Als die UBS am letzten Donnerstag ihren Wechsel an der Führungsspitze verkündete, reagierte der Markt für UBS-Verhältnisse fast euphorisch. Der Noch-Chef der niederländischen ING Ralph Hamers soll am 1. November 2020 Sergio Ermotti als CEO der grössten Schweizer Bank ersetzen.

Die Aktie schloss am Donnerstag mit einem Plus von rund einem Prozent bei 13,03 Franken – und damit so hoch wie seit Mai 2019 nicht mehr. Dem Abwärtssog des Coronavirus kann sich die UBS-Aktie freilich nicht entziehen. Seit Freitag kommen die Titel wie der gesamte Markt unter die Räder. Trotzdem: Der Markt setzt grosse Hoffnungen auf den neuen Mann aus den Niederlanden.

Der Noch-CEO der ING Group gilt in Branchenkreise als grosser Digitalisierer. Dementsprechend gross sind die Erwartungen, dass die puncto Digitalisierung verstaube UBS hier endlich vorwärts machen könnte. Analysten aller Couleur loben Hamers denn auch als Vorreiter des digitalen Banking und trauen ihm zu, die grösste Schweizer Bank zu neuem Glanz zu verhelfen.

«UBS hat andere Herausfordrung als ING damals»

Die Analysten von Barclays verderben die Party jetzt allerdings und hinterfragen in einer Mitteilung, ob die Ankündigung von Ralph Hamers als UBS-CEO die positive Marktreaktion rechtfertigt. So merken Sie etwa an, dass ING vor völlig anderen Herausforderungen stand als die UBS heute. Für die Analysten sind möglicherweise andere Fähigkeiten erforderlich als jene, auf denen Hamers seinen Ruf aufgebaut hat.

Zudem betonen die Barclays-Analysten um Amit Goel, dass ING – entgegen der vielen Huldigungen an Hamers als Sanierer – sein Kostenziel nicht erreichen habe. Alle neuen Restrukturierungspläne wirken sich möglicherweise auf die Kapitalrenditeerwartungen aus, so die Analysten. Barclays rechnet bei der UBS mit einem geringeren organischen Wachstum und belässt die Aktie bei "Untergewichten".

Leise Skepsis wurde zuletzt schon wegen der fehlenden Erfahrungen von Hamers im Vermögensverwaltungsgeschäft laut. Die ING ist vor allem im Retail Banking stark. Dabei soll bei der Grossbank im Jahr 2020 der Fokus vor allem auf der Restrukturierung des globalen Vermögensverwaltungsgeschäfts liegen. Allerdings hat die UBS dafür jüngst erst Starbanker Iqbal Khan verpflichtet.

Mit Material von Bloomberg