Nach einer 15-jährigen Übergewichtung von Technologiewerten rät Yardeni Research nun de facto zu einer Untergewichtung der «Magnificent Seven»-Megacap-Technologieaktien gegenüber dem Rest des S&P 500. Man müsse mit verändertem Gewinnwachstum rechnen.

«Wir sehen immer mehr Wettbewerber, die es auf die lukrativen Gewinnmargen der sieben grössten Unternehmen abgesehen haben», sagte der Wall-Street-Analyst Ed Yardeni. Er geht davon aus, dass die Produktivität und die Gewinnmargen der übrigen Unternehmen im S&P 500 durch Technologie gesteigert werden. Er fügte hinzu, dass sich im Grunde «jedes Unternehmen zu einem Technologieunternehmen entwickelt».

Laut einer am Sonntag veröffentlichten Analyse hält der Stratege es nicht mehr für sinnvoll, die Sektoren Informationstechnologie und Kommunikationsdienstleistungen in einem S&P-500-Portfolio weiterhin überzugewichten - nachdem diese Gewichtung seit 2010 beibehalten wurde. Yardeni empfiehlt stattdessen eine marktgerechte Gewichtung der beiden Sektoren, und zwar durch eine Übergewichtung in den Bereichen Finanzen und Industrie sowie eine Übergewichtung des Gesundheitswesens.

Die «Magnificent 7» - Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla - verdienen besondere Vorsicht, da sie «aggressiver miteinander konkurrieren und immer mehr Konkurrenz aus dem Nichts auftaucht», sagte Yardeni am Montag in einem Interview mit Bloomberg Television. Er verwies insbesondere auf die jüngsten Zweifel an der Marktführerschaft von OpenAI sowie auf das Auftauchen des chinesischen Unternehmens DeepSeek Anfang des Jahres. 

Schon der US-Investor Michael Burry, der einst die Finanzkrise voraussagte, kam zum Schluss, dass die KI-Titel Nvidia und Palantir überbewertet seien. Er hat im November auf diesen zwei Titeln Putoptionen im Umfang von 1,1 Milliarden Dollar erworben. Zudem hat Burry einen Kursverfall beim E-Autobauer Tesla gewettet und die Aktie als «lächerlich überbewertet» bezeichnet.

S&P 500 hinkt «Magnificent 7» langfristig nach

Ein Index der «Magnificent 7»-Aktien ist seit Ende 2019 um mehr als 600 Prozent gestiegen, während der S&P 500 um 113 Prozent zulegte. Dies geschah vor dem Hintergrund eines durch die Covid-Pandemie verstärkten Trends hin zu grossen Technologiekonzernen sowie eines jüngsten Booms im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Yardeni sieht auch wenig Grund, die USA im länderübergreifenden MSCI-Weltportfolio weiterhin überzugewichten, insbesondere nachdem globale Konkurrenten die USA in diesem Jahr aufgrund günstigerer Bewertungen, des schwächeren Dollars und der Widerstandsfähigkeit der weltweiten Unternehmensgewinne übertroffen haben.

«Die USA machen mittlerweile 65 Prozent der Marktkapitalisierung des weltweiten Aktienmarktes aus, daher ist es schwierig, eine Übergewichtung eines bereits stark übergewichteten Sektors zu empfehlen», formulierte er gegenüber Bloomberg TV aus.

(Bloomberg/cash)