Nach einem freundlichen Handelsstart gab der Dax am Montag leicht nach und rutschte wieder unter die Marke von 24.000 Punkte. Auch der Euro0Stoxx50 fiel bei unruhigem Handel um 0,2 Prozent auf 5313 Zähler. Da die Frist für die Einführung der US-Zölle im Juli immer näher rückt, hielten Investoren vor allem nach Hinweisen für Fortschritte bei den Handelsgesprächen mit den USA Ausschau.
Einen positiven Impuls setzte Kanada, das kurz vor Inkrafttreten die Digitalsteuer gegen US-Technologieunternehmen zurückgezogen hatte. Die USA und Kanada seien damit ein Stück näher an einem Handelsdeal, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. «Und auch zwischen der EU und den USA scheint es weiterhin positive Tendenzen zu geben.» Unterdessen teilte die britische Regierung am Montag mit, dass das Handelsabkommen zur Senkung der US-Zölle auf britische Autos und Flugzeugteile in Kraft getreten sei.
«Die Märkte scheinen den Zöllen derzeit ziemlich gelassen gegenüberzustehen», sagte Iain Barnes, Investmentchef bei Netwealth. «Ich glaube nicht, dass es in naher Zukunft bahnbrechende Neuigkeiten zu Zöllen mit Bezug auf die EU geben wird, aber das könnte kurzfristig für Volatilität sorgen.» Auch Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets ist vorsichtig: «Eine Fortsetzung der Rally wäre sicherlich für viele Anleger eine Überraschung, denn eigentlich befindet sich der Markt in einer saisonal schwachen Zeit, in der man eine Abkühlung der Kurse erwarten könnte.»
Grüne Energiesektor unter Druck - Staatsanleihen gefragt
Im Blick behielten Anleger zudem das umstrittene Steuergesetz von US-Präsident Donald Trump, das im US-Senat die erste Hürde genommen hat. Der Gesetzentwurf sieht auch Kürzungen der Subventionen für Onshore-Windkraftprojekte vor, was dem Sektor der erneuerbaren Energien zusetzte. Ein grosser Anteil der Projekte, die vor Verabschiedung des Gesetzes nicht begonnen oder bis Ende 2027 nicht abgeschlossen werden, müsste möglicherweise auf Eis gelegt werden, sagte Sydbank-Analyst Jacob Pedersen. Die Titel des Windturbinenherstellers Vestas fielen rund sechs Prozent. Windkraftanlagenbauer Nordex war mit einem Minus von rund vier Prozent grösster Verlierer im MDax. Der dänische Windriese Orsted verlor rund drei Prozent, EDP Renovaveis fiel in Lissabon um rund vier Prozent.
Dagegen griffen Anleger erneut zu Rüstungswerten; der entsprechende Branchenindex in Europa kletterte um mehr als ein Prozent. Investoren preisten geopolitische Veränderungen ein, erläuterte Barnes. Zudem unterstütze den Sektor, dass Verteidigungsausgaben weiter steigen sollen.
Der Bankensektor zeigte sich dagegen als schwächste Branche mit einem Minus von gut einem Prozent. Fallende Zinsen machten dem Sektor zu schaffen, sagte ein Händler. Schwächster Wert war die Deutsche Bank, deren Titel in der Spitze um 4,4 Prozent abrutschten, nachdem sie seit Jahresbeginn mehr als 50 Prozent zugelegt hatten.
Unterdessen ist die Inflation im Juni in drei wichtigen deutschen Bundesländern gesunken, wie vorläufige Daten zeigten. Vorläufige Daten für Deutschland stehen am frühen Nachmittag an. Vor diesem Hintergrund erhöhten Investoren vorsichtig ihre Wetten auf Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und griffen bei Staatsanleihen der Eurozone zu. Im Gegenzug sank die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, der Benchmark des Euroraums, um zwei Basispunkte auf 2,58 Prozent.
Das Kreditwachstum in der gesamten Eurozone hat sich im Mai hingegen kaum verändert. Dies deutet darauf hin, dass die Unterstützung der EZB-Zinssenkungen durch die sich eintrübende Konjunkturstimmung weitgehend aufgehoben wurde.
(Reuters)