Im ersten Quartal sank der Auftragseingang gegenüber dem aussergewöhnlich starken Vorquartal von knapp 9,2 Milliarden auf 3,6 Milliarden Euro, teilte ASML am Mittwoch im niederländischen Veldhoven mit. Aber auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel das Bestellvolumen. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten durchschnittlich 4,6 Milliarden Euro erwartet. An der Börsen quittierten Anleger das mit einem Kursrutsch, wenngleich Analysten beschwichtigende Worte fanden.
Die Aktie gab zunächst deutlich nach, verringerte das Minus zuletzt aber auf 3,7 Prozent und kostete noch 879,40 Euro. 2024 liegt das Kursplus immer noch bei rund 29 Prozent. Mit rund 360 Milliarden Euro Marktkapitalisierung ist ASML das wertvollste börsennotierte Tech-Unternehmen der Eurozone und auf Platz zwei im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 . Auf Platz eins liegt der französische Luxuswarenkonzern LVMH mit einem Börsenwert von gut 400 Milliarden Euro.
Die Auftragseingänge des Chipindustrie-Ausrüsters seien im Vergleich zu denen im Vorquartal schwach ausgefallen, schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Das Unternehmen bleibe aber in der Spur für ein starkes Jahr 2025.
Der Umsatz im ersten Quartal verfehlte auch die Marktschätzungen, wenngleich er mit einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf knapp 5,3 Milliarden Euro noch in der vom Management ausgegebenen Spanne lag. Und auch für das laufende zweite Quartal hatten die Analysten mehr auf dem Zettel, als die ASML-Chefetage es nun anstrebt.
In den drei Monaten bis Ende Juni soll der Umsatz bei 5,7 bis 6,2 Milliarden Euro liegen und die Bruttomarge als Verhältnis von Verkaufs- zu Einkaufspreisen bei 50 bis 51 Prozent. Sie lag im ersten Quartal bei 51 Prozent und fiel damit unter anderem dank Einmaleffekten besser aus als von Analysten sowie Konzernlenker Peter Wennink erwartet.
Dieser hatte 2024 im Januar als Übergangsjahr deklariert. Nach einem jahrelangen Boom, der unter anderem durch die hohe Nachfrage nach Technologieprodukten in der Corona-Pandemie begründet war, erlebten Teile der Halbeiterindustrie zuletzt trägere Zeiten. Im vergangenen Jahr hatten zudem noch viele Unternehmen aus China wegen der Angst vor westlichen Exportbeschränkungen Anlagen zur Chipproduktion bestellt.
ASML werde 2024 in Technologie sowie den Ausbau von Kapazitäten investieren, um für die Wende im Zyklus gerüstet zu sein, sagte Wennink am Mittwoch laut Mitteilung. Das Unternehmen stellt beispielsweise Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie her.
Ihre mittelfristigen Ziele bestätigten die Niederländer ebenso wie die Prognose für 2024, laut der der Umsatz dieses Jahr stabil im Vergleich zu den 2023 erlösten 27,6 Milliarden Euro sein soll. Dabei soll die zweite Jahreshälfte besser ausfallen, als die erste, sagte Wennink weiter. Die Branche erhole sich anhaltend.
Und auch Expertin Sara Russo von Bernstein blieb in einer ersten Reaktion trotz aller Enttäuschung über Aufträge und Ausblick auf das zweite Quartal gelassen. Insgesamt stimme das Setup der Niederländer. Sie erinnerte daran, dass die Nachfrage nach EUV-Lithografie immerhin von Rekordniveau komme und setzt wie Wennink auf ein besseres zweites Halbjahr 2024.
(AWP)