Minus 9 Prozent am gestrigen Dienstag, minus 5 Prozent am Tag zuvor, minus 8 Prozent am letzten Donnerstag bei der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen: Die Investorinnen und Investoren der Online-Apotheke Zur Rose mussten in den letzten Tagen einiges einstecken. Mehr noch: Seit dem 17. September haben die Aktien fast 30 Prozent eingebüsst, seit dem Rekordhoch von 514 Franken Mitte Februar gar rund 40 Prozent. Am heutigen Mittwoch fallen die Aktien bis 1,3 Prozent auf 306 Franken. Es ist der tiefste Stand seit fünfeinhalb Monaten.
Bloss: Diese Kursexzesse sind nichts Neues. Die Aktie fiel Anfang Mai auch schon tiefer, nämlich auf 258 Franken. Denn der mit viel Wachstumshoffnungen verbundene Titel ist auch ein Spekulationsobjekt für Anleger und Anlegerinnen. Laut IHS Markit sind bei Zur Rose rund 25 Prozent aller ausstehenden Aktien leer verkauft. Das heisst, dass eine grosse Menge an Marktakteuren auf fallende Kurse wettet. Der Anteil von einem Viertel ist einer der höchsten am Schweizer Aktienmarkt.
Dass bei der Aktie derart viel von einer schwer abschätzbaren Wette auf die Zukunft abhängt, bewies auch der gestrige Dienstag. Der Kurssturz wurde bei AWP mit einer Publikation von Kepler Cheuvreux erklärt, wonach bei Zur Rose eine nicht näher definierte richterliche Unterlassungsverfügung rund um die Preisgestaltung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten eingegangen sei. In diesem Zusammenhang würde sich dann die Frage stellen, ob Zur Rose solch potenziell kursrelevante Tatsachen (wenn sie denn stimmen) im Sinn der Ad-hoc-Publizitätsvorschriften der Schweizer Börse (SIX Exchange Regulation) nicht veröffentlichen müsste.
Immer wieder Gerüchte und Spekulationen
Auch die gestrigen Spekulationen sind nichts Neues: Ähnliche Gerüchte vor allem aus dem Hoffnungsmarkt Deutschland bezüglich der Einführung des elektronischen Rezeptes verunsichern Investoren fast schon im Wochentakt. Und locken entsprechend viele Leerverkäufer an.
Analysten wissen bei Zur Rose ebenfalls weder Ein noch Aus, ganz im Sinn von: "You either love it or hate it". Das zeigt die Bandbreite der Kursziele für die Aktie. Am Dienstag senkte die UBS ihre Einschätzung auf 250 Franken und bestätigte das Rating "Verkaufen". Am anderen Ende steht Jefferies mit einem Kursziel von 571 Franken. Von den elf von Bloomberg erfassten Zur-Rose-Analysten haben deren sieben eine Kaufempfehlung, drei raten zu "Halten", und eine Bank (eben die UBS) ruft zum Verkauf des Titels auf. Das durchschnittliche Kursziel beträgt dabei 435 Franken.
Möglich ist nun wieder mal eine deutliche Gegenbewegung der Aktie. Damit liesse sich auf die Schnelle recht viel Geld machen. Allerdings haben die doch recht enttäuschenden Drittquartalszahlen am Markt einen negativen Eindruck hinterlassen, der nachhaltig sein könnte. Anlegerinnen und Anleger sollten die am Mittwoch eingetretene relative Ruhe bei den Aktien nutzen, um innezuhalten und zu schauen, in welche Richtung sich die Aktie in den nächsten Tagen bewegt. Und klar ist, dass langfristig orientierte Investoren dabei bleiben. Das Geschäftsmodell, das bleibt festzuhalten, ist nach wie vor überzeugend.