Der Abgang, der um Mitternacht überraschend bekannt gegeben wurde, bringt ein jähes Ende der Amtszeit von Antonio Horta-Osorio: Er hatte versprochen, eine Kultur der persönlichen Verantwortung einzuführen. Er wurde durch Axel Lehmann ersetzt, der bereits Mitglied des Verwaltungsrats ist, aber ausserhalb von Zürich kaum bekannt ist.

Horta-Osorio, der für seine Verdienste um die Reparatur der Lloyds Banking Group in Grossbritannien den Ritterschlag erhielt, stolperte über verletzte Quarantäneregeln in der Schweiz und in Grossbritannien. Die CS hatten auf den Portugiesen gesetzt, um die Bank nach den Zusammenbrüchen von Greensill und Archegos aus der Malaise zu führen und dringend benötigte Stabilität an der Spitze zu schaffen.

Die Aktien der Credit Suisse fielen um bis zu 2,2 Prozent auf 9,332 Franken. In den vergangenen 12 Monaten sind die Anteilsscheine um 23 Prozent eingebrochen.

Bereits vor dem Bekanntwerden der Quarantäneverstösse war Horta-Osorios Führungsstil auf gemischte Resonanz gestossen. Einige Führungskräfte sahen in dem 57-jährigen mit seiner unverblümten Art genau das, was die Bank brauchte. Andere fanden, er säe Zwietracht.

«Hier geht es um persönliche Verantwortung»

Für Lehmann und CEO Thomas Gottstein besteht die Herausforderung nun darin, das Vertrauen der Mitarbeiter und der Anleger wiederherzustellen. Horta-Osorio galt weithin als Architekt der strategischen Neuausrichtung, die eine Verlagerung der Ressourcen weg von der Investmentbank hin zur Vermögensverwaltung vorsah.

"Hier geht es um persönliche Verantwortung", sagt Sven Feldmann, stellvertretender Dekan der Melbourne Business School. "Mit dem Rücktritt zeigt die Bank, dass sie keine Toleranz für Regelverstösse hat und es ernst meint mit der Umsetzung eines Kulturwandels."

Horta-Osorio hat laut früheren Mitteilungen der Bank die Schweiz in einem Fall vor Ablauf seiner vorgeschriebenen Isolationszeit verlassen. Reuters berichtete später von einem Besuch des Wimbledon-Tennisfinales in London während Quarantäneregeln galten.

"Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten", sagte Horta-Osorio in einer Mitteilung.

Mit Lehmann beruft die Bank einen Schweizer Insider, der fast zwei Jahrzehnte bei Zurich tätig war und als Risikoexperte gilt. Er wurde im Oktober in den Verwaltungsrat der Bank gewählt, nachdem er zuvor bei der UBS tätig war. Wie Horta-Osorio kommt er aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft, hat aber weniger Erfahrung im Investmentbanking.

«Veränderung im Management bringt weitere Unsicherheit mit sich»

Horta-Osorios sechsmonatige Strategieüberarbeitung führte zu einer vereinfachten Struktur und dem Ausstieg aus dem Hedge-Fonds-Geschäft, blieb jedoch hinter den radikalen Veränderungen zurück, die etwa die Umstrukturierung der Deutschen Bank drei Jahre zuvor kennzeichneten. Die Aktie ist seit der Ankündigung der Reformen hinter denen anderer globaler Banken zurückgeblieben. Spekulationen über eine mögliche Übernahme kamen auf.

"Die anhaltende Veränderung im Management bringt weitere Unsicherheit mit sich", schrieben die Analysten von JPMorgan unter der Leitung von Kian Abouhossein an ihre Kunden. Übernahmespekulationen halten die Analysten jedoch für unwahrscheinlich: "Wir sehen die Credit Suisse vorerst als eigenständige Einheit weiterbestehen."

Die Ernennung von Lehmann wirft die Frage auf, ob er und Gottstein die eingeschlagene Strategie fortsetzen werden. Lehmann sagte in einer ersten Erklärung, dass die Bank "die richtigen Weichen gestellt" habe und dass er weiter "weiter eine stärkere Risikokultur verankern" werde.

(Bloomberg)