Der 15. und 16. Januar 2015 werden in die Schweizer Börsen-Geschichte eingehen als Tage, an denen die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Franken-Mindestkurs zum Euro fallen liess und der Schweizer Aktienmarkt ins Bodenlose fiel. Erst am 16. Januar erreichte die Börse ihren Tiefpunkt. Der Swiss Market Index (SMI) verlor in diesen zwei Handelstagen mehr als 14 Prozent – ein nie dagewesener Kurssturz.

Seither hat sich die Börse zwar wieder um 20 Prozent erholt und der SMI liebäugelt sogar mit einem neuen Allzeithoch. Doch erstaunlich viele Aktien haben sich in der Zwischenzeit nicht verbessert, ihre Kurse stehen am selben Punkt oder noch tiefer als am 16. Januar. Einige von ihnen werden auch in Zukunft Mühe haben, andere sind interessante Einstiegskandidaten.

Industrie mit Sand im Getriebe

Der SNB-Schock war gleichbedeutend mit einem Franken-Schock. Im Extrem fiel der Euro zum Franken auf einen Stand von 0,85 und erholte sich dann auf Parität. In den letzten Wochen pendelt der Euro-Franken-Kurs zwischen 1,035 und 1,055, was immer noch 15 Prozent weniger ist als der während dreieinhalb Jahren aufrechterhaltene Mindestkurs. Diese Frankenstärke trifft neben dem Detailhandel und dem Tourismus vor allem die Exportindustrie.

Mehrere exportorientierte Industrieunternehmen gehören denn auch zu den Firmen, die sich in den letzten sechs Monaten an der Börse höchstens seitwärst entwickelt haben. Darunter sind Huber+Suhner, Looser, Mikron, Perrot Duval, Schaffner, Schlatter, Starrag, Tornos, Von Roll oder Zehnder (siehe Tabelle).

Weil der Franken laut verschiedenen Experten auch in Zukunft stark bleiben wird, dürften Aktionäre solcher Unternehmen weiterhin auf Kursgewinne warten müssen. Eine zusätzliche Belastung wird auch die abflauende Konjunktur in China sein. Ob und wie stark sich diese Faktoren auf den Geschäftsverlauf auswirken, werden die anstehenden Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr zeigen.

Für Anleger hat der Kriechgang an der Börse auch spannende Seiten. Geht es nach der Zürcher Kantonalbank (ZKB), lohnt bei Looser der Einstieg. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 für 2016 ist ein zusätzliches Argument für die Aktie. Ebenfalls attraktiv bewertet ist mittlerweile Starrag (KGV 13). Die Bank Vontobel vertritt ein "Hold"-Rating. Bei Huber+Suhner halten sich die "Halten"- und "Kaufen"-Empfehlungen in etwa die Waage.

Gespaltene Bankenwelt

Auch die Schweizer Bankenwelt wurde durch die Massnahmen der SNB durcheinandergerüttelt. Nicht nur sind viele Finanzinstitute von den Turbulenzen an den Devisenmärkten betroffen. Auch der SNB-Negativzins drückt vielerorts auf die Bücher. Zudem stehen bei verschiedenen Instituten noch Rechtsfälle mit ausländischen Behörden aus. In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass grössere Banken mit dem veränderten Umfeld besser umgehen können als kleinere Institute und Vermögensverwalter. Die Aktien der SMI-Banken Credit Suisse, Julius Bär und UBS sind seit dem 16. Januar denn auch allesamt um 50 Prozent oder mehr in die Höhe geklettert. Die meisten Marktbeobachter bevorzugen momentan die UBS-Aktie gegenüber jener der Credit Suisse. Allerdings bleibt abzuwarten, in welche Richtung der neue CS-CEO Tidjane Thiam die zweitgrösste Schweizer Bank steuert.

Ganz anders sieht es bei einigen Regional- und Kantonalbanken aus. Die Banken der Kantone St. Gallen (-5 Prozent seit 16.1.) und Basellandschaft (unverändert) sowie die Finanzboutique Valartis (-15 Prozent) oder auch die Banque Profil de Gestion (-20 Prozent) kommen derzeit unter die Räder. Positives Beispiel in diesem Bereich ist die Glarner KB (+13 Prozent), die mit ihrem Online-Angebot den Hypothekar-Markt aufmischt und zu den Vorreitern im "Digital Banking" gehört. Wie schnell die Konsolidierung auf dem Finanzplatz Schweiz voranschreitet, bleibt offen. Aber solange mögliche Bussen noch nicht ausgesprochen und verdaut sind, eignen sich entsprechende Aktien nicht zum Einstieg.

Unsicherheiten im Immobiliensektor

Intuitiv sollten Immobilien-Aktien eher zu den Profiteuren des starken Frankens gehören. Denn: Anleger, die das Euro-Wechselkurs-Risiko umgehen wollen, setzen eher auf Titel, die auf den Schweizer Markt ausgerichtet sind. Und genau da böten sich Immobilien-Aktien an. Zunächst kam es auch tatsächlich zum Aufschwung in der Branche, bis Ende April der Umschwung einsetzte: Die Kurse der Immobilienfirmen gingen jäh nach unten.

Auf dem Immobilienmarkt lastet derzeit eine Unsicherheit. In Zürich herrscht zum Beispiel ein Überangebot an Büroflächen. Auch regulatorische Diskussionen drücken die Anlegerstimmung, da eine Verschärfung der Lex Koller wieder zum Thema wird, was den Zugang zum Schweizer Immobilienmarkt für Ausländer zusätzlich erschweren würde.

Die Immobilienfirma Züblin führt mit minus 67 Prozent die unrühmliche Rangliste der seit 16. Januar 2015 am schlechtesten performenden Schweizer Aktientitel an. Auch andere im Immobilienbereich tätige Aktiengesellschaften wie Peach Property oder Orascom weisen derzeit einen tieferen Kurs-Stand als noch am 16. Januar auf und Allreal konnte seine Titel nur knapp auf demselben Level halten. Dabei ginge es auch anders: Zug Estates (+15 Prozent) und Swiss Prime Site (+11 Prozent) sind im laufenden Jahre relativ gut unterwegs.

Analysten sind derzeit sehr zurückhaltend bezüglich Kaufempfehlungen für Immobilientitel. Einzig Swiss Prime Site wurde von der ZKB am 12. Juni auf "Übergewichten" gesetzt. Für die restlichen Titel gibt es kaum Kaufempfehlungen.
 

Schweizer Aktien mit schlechtester Performance seit 16.1.2015

Titel Branche Performance seit 16.1. (in %)
Züblin Immobilien -67
Schlatter Maschinenbau -56
CI Com Beteiligungen -43
Perfect Beteiligungen -33
Perrot Duval Maschinenbau -32
Aryzta Nahrung -32
Orascom Immobilien -28
CPH Chemie -27
Von Roll Maschinenbau -26
Zwahlen & Mayr Metalle -22

Quelle: cash.ch, Stand 17.7.2015, 11:30 Uhr