Am 2. April um 16 Uhr Ortszeit beginnt im Rosengarten des Weissen Hauses in Washington das bizarre Spektakel: US-Präsident Donald Trump zeigt auf einer Tafel, wie man sie früher in den Primarschulen verwendete, welche Länder er mit Einfuhrzöllen belegen will. Die Höhe der Tarife ist dort bei jedem Land feinsäuberlich eingetragen. Der Event wird als «Liberation Day» in die Geschichte eingehen.

Die Aktienmärkte, obwohl bereits in dunkler Vorahnung, reagieren heftig. Fast 3 Prozent verliert der Swiss Market Index (SMI) am Folgetag, 4 Prozent der Dow Jones, gar 5 Prozent der Nasdaq 100. Bei den meisten Indizes häuft sich in den Tagen nach dem Befreiungstag ein Verlust von kumulierten 13 Prozent an.

Solche Börsenabstürze rufen Schnäppchenjäger auf den Plan. Sie wissen: Nach zwei oder drei Tagen setzen stark gefallene Aktienmärkte in der Regel zu einer Gegenbewegung an. So ist es beim SMI: Er legt nach drei Verlusttagen am 8. April erstmals wieder zu, der Dow Jones und der Nasdaq verlieren noch am vierten Tag, doch dann kommt auch bei ihnen die Wende.

Aktien von Nvidia sind seit dem Börsenabsturz 77 Prozent gestiegen

Mutige Anleger wissen auch: Es besteht das Risiko, dass die Märkte in einem derartigen «Sell Off» nach einer kurzen Erholung weiter fallen können. Doch dieses Risiko ist nach dem «Liberation Day» limitiert. Die US-Wirtschaft steht Anfang April trotz eingetrübter Konsumentenstimmung und zuvor schon gesunkenen Börsen auf gesunden Beinen.

Vor allem aber ist klar: Donald Trump kann sich solch selbstverschuldeten Börsendebakel vor seiner Wählerschaft nicht leisten, zumindest nicht auf Dauer. Ein Zurückkrebsen von Trump - das Verhalten ist mittlerweile als TACO («Trump Always Chickens Out») bekannt - ist absehbar.

Und so geschah es auch. Trump verschob seine Zölle immer wieder, relativierte, während die Aktienmärkte weiter zulegten. Sowohl der S&P 500 wie auch der Nasdaq 100 haben jüngst Rekorde erreicht.

Anleger, die am 7. oder 8. April Aktien zugekauft haben, blicken nun auf sehr schöne Gewinne, vor allem in den USA. Wer zum Beispiel Aktien von Nvidia ins Depot gelegt hat, sieht deren Wert, etwas mehr als drei Monate später, um 77 Prozent gesteigert. Aus einer Investition von 10'000 Dollar sind nun fast 18'000 Dollar geworden.

Nasdaq100

Entwicklung der Aktien des Nasdaq 100 seit dem 8. April 2025.

Quelle: Bloomberg

Im Nasdaq 100 ist dies aber bloss die neuntgrösste Wertsteigerung bei den Einzelaktien seit dem April-Loch. Noch besser abgeschnitten haben andere Aktien, allen voran Microchip (107 Prozent), AMD (99 Prozent) oder Palantir (92 Prozent). Der gesamte Nasdaq 100 hat seit Börsenschluss am 8. April bis heute nicht weniger als 34 Prozent zugelegt.

Der Dow Jones hat seit dem April-Absacker nicht ganz soviel Rendite erzielt. Der US-Leitindex erzielte aber immerhin eine Wertsteigerung von 17 Prozent - mit Nvidia als Spitzenreiter. Bemerkenswert ist mitunter der Kursanstieg der Investmentbank Goldman Sachs mit 52 Prozent oder Nike mit 35 Prozent. Weniger gut ist die Performance von defensiven Werten wie Procter & Gamble (minus 4 Prozent), McDonald’s und Coca Cola (kaum Bewegung) oder Johnson & Johnson (4 Prozent plus).

Entwicklung der Aktien im Dow Jones vom 8. April 2025 bis heute.

Entwicklung der Aktien im Dow Jones vom 8. April 2025 bis heute.

Quelle: Bloomberg

Etwas anders sieht das Bild im Schweizer Markt aus. Der SMI hat «bloss» einen Zuwachs von 7,7 Prozent - dies vor allem wegen der Negativperformance von 8 Prozent des Index-Schlusslichtes Nestlé seit dem April-Börsensturz. Die von Einfuhr-Zöllen bedrohten Pharmatitel Roche (plus 4 Prozent) und Novartis (plus 9 Prozent) haben sich dagegen wacker gehalten.

Entwicklung der Aktien im Swiss Market Index seit 7. April 2025.

Entwicklung der Aktien im Swiss Market Index seit 7. April 2025.

Quelle: Bloomberg

Richtig Geld verdienen konnte man aber mit den SMI-Aktien Logitech (plus 30 Prozent), der UBS (26 Prozent) und ABB (22 Prozent). Mit Abstand am meisten stieg im Leitindex aber Holcim (48 Prozent), dies wegen der Abspaltung von Amrize.

Spitzenreiter im breiten Markt (Swiss Performance Index) ist Idorsia mit einem Zuwachs von 134 Prozent seit dem 7. April - die Finanzierungsbemühungen, der CEO-Wechsel und die Pipeline des Biopharmaunternehmens kommen am Markt immer besser an.

Entwicklung der Aktien im Swiss Market Performance Index seit 7. April 2025.

Entwicklung der Aktien im Swiss Performance Index seit 7. April 2025.

Quelle: Bloomberg

Weniger erstaunlich ist der Zuwachs von AMS Osram, die im Zug der Rallye der Tech-Aktien 108 Prozent gestiegen ist. Cicor hat 113 Prozent zugelegt - hier wird vom Markt vor allem die Rüstungskomponente stärker wahrgenommen.

Auffällig ist die bessere Performance des gesamten SPI (über 12 Prozent) gegenüber dem SMI seit dem 8. April. Ein Indiz dafür, welche Outperformance die Small- und Midcaps in diesem Zeitraum gegenüber den defensiven Schwergewichten im Leitindex hingelegt haben.