Am 19. Februar war die Börsenwelt noch in Ordnung, der Blue-Chip-Index SMI stand auf historischem Höchst. Dann riss die Corona-Pandemie die globalen Aktienmärkte in die Tiefe. Innert knapp fünf Wochen büsste der SMI 27,5 Prozent ein. Der Crash hat in den Portfolios der Privatanleger wie auch in jenen der Reichsten tiefe Spuren gezogen. Nach Berechnungen von BILANZ haben die zehn reichsten Aktionäre in der Schweiz in dieser Periode zusammen nicht weniger als 33 Milliarden Franken an Buchverlusten erlitten.

Am heftigsten erwischte es den Brasilien-Schweizer Jorge Lemann (80). Der Kurssturz seiner Beteiligungen am Biergiganten AB InBev sowie an Restaurant Brands und Kraft Heinz schmälerte den Wert seines Depots um 6,85 Milliarden. Ebenfalls schwere Verluste mit Bieraktien fuhr Charlene de Carvalho-Heineken ein: Vom 19. Februar bis zum 12. März, dem Tag des diesjährigen Tiefstkurses dieser Titel, schmolz die Börsenkapitalisierung ihres Anteils an Heineken um 4,03 Milliarden.

Der Crash verschonte auch die Pharmabranche nicht. Das Roche-Paket der Familien Hoffmann und Oeri war innert drei Wochen 6,08 Milliarden weniger wert.

Die Reichsten hielten an Beteiligungen fest

Im Gegensatz zu Privatanlegern halten die zehn reichsten Aktionäre ihre Beteiligungen nicht nur der Rendite wegen. Bei der Familie Hoffmann und Oeri, Thomas Schmidheiny, den Hayeks oder den Familien Schindler und Bonnard werden die Aktienpakete über Generationen weitergereicht. Familienvertreter sind oftmals auch aktiv in die Führungsverantwortung der betreffenden Unternehmen eingebunden.

Während viele Investoren in Panik dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt haben, hielten die Reichsten an ihren Beteiligungen fest. Das hat sich bereits zu einem guten Teil bezahlt gemacht. Seit dem Tiefststand des SMI im Corona-Crash am 23. März vermochte sich der Index wieder um 20 Prozent zu erholen.

Das Minus hat sich wieder verkleinert

So schmolz der Buchverlust der Roche-Erben auf noch 1,33 Milliarden Franken. Das Aktienpaket von Klaus-Michael Kühne (82) am Logistikkonzern Kühne + Nagel war zum Tiefstkurs 2,43 Milliarden weniger wert, inzwischen hat sich das Minus auf 1,12 Milliarden verkleinert. Bei der Familie Schindler und Bonnard, Mehrheitseigner des Aufzüge- und Rolltreppenherstellers Schindler, schmolz der Verlust von 2,14 auf noch 0,52 Milliarden.

Thomas Schmidheiny (75) registriert mit seinem Paket an Lafarge-Holcim eine Einbusse von 0,64 gegenüber einst 1,06 Milliarden, und der einstige Buchverlust des Anteils der Familie Hayek an der Swatch Group ist von 1,05 auf 0,61 Milliarden geschmolzen.

Bei den Blochers hat sich der heftige Verlust, gemessen am Tiefstkurs, über die gesamte Periode betrachtet sogar in einen minimen Gewinn verwandelt.

Die zehn reichsten Aktionäre beklagen zwar immer noch saftige Kursverluste. Allerdings hat die freundliche Börsenstimmung der letzten Wochen diese Einbussen abgebaut. Waren ihre Beteiligungen am 19. Februar zusammen 105 Milliarden Franken wert, stellte sich dieser Betrag am 20. April auf 89  Milliarden. Die Buchverluste haben sich also um die Hälfte abgebaut – von einst 33 auf noch 16 Milliarden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf bilanz.ch unter dem Titel: «So hart traf der Corona-Crash die zehn reichsten Aktionäre der Schweiz».