Die spanische Santander nimmt die Abdeckung der Swatch-Inhaberaktie mit "Neutral" auf. Mit 257 Franken liegt das Kursziel des zuständigen Analysten sogar einige Franken über dem Schlusskurs vom gestrigen Mittwoch.

So weit, so gut – würde der Analyst nicht harsche Kritik an der Strategie des Uhrenherstellers üben. Seines Erachtens hat die Swatch Group das Etikett "Luxusgüterhersteller" eigentlich nicht verdient. Er räumt zwar ein, dass das Unternehmen gut 70 Prozent des Jahresumsatzes im Geschäft mit hochpreisigen Uhren wie Omega, Blancpain oder Longines erzielt. Dem steht ein Umsatzanteil mit den tiefpreisigen Swatch-Uhren von gerade mal 3 Prozent gegenüber.

Bewertungsabschlag gegenüber Luxusgüteraktien erscheint gerechtfertigt

Bei den Longines-Uhren hegt der Santander-Analyst allerdings erhebliche Zweifel, dass sich diese auch im Falle eines Wirtschaftsabschwungs noch so gut verkaufen wie bisher. Diese Marke ist immerhin für rund 20 Prozent des Gruppenumsatzes verantwortlich. Hinzu komme, dass zwei Drittel des Umsatzes über den Grosshandel laufe, wie er weiter schreibt. Auch hier sieht der Analyst gewisse Gefahren, sollte sich das Umfeld eintrüben.

Langer Rede kurzer Sinn: Für die spanische Santander geht deshalb völlig in Ordnung, dass die Swatch-Inhaberaktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von bloss 14 auf den nächstjährigen Schätzungen deutlich tiefer gehandelt wird als andere Gegenspieler wie etwa Richemont.

Die Verletzlichkeit des Tagesgeschäfts der Swatch Group im Falle eines Wirtschaftsabschwungs ist auch bei anderen Berufskollegen ein wichtiges Thema. Erst kürzlich strafte die für die Credit Suisse tätige Luxusgüteranalystin die Inhaberaktie aus diesem Grund von "Outperform" auf "Underperform" ab (cash berichtete). Gleichzeitig halbierte sie ihr Kursziel auf 180 (zuvor 360) Franken.

Swatch-Aktie kommt seit Jahresbeginn mit einem blauen Auge davon

Anders als ihr Kollege bei Santander rechnet sie im kommenden Jahr neuerdings mit einem Umsatzrückgang von knapp 8 Prozent und einer operativen Marge (EBIT) von gerade noch 10,5 Prozent. Zum Vergleich: Der Santander-Analyst geht von einem um 4 Prozent höheren Umsatz und einer operativen Marge in Höhe von 15 Prozent aus.

Der Kurs der Swatch-Inhaberaktie gab am Tag der Abstufung zeitweise um bis zu 4 Prozent nach. Mit einem Minus von 11 Prozent seit Jahresbeginn kommt die Aktie vergleichsweise gut davon. Jene von Richemont haben in dieser Zeit nämlich mehr als 16 Prozent verloren. Anders als die Swatch Group gilt Richemont dank der starken Stellung im widerstandsfähigen Schmuckgeschäft als deutlich besser für einen Abschwung gerüstet als die Bieler.