtige Anleger, ein Totalverlust immer möglich.

LM Group (-44 Prozent): Kaum ein Sektor litt 2020 derart unter der Corona-Krise wie die Reise-Branche. Auch LM Group, zu der das Online-Reiseportal lastminute.com gehört, spürt bis heute die Reisezurückhaltung, sowohl geschäftlich als auch privat. Doch im Gegensatz zu anderen Unternehmen in der Reisebranche wie etwa Airlines ist LM Group dank weitaus geringerer Fixkosten finanziell solide aufgestellt - und damit auch für die zweite Welle gerüstet. Der Aktienkurs profitierte bereits von der Impfstoff-Nachricht. Doch für 2021 besteht weiteres Aufholpotenzial. Kaufen.