Am Dienstag zog die Aktie von Barry Callebaut in der Spitze um fast 11 Prozent auf 1342 Franken an. Aus dem Handel ging sie bei 1276 Franken - das entsprach einem Plus von 5,5 Prozent.

Grund für die Avancen war die Nachricht, dass der Schokoladenhersteller offenbar eine Abspaltung seines globalen Kakao-Geschäfts auslotet. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte dies gemeldet und sich dabei auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen berufen. Ein Unternehmenssprecher wollte sich nicht konkreter äussern, verwies lediglich auf das Investitionsprogramm «BC Next Level» beziehungsweise die Prioritäten, die in einem Schuldenabbau, einer Stärkung der finanziellen Basis, im Bestreben zu nachhaltigem Wachstum sowie einer geringeren Abhängigkeit von Preisschwankungen bestünden. 

Fragen bleiben, wie etwa: Was ist der Reim auf das Geschehen am Dienstag, und kommt das Investitionsprogramm womöglich doch nur so schleppend voran, dass Barry Callebaut nun einschneidendere Schritte ins Auge fasst? 

Das Programm «BC Next Level» zeige sich auch nach zwei Jahren noch nicht in den Margen und auch noch nicht in den Nettogewinnen je Tonne - «dass das Unternehmen deswegen nun das Kakao-Geschäft abspaltet, ist möglich, aber nicht sinnvoll», sagt Matteo Lindauer, Analyst der Bank Vontobel, im Gespräch mit cash.ch.

Ihm zufolge kann Barry Callebaut aus strategischen Überlegungen heraus kaum auf die fragliche Sparte verzichten: «Das Kakao-Geschäft ist essentiell für Barry Callebaut. Ohne es kann das Unternehmen nicht mehr die gesamte Wertschöpfungskette - von der Bohne bis zur Schokolade - anbieten.» Eine Abspaltung des Kakao-Geschäfts würde ein zentrales Versprechen an die Kunden brechen, so Lindauer. Der Schritt hätte also Folgen für die Kundenbeziehungen. Laut dem Experten müssten diese dann die bestehenden Verträge mit Barry Callebaut «neu überdenken».

Eine Loslösung des Kakao-Segments widerspräche denn auch dem Selbstanspruch des Unternehmens. Es sieht sich weltweit führenden Lösungsanbieter über das ganze Spektrum von Schokolade, Kakao, Kakaoüberzüge und kakaofreien Alternativen hinweg, und zwar von der Beschaffung über die Herstellung bis zur Dekoration.

Hohe Volatilität am Markt und in der Aktie

Das Marktumfeld hat sich aber als schwierig erwiesen. «Das abgelaufene Geschäftsjahr war geprägt von einer aussergewöhnlichen und noch nie dagewesenen Volatilität im Kakao- und Schokoladenmarkt», sagte CEO Peter Feld zur Jahresberichterstattung von Anfang November. Die Verkaufsmenge sank, was aufgrund der Preisentwicklung von Kakaobohnen kaum überraschte. Umsatz und operativer Gewinn (EBIT) stiegen, der Konzerngewinn sank. 

Barry Callebaut habe Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht, auf der negativen Seite stünde aber ein weiteres Jahr mit negativem Volumenwachstum, schrieb Lindauer im Nachgang zum Gesamtjahresabschluss. 

Der Experte sagt am Mittwoch gegenüber cash.ch: «Die Aktie von Barry Callebaut hat sich von den Fundamentaldaten entfernt: Der Kurs steigt, obwohl das Unternehmen mit Problemen zu kämpfen hat.» Die Titel haben im laufenden Jahr rund 6 Prozent zugelegt. Den tiefsten Schlusskurs hatten sie im Mai bei 726 Franken, seither haben sie unter teilweise deutlichen Schwankungen 75 Prozent hinzugewonnen. Auch der Ausschlag am Dienstag zeigt: «Es braucht bloss eine Nachricht, damit sich der Kurs stark bewegt. Barry Callebaut ist eine Trading-Aktie geworden», so Lindauer.

Die Avancen vom Dienstag fanden am Mittwoch keine Fortsetzung. Die Valoren des Schokoladenherstellers verloren 3 Prozent.

Reto Zanettin
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