Im Mittelpunkt der neuen Börsenwoche stehen die weiteren Entwicklungen im US-Finanzsektor. «Der Schreck kam am Ende der Handelswoche: Berichte über US-Regionalbanken, bei denen es zu Unregelmässigkeiten und Ausfällen bei schlechten Krediten gekommen sein soll, lösten deutliche Aktienkursverluste im Bankenbereich aus», sagt Ulrich Kater, Chefökonom der DekaBank. Da das Bankensystem eng vernetzt ist, schürten Probleme bei Zions aus dem US-Bundesstaat Utah und Western Alliance aus Arizona Ängste vor einer grösseren Krise. Eine Serie von Pleiten bei regionalen Kreditinstituten hatte die US-Notenbank Fed 2023 zu aussergewöhnlichen Stabilisierungsmassnahmen veranlasst.

Trotz des Tauchers am Freitagmorgen wegen einer möglichen Kreditkrise bei den US-Regionalbanken legte der Swiss Market Index (SMI im Wochenvergleich um 1,1 Prozent zu. Ohne die Avancen des Börsenschwergewichts Nestlé - die Valoren legten um 12 Prozent zu - hätte es für den SMI über die Berichtswoche ein Minus abgesetzt. 

Rekordlauf mit Hindernissen

Auch der Schreck über die vom US-Präsidenten Donald Trump angedrohten zusätzlichen Zölle auf chinesische Waren steckte den Anlegern zwar noch in den Knochen. Längerfristig jedoch dürften Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed den Dax laut Experten in Reichweite der Marke von 25'000 Punkten halten. «Je länger sowohl der Shutdown in den USA als auch die Verhandlungen mit China über ein Handelsabkommen andauern, desto schneller muss und wird die US-Notenbank die Zinsen senken», sagt Experte Molnar. «So einfach werden an der Börse aus schlechten Nachrichten gute Nachrichten.»

Die Fed will Ende Oktober über die weitere Geldpolitik entscheiden. Eine erneute Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt gilt an der Börse als ausgemacht. Zur Vorbereitung des Treffens wurde das Bureau of Labor Statistics angewiesen, trotz des Regierungsstillstands in den USA am Freitag Inflationsdaten vorzulegen. Experten erwarten für September einen Anstieg der Inflationsrate auf 3,1 Prozent im Jahresvergleich.

Börsianer hoffen zudem auf eine Annäherung beim geplanten Treffen Trumps mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. «Spitzen sich die schwelenden Handels- und andere geopolitische Konflikte nicht weiter zu, gibt es für Investoren keinen wirklichen Grund, jetzt schon den Stecker aus dem Bullenmarkt zu ziehen», sagt Christine Romar, Europa-Chefin des Online-Brokers CMC Markets. Der Bulle symbolisiert an der Börse steigende Kurse.

Firmenbilanzen als Konjunktur-Indikator

Rückenwind erhalte die Börse auch von der Bilanzsaison, betont Sam Stovall, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses CFRA. Die Aussichten für die Technologiebranche seien angesichts des anhaltenden Booms bei Künstlicher Intelligenz (KI) rosig. Gleichzeitig deuteten die starken Quartalsergebnisse der US-Grossbanken darauf hin, dass die weltgrösste Volkswirtschaft trotz des Handelsstreits mit China und des Shutdowns der Regierung recht widerstandsfähig sei.

In der neuen Woche öffnen hierzulande gleich fünf SMI-Firmen ihre Bücher. Nach einem gemächlichen Auftakt mit Huber+Suhner, Rieter und U-Blox in der ersten Wochenhälfte, gibt es am Donnerstag eine ganze Reihe an Quartalszahlen. Im Fokus stehen die Ergebnisse von Roche, Kühne+Nagel sowie Lonza. Aber auch SGS, Galenica, Galderma, Inficon und Gurit präsentieren ihre Bilanzen der abgelaufenen neun Monate. Zum Wochenabschluss folgen am Freitag die Zahlenkränze der beiden SMI-Werte Holcim und Sika sowie der Luzerner Kantonalbank, Schindler und BB Biotech

Auch in den USA geht dir Berichtssaison munter weiter unter anderem mit den Autobauern General Motors (GM) und Tesla sowie die Mobilfunker AT&T und T-Mobile. Zu ihnen gesellen sich der Streamingdienst Netflix, der Getränkehersteller Coca-Cola und der Chipkonzern Intel.

Den Zahlenreigen der Dax-Konzerne eröffnet am Mittwochabend SAP. Vom Walldorfer Softwarehaus befragte Analysten rechnen für das abgelaufene Quartal mit einem Anstieg der wichtigen Cloud-Umsätze um 22 Prozent. Der «Nivea»-Anbieter Beiersdorf und der Triebwerksbauer MTU veröffentlichen ihre Zwischenbilanzen am Tag darauf.

Daneben stehen in der neuen Woche die Barometer für die Stimmung der europäischen Verbraucher (Mittwoch) sowie der deutschen und europäischen Einkaufsmanager (Freitag) auf dem Programm. Alle drei Indikatoren sind im Oktober voraussichtlich leicht zurückgegangen. 

(cash/Reuters)