Ein Teil des Schweizer Aktienmarktes steht im Schatten der fallenden - und dazwischen zur Rally ansetzenden - Wachstumsaktien. Viel Aufmerksamkeit ziehen dieser Tage an der Börse auch die Grosskonzerne auf sich, die mit der Veröffentlichung ihrer Jahreszahlen begonnen haben und zum Teil - wie die UBS - kräftige Kursgewinne feiern.

Zu den Top-Aktien der vergangenen Wochen gehören aber auch kleine Titel wie Valora, die MCH Group oder Tornos. Zufällig haben alle drei den Sitz in der Nordwestschweiz. Nicht zufällig ist, dass sie als Messebetreiber, Handelsunternehmen und Industriegruppe wegen Schliessungen in ihren Märkten alle stark unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie gelitten haben. 

Valora

Noch Anfang Monat schrieb der Broker Stifel, die Aussichten für Valora seien weiterhin getrübt. Die Homeoffice-Pflicht, die Mitte Dezember vom Bundesrat wegen Corona erneut eingeführt wurde, bremste das Pendleraufkommen an den Kiosken und Schnellverpflegungs-Standorten des Unternehmens. Allerdings fällt nun in der Schweiz die Auflage wieder, möglichst von daheim aus zu arbeiten. 

Vom Tiefpunkt kurz vor Weihnachten bei 151 Franken hat sich der Kurs auf 182 Franken erhöht. Dies fällt in etwa mit dem Zeitraum zusammen, in dem sich auch in Europa die Erkenntnis durchsetzte, dass die Omikron-Variante des Coronavirus weniger krankheitsfördernd ist und daher zu weniger Beschränkungen führt. Vom Vor-Pandemiestand bei 280 Franken und dem Mehrjahreshöchst bei 355 Franken im Januar 2018 ist Valora an der Börse immer noch weit entfernt. 

Einen ansprechenden Umsatzbeitrag erwartet man sich aber vom Zukauf von Back-Factory in Deutchland und zu einem geringeren Mass auch von den angekündigten K-Kiosk-Verkaufsautomaten in der Schweiz. Ein Risiko bleiben ESG-Kriterien: Valora versucht zwar, Verpackungsmüll zu reduzieren, verfügt aber ansonsten über wenig Nachhaltigkeits-Strategien, welche die Investoren immer mehr interessieren. 

Die Valora-Aktie seit Anfang 2018 (alle Grafiken: cash.ch).

MCH Group

Dem Basler Messeveranstalter ist Ende Januar ein Coup gelungen. Die MCH-Tochter Art Basel hat den Zuschlag für die Durchführung der bisher als "Foire internationale d'art contemporain" (FIAC) bekannten, wichtigen Pariser Kunstmesse im berühmten Grand Palais erhalten. Was in französischen Kulturkreisen als eine Art nationale Schmach empfunden wird - eine ausländische und kommerziell ausgerichtete Organisation! - hat der pandemiegebeutelten MCH Group einen Prestige - und auch einen Kursgewinn an der Börse eingebracht. 

Nicht erst die Pandemie hat den Kurs der MCH Group fallen lassen. Streitigkeiten zwischen Aktionären und Management und die Krise der Uhrenaustellung Baselworld hatten bereits Spuren hinterlassen. 2017 bezahlte man noch 71 Franken für die Aktie, beim Beginn der Pandemie nur noch etwa 20 Franken. Von Tiefpunkt bei 8,46 Franken Mitte Januar hat sich der Kurs inzwischen aber auf 10 Franken erhöht. 

Beruhigend wirkte die Ankündigung von CEO Beat Zwahlen diese Woche, dass der Verlust 2021 geringer ausfallen werde als 2020. Alles in allem bleibt die Lage für die MCH Group schwierig und die Aussichten sind nach wie vor unstet. Mit dem Paris-Knüller scheint die Messeorganisation aber etwas Tritt gefasst zu haben.  

Die MCH-Aktie mit dem 2017er Hoch.

Tornos

Der Verlauf bei der Tornos-Aktie über die Jahre ist ein Auf und Ab. Wie viele klein kapitalisierte Schweizer Industrie-Aktien hatte sie 2018 ein Höchst, das seitdem nie mehr erreicht worden ist. Im April zahlte man für eine Aktie des Drehmaschinenentwicklers mit Kunden in der Autoherstellung, der Medizinaltechnik und weiteren Produktionszweigen aus dem Jura 14,91 Franken. Jetzt ist es die Hälfte. Seit Ende Dezember aber hat der Kurs insgesamt um rund 17 Prozent zugelegt.

Tornos hat aber über die Jahre auch immer wieder starke Kursgewinne erlebt. Gute Nachrichten stärken das Anlegervertrauen in die Firma. Für 2021 hat Tornos vor zwei Wochen einen Umsatzanstieg um ein Drittel und einen Auftragseingang bekannt gegeben, der doppelt so hoch lag wie im Krisenjahr 2020. Tornos kam zugute, dass sich die Autoindustrie weltweit erholt hat.

Das Umsatzniveau von vor der Coronakrise ist noch nicht erreicht. Die Kennzahlen-Veränderungen für 2021 ist nun auch deswegen so hoch ausgefallen, weil 2020 einen schweren Einbruch mit sich brachte. Nach einer Reihe von Umwälzungen in den vergangenen zehn Jahren steht Tornos aber gut da und bleibt ein spannender Schweizer Industrietitel.

Die Tornos-Aktie seit 2018.