Analysten zufolge hoffen die Investoren auf Hinweise, dass bald ein Zinsgipfel erreicht werden könnte. Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde haben in der alten Woche zwar bekräftigt, dass weitere Zinsanhebungen notwendig seien, um die Inflation nachhaltig zu bekämpfen. Die meisten Entscheidungsträger der US-Notenbank Fed gehen nach Powells Worten von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen bis Jahresende aus. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) kann laut Lagarde noch nicht genug Anzeichen für eine Abschwächung des Preisschubs im Euro-Raum erkennen. "Doch vor dem Hintergrund schwächerer Konjunkturdaten – insbesondere aus dem Euroraum – wollen sich die Investoren noch nicht ganz geschlagen geben", schreiben die Experten der Helaba.

Laut Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay, sind die Hoffnungen der Anleger nicht ohne Grund. "Klar ist: Die Fed und die EZB wollen weiterhin Erwartungen frühzeitiger Zinssenkungen vermeiden – auch wenn sie sich nahe am Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus befinden", sagt er. Die früheren geldpolitischen Massnahmen seien zwar noch nicht vollständig zum Tragen gekommen. "Wir denken aber nicht, dass sie nicht ankommen. Vielmehr sind wir der Meinung, dass die Verzögerungen möglicherweise grösser sind als in früheren Zinserhöhungszyklen."

Fed-Protokolle im Blick

Im Rampenlicht in der neuen Woche stehen entsprechend die Protokolle der Fed-Sitzung im Juni, die die US-Notenbank am Mittwoch vorlegt. Sie tastete bei ihrem letzten Zinsentscheid nach zehn Erhöhungen in Folge den Schlüsselsatz nicht an und beliess ihn in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Die Mitschriften dürften Aufschluss über die Diskussionen zum weiteren Kurs geben. Es zeichnet sich bereits ab, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung am 26. Juli nachlegen dürfte. Zwei weitere Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt seien derzeit eine "sehr vernünftige Projektion", sagte jüngst die US-Währungshüterin Mary Daly.

Bei den Konjunkturdaten eröffnen die für Dienstag geplanten Zahlen zum deutschen Aussenhandel im Mai die Woche. Die Exporte waren zum Start ins zweite Quartal überraschend gestiegen. Doch Wirtschaftsvertreter sehen darin noch keine Trendwende. Hohe Inflationsraten, steigende Zinsen und eine gedämpfte Nachfrage belasten das Auslandsgeschäft. Laut dem Münchner Ifo-Institut ist die Stimmung in der Export-Industrie so schlecht wie seit Ende 2022 nicht mehr.

Deutsche Industriezahlen zunächst im Plus erwartet

Am Donnerstag und Freitag spielt bei der deutschen Industrie die Musik. Die Experten erwarten sowohl für die am Donnerstag anstehenden Produktionszahlen als auch für die zum Wochenausklang geplanten Auftragseingänge ein Plus. "Es liefen im Mai deutlich mehr Autos vom Band als im Vormonat, und bei den Auftragseingängen dürfte es eine spürbare Gegenbewegung bei den immer sehr volatilen Bestellungen des Sektors 'sonstiger Fahrzeugbau' wie Flugzeuge und Eisenbahnen gegeben haben, die im April äusserst schwach ausgefallen waren", sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Er mahnt allerdings zur Vorsicht. "Eine nachhaltige Wende zum Besseren wäre dies aber wohl kaum. Schliesslich fielen die Stimmungsindikatoren zuletzt sehr schwach aus."

Bei den Unternehmen stehen die Quartalsergebnisse des Verpackungsherstellers Gerresheimer, des Linux-Spezialisten Suse und des Zuckerkonzerns Südzucker im Terminkalender. Alle drei präsentieren am Donnerstag ihre Zahlen. Am Freitag lädt die Baumarktkette Hornbach die Investoren zu ihrer jährlichen Hauptversammlung ein.

(cash/AWP/Reuters)