Die Geldpolitik und die allgemeine Politik werden die Finanzmärkte 2017 weiterhin auf Trab halten. Bei den Zentralbanken wird die Federal Reserve die Zinsen behutsam anheben, die meisten übrigen Notenbanken bleiben expansiv, wobei ein langsames Zurückfahren der umstrittenen Anleihenkäufe in der Eurozone noch für Bewegung sorgen könnte.

Die allgemeine Politik ist geprägt von establishmentkritischen Bewegungen. Mit dem EU-Austrittsvotum der Briten im Juni, der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten im November und dem Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums im Dezember haben sich 2016 drei Entwicklungen ereignet, die gegen die Interessen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Führungsschichten der westlichen Welt stehen.  

Finanzmärkte mögen diese Form der Instabilität nicht, wobei sie auf die Wahl Trumps innerhalb der vergangenen vier Wochen durchaus positiv reagiert haben. Weitere Erschütterungen sorgen aber für einer kritische Beäugung der Lage seitens der Investoren: Handelskonflikte, zum Beispiel zwischen den USA und China, die ungelöste Eurokrise oder die prekäre Lage der italienischen Banken. Erwartet wird bei den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland auch, dass rechtsgerichtete und eurokritische Parteien Stimmengewinne verbuchen und künftige Regierungsbildungen beeinflussen könnten.

Aktien

Es gibt nach wie vor einige Gründe, bei Aktien "bullish" zu sein. Einer davon: Die neue US-Regierung unter Donald Trump, die im Januar ihre Geschäfte aufnimmt, will das Wachstum antreiben. Der US-Aktienmarkt gilt daher aus besonders interessant, auch wenn die Finanzmärkte die Unwägbarkeiten wegen Trumps ungezügeltem Temperament als hoch einstufen.

Von der Regierung finanzierte Infrastrukturprojekte dürften aber dafür sorgen, dass Infrastrukturunternehmen – also der Bausektor und dem Bau zugewandte Industrieunternehmen - an der Börse gut laufen werden. Auch ausserhalb der USA könnte dies der Fall sein, denn nach Jahren der Sparpolitik in der westlichen Welt könnte sich nicht nur eine Trump-Administration einer Politik erhöhter Staatsausgaben zuwenden.

Die Credit Suisse empfiehlt auch den Gesundheitssektor, der mit Roche und Novartis auch den Schweizer Markt dominiert. Dies hilft dem SMI, der 2016 das zweite Jahr in Folge mit einem Rückgang (-8,6 Prozent) verbucht hat. Hoffen kann der gebeutelte SMI auch auf einen "Paradigmenwechsel": Nachdem 2016 noch Small und Mid Caps den Schweizer Aktienmarkt dominiert haben, könnten sich die Anleger angesichts hoher Bewertungen in diesem Segment wieder stärker den Blue Chips zuwenden.

Obligationen

Die Rendite der 10-jährigen "Eidgenossen" liegt aktuell mit 0,01 Prozent hauchdünn im Plus. Quasi als letzte der wichtigen Regierungsobligationen haben es auch die Schweizer Anleihen ins Plus geschafft, nachdem sie im Juli noch eine Minus-Rendite von 0,6 Prozent verzeichnet hatten.

Seit der Trump-Wahl am 8. November steigen weltweit die Obligationen-Renditen. Die 10-Jahres-"Treasuries" der US-Regierung erzielen derzeit eine Rendite von fast 2,5 Prozent, was verdeutlicht, dass die Finanzmärkte für die USA ein steigendes Wachstum erwarten. Ob sich an an den Märkten derzeit tatsächlicheine Zinswende abzeichnet, ist umstritten. Wenn im neuen Jahr aber die Renditen steigen, dann bringt dies hochverschuldete Staaten in die Bredouille. Nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den Schwellenländern ist dies ein Problem, vor allem dort, wo Regierungen sich in Dollar – der derzeit ansteigt – verschuldet haben.

Die St. Galler oder die Luzerner Kantonalbank empfehlen eine Reduktion des Exposures in Staatsanleihen. Mit Obligationen gibt es 2017 nicht allzuviel zu verdienen, auch deswegen, weil die Notenbanken den Markt zugunsten tiefer Finanzierungskosten für die Regierungen verzerren. Besser steht es hingegen um Unternehmensanleihen, die in Franken laufen und bei denen die Schuldner über eine gute Bonität verfügen.

