Dank der Zinswende der Europäischen Zentralbank sprudeln die Zinsüberschüsse der Kreditinstitute wie schon lange nicht mehr. Nach Jahren der Flaute planen die neun grössten Banken der Eurozone nun mehr als 30 Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe auszuschütten.
Die Deutsche Bank gehört ebenso wie die Pariser Societe Generale und die holländische ING Groep zu jenen Geldhäusern, die noch nicht ganz so grosszügig das Füllhorn ausschütten. Alle drei haben sich schlechter als der Bankenindex entwickelt, bei der Societe Generale kam es am Mittwoch zum stärksten Kursrückgang seit sieben Monaten.
Die Geschäftsergebnisse fielen auch bei diesen Banken grösstenteils positiv aus. Ihre Zurückhaltung begründeten sie mit aufsichtlichen Vorgaben, der Unsicherheit bezüglich der Wirtschaftslage oder mit Verlusten im Zusammenhang mit ihrem Russlandgeschäft. Die aggressiven Ausschüttungspläne ihrer Konkurrenten wie BNP Paribas und UniCredit erhöhen den Druck auf die Institute, da der gesamte Sektor versucht, seine schwachen Börsenbewertungen zu reparieren.
BNP — die grösste Bank der Eurozone — schüttet dank des Verkaufs ihrer US-Sparte mit am meisten aus. “Die Bank ist sehr solide, wie Sie am Kapital und am Wachstum gesehen haben”, sagte BNP-Finanzchef Lars Machenil im Interview mit Bloomberg TV am Dienstag. “Wir schreiben unter dem Strich einen Rekordgewinn von 10,2 Milliarden Euro, und was wir in diesem Jahr an die Aktionäre auszahlen werden, wird ungefähr der gleiche Betrag sein.”
Auch UniCredit lässt sich nicht lumpen
Auch die Mailänder UniCredit lässt sich nicht lumpen: Trotz Russland-Problemen zahlt die HVB-Mutter 5,25 Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe aus. Insgesamt wurden von den führenden Banken Aktienrückkäufe im Wert von 12,8 Milliarden Euro angekündigt sowie 17,7 Milliarden Euro Dividenden, die in der ersten Jahreshälfte ausgezahlt werden.
Bei den Banken herrscht derzeit Goldgräberstimmung, da die höheren Zinssätze die Erträge aus dem traditionellen Kreditgeschäft ankurbeln. Gleichzeitig geben sie die höheren Zinsen nicht im selben Maße an die Sparer weiter. Das hilft den Margen und erlaubt in Verbindung mit dem reichlichen Kapital, das die Branche nach der Finanzkrise aufgebaut hat, nun Spielraum für steigende Ausschüttungen.
BNP und UniCredit wiesen zwar pflichtgemäß auf die noch notwendige Zustimmung der Aufsicht hin, doch Andrea Enria, der oberste Bankenaufseher der EZB, hat schon signalisiert, dass er keine Steine in den Weg legen will. “Die Ausschüttungspläne sind aus unserer Sicht tragfähig”, sagte Enria in einem Interview mit Bloomberg TV, ohne dabei einzelne Banken zu nennen. “Die überwiegende Mehrheit der Banken” würde Berechnungen der EZB zufolge selbst in einem “ausreichend konservativen ungünstigen Szenario” über den relevanten Kapitalschwellen bleiben.
Bei anderen Banken sind die Diskussionen mit der EZB offenbar noch nicht so weit gediehen. ING erklärte nur, man befinde sich im “konstruktiven Dialog” mit der Aufsicht und werde die Investoren im Mai wieder informieren. Die Deutsche Bank, die auch einen eher dünneren Kapitalpuffer hat, verwies auf eine laufende Prüfung ihrer Risikoberechnung.
(Bloomberg)