Künstliche Intelligenz, fragile Märkte, US-Zölle und Wachstumsschwäche sind laut der Bank Vontobel einige der vielen Themen, die Anlegerinnen und Anleger im kommenden Jahr 2026 beschäftigen werden. Trotz vielfältiger Risiken sieht das Institut aufgrund einer niedrigen Inflation, sinkender Zinsen und eines positiven Wachstums in der Eurozone dennoch ein stabiles Umfeld für Wirtschaftswachstum und Gewinnentwicklung der Unternehmen.
Liquiditätsengpässe, ein plötzlicher Anstieg der Marktvolatilität oder markante Veränderungen der politischen Landschaft haben zwar kurzfristig für Unruhe gesorgt. Längerfristig blieben die Auswirkungen jedoch begrenzt. Der diesjährige Mix aus defensiven und zyklischen Aktien soll deshalb sowohl den erhöhten Markt- und Anlagerisiken als auch dem Optimismus des Finanzinstituts und dem positiven Wirtschaftsausblick Rechnung tragen.
Vontobel nennt die folgenden Aktien die Schweizer Top-Picks für 2026:
| Name | Kursziel (in Fr.) | Kurs (in Fr.) |
Gewinnpotenzial |
| Givaudan | 4500 | 3337 | 34.9% |
| Nestlé | 90 | 80.56 | 11.7% |
| Richemont | 190 | 166.8 | 13.9% |
| Amrize | 51 | 39.3 | 29.8% |
| Lonza | 700 | 538.2 | 30.1% |
| Partners Group | 1300 | 928.6 | 40.0% |
| Sandoz | 60 | 54.96 | 9.2% |
| Sika | 220 | 153 | 43.8% |
| Swiss Prime Site | 133 | 115.6 | 15.1% |
| VAT | 405 | 324.7 | 24.7% |
Die Top-Picks für 2026 von der Bank Vontobel mit Kurszielen, aktuellen Kursniveaus und Gewinnpotenzial. Quelle: Vontobel
Das grösste Gewinnpotenzial für die nächsten zwölf Monate sehen die Experten von Vontobel bei Sika und Partners Group mit rund 44 respektive 40 Prozent. Beide Aktien hinken dem Swiss Performance Index (SPI) in diesem Jahr deutlich hinterher: Sika hat knapp 29 Prozent verloren, während Partners Group um rund einen Viertel gefallen ist. Der SPI liegt im gleichen Zeitraum über 12 Prozent im Plus.
Laut Vontobel ist Sika mit einem zyklischen «Reset» konfrontiert. Zwar sinken die Wachstumsraten im Sektor, doch der Bauchemiekonzern lässt die Konkurrenz bei Margen und Gewinnen klar hinter sich. Die aktuell sehr tiefe Bewertung (rund 30 Prozent unter dem historischen Durchschnitt) könnte einen attraktiven Einstiegspunkt darstellen.
Diesjähriger Kursverlauf von Sika und Partners Group.
Beim Vermögensverwalter Partners Group hat sich das Transaktionsumfeld laut den Experten deutlich verbessert. Dies dürfte die Bedingungen für den Verkauf reifer Kapitalanlagen begünstigen, weshalb der Private-Equity-Konzern bei der Publikation der Halbjahreszahlen die erwarteten Performancegebühren für dieses Jahr angehoben hat.
Überreaktion und verdeckte Lichtblicke
Für die Valoren von Givaudan, Amrize, Lonza oder auch VAT sieht Vontobel ein Kursgewinnpotenzial zwischen 25 Prozent und 35 Prozent. Die Bewertungskorrektur bei Givaudan sei nicht gerechtfertigt, so Vontobel. Die Ergebnisse zum dritten Quartal 2025 seien Beleg dafür: Weder ein schwächelnder US-Markt oder ein starker Rückgang im Parfümgeschäft hätten sich materialisiert.
Bei VAT wurde eine entscheidende positive Dynamik bei den Spitzentechnologien durch die zurückhaltenden Prognosen während der Publikation der Drittquartalszahlen verdeckt: VAT verfüge dort weiterhin über eine hohe Kapazitätsauslastung. Entsprechend erwartet Vontobel steigende Nachfrage nach Speicherinvestitionen, Technologieübergängen sowie Greenfield-Investitionen in neue Chipfabriken.
Vacaville dürfte beim Pharmazulieferer Lonza für anhaltendes Wachstum sorgen. Gleichzeitig soll damit ein Nearshoring in die USA umgesetzt werden, was sich für den Pharmazulieferer zusätzlich positiv auswirken dürfte. Nachdem Vontobel die Wachstumserwartungen bereits nach oben angepasst hat, gehört Lonza zu den Top-Picks für das kommende Anlagejahr.
Nach der enttäuschenden Kursentwicklung seit der Abspaltung überwiege nun das Chancenpotenzial bei Amrize. Die Nachfrage im gewerblichen Bau dürfte sich ab Mitte beziehungsweise Ende 2026 spürbar aufhellen. Der Wohnungsbau dürfte folgen. Da Vontobel den aktuellen Bewertungsabschlag gegenüber US-Wettbewerbern als nicht gerechtfertigt ansieht, bestehe erhebliches Aufwärtspotenzial.
Turnaround und Marktführer
Für die Top-Picks Nestlé, Richemont, Sandoz oder Swiss Prime Site sieht die Bank Vontobel ein Aufwärtspotenzial von 9 bis 15 Prozent. Das SMI-Schwergewicht Nestlé hat jüngst beim organischen Wachstum (RIG) überzeugt. Nicht weniger entscheidend für die jüngsten Kursavancen waren die Aussagen des neuen CEO Philipp Nabvratil sowie erste Massnahmen und priorisierte Handlungsfelder. Sie alle gingen laut Vontobel in die richtige Richtung für einen Turnaround.
Beim Luxusgüterkonzern Richemont sind die Argumente überzeugenden den je: unangefochtene Markenattraktivität, ein differenziertes Schmuckangebot, Stabilisierung des chinesischen Market, robuste Nachfrage in anderen Märkten und eine absehbare Erholung im Uhrengeschäft. Entsprechend hat Vontobel die Einstufung nur wenige Tage auf «Halten» belassen und wieder auf «Kaufen» korrigiert.
Tyruko dürfte ein Wachstumstreiber für die Biosimilar-Sparte von Sandoz werden. Deshalb stufte Vontobel den Generikahersteller jüngst von «Halten» auf «Kaufen» hoch und erhöhte das Kursziel für die nächsten zwölf Monate von 46 auf 60 Franken.
Trotz Wechsel an der Spitze des Immobilienkonzerns Swiss Prime Site dürfte es vorerst zu keiner Anpassung der bewährten Strategie kommen. Die bisherigen Jahresergebnisse lassen zudem darauf schliessen, dass SPS auf Kurs ist, die Prognosen für dieses Jahr zu erreichen. Laut Vontobel ist SPS zudem gut aufgestellt, die FFO I (Funds From Operations I) pro Aktie am oberen Ende der Vorgaben zu erzielen.

