Das erste Modell der Baureihe soll im Frühjahr 2023 in den Verkauf gehen mit Zehntausende Exemplaren der preisgünstigen Version für Flottenkunden. GM-Chefin Mary Barra kommt damit rund ein Jahr später als der Pickup-Platzhirsch Ford mit dem F-150 Lightning. Noch schneller ist der Novize Rivian, der das Pickup R1T seit Ende 2021 produziert. Pläne für ein Pickup von Tesla haben die traditionellen Autobauer auf die Beine gebracht. Ein Lieferdatum für den futuristisch anmutenden Cybertruck gibt es aber noch nicht. Chrysler kündigte den elektrischen Ram für 2024 an.

Unterschiedliche Strategien

GMs Zuwarten liegt an den unterschiedlichen Strategien, mit denen die zwei führenden US-Autobauer die auch als Alltagswagen beliebten Spritschlucker als klimaschonende E-Transporter anbieten wollen. Der Silverado soll auf der selben elektrischen Fahrzeugplattform gebaut werden wie der GMC Hummer EV. Die von Grund auf neue Architektur braucht mehr Zeit, wird sich nach Überzeugung von GM-Chefin Barra aber langfristig auszahlen. Die im eigenen Hause produzierten Batterien und Elektromotoren sollen günstiger als die der Konkurrenz sein und so einen entscheidenden Vorteil bringen. Ford dagegen ist schnell, weil für den Lightning der entsprechende Verbrenner, der Verkaufsschlager F-150, nur umgemodelt wurde.

Dass der Markt für Elektro-Pickups in den USA reif ist, konnte Ford-Chef Jim Farley an den Auftragseingängen ablesen. Im Dezember kündigte Ford an, bald 200'000 Vorbestellungen zu haben und dann vorerst keine neuen Reservierungen annehmen zu können. Farley setzt alles daran, die Marktführerschaft zu sichern, ehe der Erzrivale GM mit dem Silverado aus der Kurve kommt. Die Produktionskapazität für das Modell im Ford-Werk am Hauptsitz Dearborn soll auf 150'000 im Jahr fast verdoppelt werden. Eine zusätzliche Fabrik sowie drei Batteriefabriken plant Ford zusammen mit dem koreanischen Batteriehersteller SK Innovation.

Surfbrett oder Ersatzstrom

Auch bei der Ausstattung unterscheiden sich Silverado und Lightning. Das Ford-Modell hat einen Laderaum an der Front, der als Kühlschrank für Proviant genutzt werden kann. Der Wagen kann außerdem dank eines in beide Richtungen möglichen Energieflusses als Generator ein Haus versorgen, falls der Strom ausfällt. Der Silverado hat in der Rückseite der Passagierkabine eine Luke, sodass Kayak oder Surfbrett mitgenommen werden können. Er hat aber weniger Ladekapazität und keine Generatorfunktion. An diesem Feature arbeitet die GM-Marke aber, wie es von Chevrolet hieß. Der Silverado soll mit einer Reichweite von 400 Meilen (644 Kilometer) den Lightning ausstechen, der zunächst nur 300 Meilen weit mit einer Batterieladung kommt.

GM-Chefin Barra ruft mit 105'000 Dollar für die luxuriöse Privatkundenversion, die im Herbst 2023 kommt, einen stolzen Preis auf. Ford tritt mit 74'000 Dollar an und Rivian mit 85'000. GM könnte ein weiteres Modell mit niedrigen Stückzahlen von weniger als 100'000 im Jahr bauen, so der Autoanalyst Chris McNally vom Investmenthaus Evercore ISI.

(Reuters)