Die Vorzeichen an Europas Börsen bleiben negativ. Alleine im laufenden Monat hat der breit gefasste Stoxx 600 Index mehr als 10 Prozent eingebüsst. Nicht viel besser erging es dem Swiss Market Index (SMI). Er verlor immerhin rund 9 Prozent, obwohl die beiden Schwergewichte Roche und Nestlé mit Abschlägen von 5 bis 8 Prozent noch glimpflich davonkamen. Sie bestechen durch eine grundsolide Bilanz, eine weitestgehend von der Weltwirtschaft unabhängige Geschäftsentwicklung sowie eine zuverlässige Dividendenpolitik.

Da beide als Qualitätsaktien gelten, suchen Anleger bei Börsenturbulenzen gerne Schutz in diesen Valoren. Dieser Schutz hat jedoch seinen Preis. Am Buchwert gemessen weisen europäische Qualitätsaktien mittlerweile einen Bewertungsaufschlag von 40 Prozent gegenüber den Substanzwerten auf. Das lässt sich zumindest einer Studie der UBS Investmentbank entnehmen. Nur gerade nach dem Platzen der Technologie-Blase im Sommer 2012 sei der Aufschlag noch höher gewesen, schreiben deren Autoren.

Was in den darauffolgenden 12 Monaten geschah, macht hellhörig: Während europäische Substanzwerte um 20 Prozent zulegen konnten, gaben Qualitätsaktien damals im selben Ausmass an Kurswert preis. Die Bewertungsdifferenz schmolz wie Schnee an der Sonne.

Dem Schweizer Aktienmarkt droht eine Durststrecke

Darf man den UBS-Strategen Glauben schenken, dann könnte sich die Geschichte im Laufe dieses Jahres so ähnlich wiederholen. Dem Stoxx 600 Index traut man bei der Schweizer Grossbank bis Ende dieses Jahres einen Anstieg auf 400 Punkte zu. Das entspräche rein rechnerisch einem Aufwärtspotenzial von 30 Prozent.

Davon dürfte jedoch kaum etwas am Schweizer Aktienmarkt hängenbleiben, sollten die Experten mit ihrer unguten Vorahnung richtig liegen. Schliesslich tragen Qualitätsaktien beim SMI doch gut zwei Drittel zur Gesamtkapitalisierung bei. Der Grossteil davon entfällt auf die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis.

Anlagestrategen sind bereits positioniert

Anders als im Sommer 2001 vertritt in diesen Tagen nicht nur die UBS Investmentbank eine vorsichtige Haltung gegenüber Qualitätsaktien und dem Schweizer Aktienmarkt. Auch viele amerikanische Grossbanken ziehen europäische Substanzwerte den Qualitätsaktien schon seit Monaten vor, mit tiefgreifenden Folgen für die jeweiligen Branchen- und Börsenpräferenzen ihrer Portfolio- und Fonds-Manager.

Das lässt aus Sicht von in der Schweiz investierten Anlegern durchaus hoffen. Denn die Börse verfällt zwar oft und gerne in alte Verhaltensmuster. Ans Drehbuch vergangener Tage halten diese sich allerdings höchst selten.