Die Mehrheit der cash-Leser glaubt gemäss einer Umfrage von vergangener Woche nicht mehr an eine Jahresendrallye an der Schweizer Börse. Die Unsicherheiten, allem voran getrieben durch den Handelskonflikt der USA mit China, drücken zu stark auf die Stimmung. 

Seit Februar taumelt der Swiss Market Index (SMI) um die Marke von 9000 Punkten herum. Die Performance seit Jahresbeginn ist mit minus 4,3 Prozent negativ. Und geht es nach zahlreichen Aktienexperten, so ist auch der nächste Bärenmarkt mit fallenden Kursen nicht mehr weit. Nach Anastassios Frangulidis, Chefstratege bei Pictet Asset Management Zürich, wird die Lage an den Finanzmärkten bereits ab 2019 kritisch, wie er vor zwei Wochen im cash-Börsen-Talk ausführte.

Doch gewiefte Anleger verwerfen nun nicht die Hände ob des lahmen SMI. Sie suchen nach passenden Investitionsmöglichkeiten. Und die gibt es tatsächlich: Diverse Strukturierte Produkte setzen auf Seitwärts- bzw. Abwärtsmärkte. Solche Produkte haben aber keine Renditegarantie und sind häufig mit hohen Verlustrisiken verbunden. Daher gilt: Wer ein Produkt nicht versteht, lässt besser die Finger davon. Und über die Kosten sollten sich die Anleger informieren.

Szenario 1: Seitwärtsbewegung des SMI

Kommt die Börse nicht vom Fleck, setzen Anleger häufig auf sogenannte "Barrier Reverse Convertibles", kurz BRC. Es sind mit Abstand die beliebtesten Strukturierten Produkte. Der Anleger wettet quasi auf den künftigen Kursverlauf eines zugrunde liegenden Basiswertes. Unterschreitet der Basiswert SMI eine im Voraus definierte Barriere nicht, dann erhält der Anleger neben einer jährlichen, zumeist attraktiven Couponzahlung auch das eingesetzte Kapital zurück. Fällt das Produkt allerdings unter die Barriere, ist mit hohen Verlusten zu rechnen. 

Zahlreiche Anbieter geben solche BRC auf den SMI heraus. So etwa die Bank Vontobel: Der 9.05 SMI/VONT 21 wurde Anfang März bei einem Wert von 8829,29 lanciert. Der Anleger erhält jährlich bis zum Bewertungstag (1. März 2021) eine Zinszahlung von 3,01 Prozent auf den eingesetzten Betrag. Darüber hinaus gibt es am Bewertungstag den Nennwert zurück, sollte der SMI zu jenem Zeitpunkt auf oder über der definierten Barriere bei 6621,97 Punkten liegen. Bei einem tieferen SMI-Wert stehen höhere Verluste an. Steigt der SMI stark an, hat der Anleger indes auch nichts von den Kursgewinnen. Der Anleger setzt hier also klar auf eine Seitswärtsbewegung des SMI.

Eine andere Option ist der Autocallable Multi Barrier Reverse Convertibles von Leonteq auf die fünf grössten SMI-Unternehmen Nestlé, Novartis, Roche, UBS und Zurich, der am 31. Juli lanciert wurde. Als jährlicher Coupon werden 3,5 Prozent ausbezahlt, am Ende der Laufzeit erhält der Anleger das Kapital zurück. Die Bedingung allerdings: Keiner der fünf enthaltenen SMI-Titel darf während der Laufzeit Kursverluste von 60 Prozent oder mehr erleiden. Fällt der Kurssturz höher aus, dann gibts Verluste. Das Verfallsdatum ist am 24. Juli 2023.

Szenario 2: Abwärtsbewegung des SMI

Gehen Anleger davon aus, dasss die Aktienmärkte und damit auch der SMI in den nächsten Monaten fallen werden, bieten sich Kapitalschutzprodukte an. Diese Produkte sind quasi ein Rettungsschirm bei Kurseinbrüchen, Geld lässt sich im Falle eines Bärenmarktes damit aber nicht verdienen - nur den Verlust reduzieren.

Simon Przibylla, Director Public Solutions bei Leonteq, empfiehlt Anlegern das derzeit zur Zeichnung aufliegende Kapitalschutzprodukt auf den SMI, welches von der EFG Bank emittiert wird (Zeichnungsfrist 28.09.2018) und eine Laufzeit von 6 Jahren besitzt. Hier wird kein Coupon ausbezahlt, der Anleger kann von einem weiter ansteigenden SMI profitieren. Der maximale Verlust beträgt 10 Prozent. Sollte der Leitindex tiefer fallen, ist der Anleger geschützt.

Wer durch Kurseinbrüche reich werden will, setzt auf "Put-Warrants". Mit diesen Hebelprodukten, die unterschiedliche Laufzeiten haben, profitieren Anleger überproportional stark von Kurseinbrüchen. Schliesst das Produkt jedoch am Verfalltag des Warrants auf oder über dem Basispreis, verfällt das Produkt wertlos. Profitabel wird das Produkt dann, wenn eine vordefinierte Grenze unterhalb des Basispreises ("Strike" oder Ausübungspreis) unterboten wird. Landet der Preis zwischen Ausübungspreis und Basispreis, erhält der Anleger nur einen Teil des eingesetzten Kapitals zurück.

Put Warrants auf den SMI gibt es zuhauf. Dabei kann der Anleger zwischen unterschiedlichen Risikolevels auswählen. Entscheidend für das eingegangene Risiko ist die Höhe des Strikes: Je tiefer dieser angesetzt wird, desto höher fällt der mögliche Gewinn aus - aber desto wahrscheinlicher wird auch ein Totalverlust.

Beispiel eines extrem riskanten Produktes ist der Put Warrant "SMUMXU" auf den SMI der UBS. Der Strike ist auf 7600 festgesetzt, Verfallsdatum ist der 21. Juni 2019. Stand jetzt müsste der SMI bis zum Verfallszeitpunkt um mindestens 16 Prozent einbrechen, damit das Produkt profitabel wird. Gemäss UBS-Angaben liegt der Hebel bei diesem Produkt bei 72,2. Will heissen: Liegt der SMI in neun Monaten tatsächlich unter 7600 Punkten, verdient der Anleger richtig gutes Geld. Kann sich der SMI allerdings auf dem heutigen Stand oder darüber behaupten, ist der ganze Einsatz verloren.