Die Valoren von Aryzta verlieren am Montag bis 11.55 Uhr an der Schweizer Börse 7,04 Prozent auf 1,5970 Franken, nachdem die Quartalszahlen bei den Investoren durchgefallen sind. Der Swiss Performance Index (SPI) notiert nahezu unverändert. 

Von August bis Oktober hat Aryzta die Verkäufe um 5,9 Prozent auf 538,9 Millionen Euro (Konsensschätzung 548,9 Millionen Euro) gesteigert, wie der Konzern am Montag mitteilte. Das organische Wachstum belief sich auf 6,5 Prozent (Konsensschätzung 8,2 Prozent). Entsprechend harsch fiel das Urteil der Börsianer aus. 

Trotz negativer Börsenreaktion zeigt sich der Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank nicht enttäuscht über die Zahlen. Er meint, dass der Umsatz um 0,7 Prozent über seinen Erwartungen liegt. Dasselbe gelte auch für das organische Wachstum.

Schwendimann verweist darauf, dass der Preiseffekt im Vorjahr im Oktober-Quartal auf plus 18,1 Prozent in die Höhe geschnellt ist nach plus 11,0 Prozent im Juli-Quartal 2022. «Angesichts dieser hohen Vorjahresbasis und der moderateren Inputkostenentwicklung überrascht es uns nicht, dass sich das Preiswachstum im Oktober-Quartal auf plus 7,1 Prozent verlangsamt hat.» Positiv ist aber, dass wieder ein Volumenwachstum gelungen ist. Mit diesem Zahlenset ist Aryzta weiterhin auf Kurs, um die ZKB-Schätzungen und auch die Konsensschätzungen für das nächste Jahr 2024 zu erreichen.

Den aktuell fairen Wert sieht Schwendimann bei 1,98 Franken, womit die Aktie ein Kurspotenzial von etwas mehr als 20 Prozent hat. Mittelfristig sieht es noch besser aus: Aufgrund der Multiplikatoren (EV/EBITDA) lässt sich ein fairer Wert von CHF 1,96 bis CHF 2,52 pro Aktie in spätestens 2 Jahren ableiten. Die ZKB bestätigt entsprechend die Einstufung “Übergewichten”.

Auch Stifel sieht Aryzta mit den Zahlen über den Erwartungen. Bei der Preisgestaltung war der Konsens wahrscheinlich etwas höher, aber angesichts der hohen Basis im letzten Jahr plus 18,1 Prozent sieht die heutige Preiskomponente von plus 7,1 Prozent immer noch solide aus und gepaart mit der Prognose des Unternehmens für eine weitere Margensteigerung bis zum 23. Dezember. Stifel-Analyst Pascal Boll glaubt, dass «der Markt sich keine allzu grossen Sorgen über die 'unzureichende' Preisweitergabe und die Auswirkungen auf die Rentabilität machen soll.»

Ein positives Volumenwachstum wurde in Europa erzielt, während der Rest der Welt einen vorübergehenden leichten Volumenrückgang verzeichnete. «Alles in allem ein solides Ergebnis und wir gehen davon aus, dass das Unternehmen seine mittelfristigen Ziele weiterhin erreicht», so Boll.

Wie Schwendimann von der ZKB kommt auch Boll zum Schluss, dass Aryzta weiterhin ein Kauf ist. Das positive Volumenwachstum und die Margenaussichten, aber auch die Ankündigung der Rückzahlung von Hybridanleihen im Wert von 120 Millionen Franken untermauern das Unternehmen weiterhin bei der Umsetzung seines Turnaround-Plans und der mittelfristigen Ziele. Die positive operative Dynamik, angetrieben durch eine gesunde Nachfrage, Effizienzsteigerungen und Skaleneffekte sowie die Entschuldung der Bilanz sollten sich weiter fortsetzen und letztendlich den Aktienkurs antreiben.

Gerade Anlegerinnen und Anleger, welche bisher der verpassten Opportunität respektive dem Einstiegszeitpunkt bei Aryzta nachtrauern, könnten die heutige Kurskorrektur dazu nutzen, um zu tieferen Preisen einzusteigen. Aryzta, einer der Börsenüberflieger, hat heute - analog zum Beispiel zu Richemont - zu spüren kommen, was ein Verfehlen der Erwartungen für Kursausschläge auslösen kann.

Positiv bleibt der Ausblick allemal, hat doch auch die UBS jüngst das Rating bestätigt und das Kursziel angepasst, wie cash.ch hier berichtete.  

Thomas Daniel Marti
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