Währungen

Einen Euro-Franken-Kurs deutlich über 1,10 zu erwarten, ist weiterhin unrealistisch. Die Prognosen bewegen sich zumeist zwischen 1,05 und 1,10. Die Negativzinsen der SNB werden bleiben. Mit den Wahlen in Frankreich und Deutschland und möglichweise in Italien sind weitere Ereignisse auf dem Programm, welche die Nationalbank zu Interventionen am Devisenmarkt veranlassen könnten.

Der Dollar wird in Erwartung eines anziehenden US-Wachstums zum Euro, zum Franken und anderen Währungen stärker. Sollte die Trump-Administration im Welthandel aber allzu protektionistisch vorgehen, würde der Höhenflug des Dollars gestoppt. Zu den Währungen mit Aufwärtspotential gehört auch das aktuell unterbewertete Pfund, wobei Devisenanleger hier die Brexit-Verhandlungen genau verfolgen sollten. Weiter Abwerten dürfte der Yuan: Chinas Situation sei nach wie vor instransparent und könne jederzeit neue Krisen auslösen, schreibt dazu die St. Galler Kantonalbank.

Ölpreis

Die politische Unsicherheit prägt auch die weitere Entwicklung des Ölpreises. Ab Anfang 2017 sollen niedrigere Fördermengen gelten, auf die sich die Vereinigung erdölexportierender Länder OPEC geeinigt hat. Nicht sicher ist aber, ob sich alle Länder daran halten. Auch beim Nicht-Opec-Mitglied Russland bestehen Zweifel, ob die Regierung wirklich an einer geringeren Förderung interessiert ist.

Saudi-Arabien will hingegen höhere Ölpreise über eine tiefere Fördermenge erreichen. Aktuell geht das Kalkül auf: Der Ölpreis schnellte innerhalb von einem Monat von 43,60 auf 57,90 Dollar pro Fass hoch. Ob der Ölpreis bald die 60-Dollar-Marke überschreitet, hängt aber auch von den USA ab, ebenfalls kein Opec-Mitglied: Das Land ist mittlerweile zum grössten Förderer von Schieferlöl geworden und kann so den Ölpreis mitbestimmen.

Gold und übrige Rohstoffe

Der aktuelle Preis einer Unze Gold von 1160 Dollar steht deutlich unter dem Jahreshoch von 1375 Dollar, was im Juli erreicht war. Doch in Zeiten politischer Umwälzungen behält Gold seinen Reiz. Experten zufolge dürfte der Preis wieder in den Bereich von 1300 Dollar steigen. Ein Beispiel für ein wiedererwachtes Interesse an Gold ist die Genfer Bank Pictet: Anfang 2013 entfernte sie Gold aus dem Franken-Anlageportefeuille. 2017 soll wieder in das Edelmetall investiert werden.

Eine steigende Inflation dürfte den Industriemetallen nützen, schreibt die Bank Syz in einem Ausblick. Bautätigkeit in den USA und in China fördert die Nachfrage. Für Zink, Blei, Palladium sowie Nickel und Platin stehen die Aussichten gut. Weniger gut dagegen ist der Ausblick für Agrarrohstoffe wie Mais und Weizen. Gemäss der Bank Julius Bär blieben Rohstoffe als Anlageklasse aber gesamthaft gesehen relativ unattraktiv.

Alternative Anlagen und Immobilien

Alternative Anlagen wie Private Equity, Hedgefonds oder Derivate versprechen höhere Renditen und bedeuten mehr Risiko. Eine Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson besagt, dass sich bei den 500 wichtigsten institutionellen Vermögensverwaltern der Anteil alternativer Anlagen in den vergangenen zwei Jahren um ein Viertel erhöht hat.

Schweizer Pensionskassen halten im Schnitt 27 Prozent ihrer Vermögen in alternativen Anlagen, wobei dabei allerdings auch Immobilien dazugezählt werden. Angesichts der Negativzinsen in der Schweiz bleiben diese als Anlagekategorie für Vorsorgeeinrichtungen und Versicherer wichtig. Daran dürfte sich laut der Immobilienberatungsfirma Wüest & Partner wenig ändern, auch wenn die Nachfrage nach Wohnraum etwas sinkt und das Niveau der Mieten unter Druck gekommen ist.