In der neuen Börsenwoche blicken Anleger vor allem auf die weiteren Entwicklungen im Nahost-Konflikt. «Investoren müssen sich mit der Perspektive zweier Kriege und eines parallel dazu tobenden Handelskriegs auseinandersetzen und bewerten die Risiken neu», sagt Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets.

Israel griff in der Nacht auf Freitag den Iran an. Iranische Medien meldeten, die iranische Vergeltung werde «in naher Zukunft» kommen. Dies trieb die Ölpreise auf den höchsten Stand seit Monaten. Gefragt war auch das als sicherer Hafen angesehene Gold, während die Kurse an den Aktienmärkten fielen.

Auf Wochensicht hat das wichtigste Schweizer Aktienbarometer SMI 1,8 Prozent an Wert eingebüsst und notiert damit noch 4,7 Prozent über dem Stand von Ende 2024. Dass die Nervosität am Markt zugenommen hat, zeigte auch der SMI-Volatilitätsindex. Das sogenannte Angstbarometer der Börse stieg rund 10 Prozent auf über 15 Punkte, steht damit aber weit unter dem Jahreshoch vom 10. April bei gut 35 Zählern.

Auch der Leitindex Dow Jones in den USA verlor auf Wochensicht rund 1,3 Prozent und der Dax notierte am Freitagnachmittag mit 23.519 Punkten rund 3,5 Prozent unter dem Vorwochenschluss. Auf Tagessicht zeigten sich der deutsche Leitindex und die Futures für die wichtigsten US-Indizes mit Kursverlusten von je rund einem Prozent zwar vergleichsweise stabil, sagte Analyst Jens Klatt vom Broker XTB. «Aber es könnte die Ruhe vor einem Sturm sein.» Grund dafür sei unter anderem, dass die jüngsten Entwicklungen der Anfang vom Ende der Verhandlungen der USA und des Iran über ein neues Atomabkommen sein könnten. Der Iran wirft den USA vor, im Vorfeld von den israelischen Angriffsplänen gewusst zu haben.

US-Einzelhandel und SNB im Blick

Am Mittwoch wird die US-Notenbank Fed aufs Neue den geldpolitischen Schlüsselsatz festlegen. Händler erwarten keine Veränderung, sodass die Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent erhalten bleiben dürfte.

Nur einen Tag später, am Donnerstag, wird dann die Schweizerische Nationalbank ihre geldpolitische Lagebeurteilung vornehmen. Ökonomen gehen von einer Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 0 Prozent aus. Nicht vollkommen ausgeschlossen ist ein grosser Schritt um 0,5 Prozent. Damit würde die SNB zu Negativzinsen zurückkehren. 

Die Freude der Anleger über die schwächere US-Inflation und den vorläufigen US-Handelsdeal mit China sei hingegen bereits vor dem Angriff verpufft, schreiben die Experten der Helaba. In der neuen Woche dürften neue Konjunkturdaten zeigen, inwieweit die von der Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung ausgehenden Turbulenzen den privaten Konsum bremsen. Dabei blicken Anleger etwa auf die Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen im Mai. «Bis April lief der private Konsum noch ganz gut», sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. «Allerdings dürfte dabei zuletzt geholfen haben, dass viele Verbraucher in Antizipation von zollbedingten Preiserhöhungen Käufe vorgezogen haben.»

Ebenfalls am Dienstag gibt der ZEW-Index einen Hinweis auf die Stimmung der Börsenprofis. Analysten sagen für Juni einen Anstieg des Barometers auf minus 74 Punkte von minus 82 Zählern voraus. Am Mittwoch folgen die endgültigen Inflationszahlen für die Euro-Zone im Mai. In den Fokus zum Wochenschluss rücken die Daten zum Verbrauchervertrauen im Euroraum im Juni.

(Reuters/cash)