Es ist wohl in erster Linie die Marktstimmung, die den Goldpreis diese Woche in die Höhe getrieben hat - auf 2202 Dollar pro Unze. Typischerweise ist dies nicht von Dauer, wobei man in einem kleinen Markt wie Gold die Stimmungskomponente sicherlich nicht unterschätzen darf. Zuletzt wurde denn auch die Nachfrage und damit wohl auch der Preisanstieg stark von spekulativen Käufern getrieben, wie die Positionierungsdaten der Futures-Märkte zeigen. 

Der Bitcoin hat es dem Gold gleichgetan und ist letzte Woche ein neues Allzeithoch bei 73'798 Dollar markiert. Von diesem ist weltgrösste Kryptowährung um mehr als 10 Prozent abgefallen, da der Appetit auf die jungen börsengehandelten Bitcoin-Spotfonds nachlässt.

Diese Entwicklung könnte aber nur kurzfristig sein, wird sich bald durch das bevorstehende «Halving» die Nachfrage verstärken, voraussichtlich am 20. April 2024 um 09:28 Uhr. Beim Halving wird die Menge an Bitcoin, die an Miner vergeben wird, um 50 Prozent reduziert. Dadurch wird das Angebot an neuen Bitcoin, die auf den Markt kommen, knapper.

Es erstaunt nicht, dass Gold und Bitcoin im Gleichschritt neue Höchststände erreicht haben: Beide werden als «Anti-Dollar» gesehen und als Absicherung gegen systemische Risiken im Finanzsystem gesehen. Nicht umsonst ist Bitcoin ein Kind der Weltfinanzkrise. Ausserdem ist die Nachfrage nach beiden unabhängig von der Konjunktur, was sie grundsätzlich als Diversifikationsinstrument interessant macht. Auch sind beide rar, was bei Gold in der Natur des Bergbaus und beim Bitcoin in der Natur des Netzwerkcodes liegt.

«Es gibt viele ‹Gold-Bugs›, die auch dem Bitcoin zugeneigt sind. Jedoch gibt es auf beiden Seiten auch solche, die die Gegenseite komplett ablehnen», so Carsten Menke, Edelmetallexperte bei der Bank Julius Bär. So sehen einige «Gold-Bugs» den Bitcoin tatsächlich nicht als werthaltig an, während einige «Bitcoin-Maxis» das Gold nur als Relikt der Vergangenheit sehen, wogegen der Bitcoin für sie natürlich die Zukunft ist. Wegen der ähnlichen Ausgangslage können aber beide Vermögenswerte wohl gut koexistieren.

Ein Nachteil hat Bitcoin aber sicherlich: Während Gold sich aber im Laufe der Zeit immer wieder auch als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheite wie Rezessionen profiliert hat, ist Bitcoin diesen Beweis bislang schuldig geblieben. Es verhält sich weiterhin mehr wie ein «risk-on» Vermögenswert, er korreliert deutlich stärker mit Aktien als Gold.

«Kurzum, Bitcoin könnte längerfristig tatsächlich zu einer Form des ‹digitalen Goldes› werden. Allerdings sind wir – aus der Sicht eines westlichen Anlegers – noch nicht dort», argumentiert Menke. Anders verhält es sich aus der Sicht von Anleger, die in Ländern beheimatet sind, wo Kapitalverkehrskontrollen gelten. Dort ist Bitcoin ebenso wie Gold ein Mittel zur Kapitalflucht.

ManuelBoeck
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