Mit Erleichterung aufgenommene Geschäftszahlen der Technologiekonzerne Microsoft und Meta haben der Wall Street am Donnerstag Rückenwind gegeben. Der Technologie-Index Nasdaq stieg am Donnerstag um bis zu 2,7 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 17'922,83 Punkten. Der Dow Jones und der breit gefasste S&P 500 rückten jeweils etwa ein Prozent vor.
Die laufende Bilanzsaison der Technologiebranche komme für Anleger in einer kritischen Phase, sagte Portfolio-Manager Joe Tigay vom Vermögensverwalter Equity Armor. «Microsoft, Amazon und ihre Konkurrenten legen nicht nur Zahlen vor. Sie liefern auch Hinweise darauf, ob Unternehmen ihre Investitionen in Cloud und IT verdoppeln oder sich angesichts von Handelskriegen und wirtschaftlicher Unsicherheit zurückziehen.»
Der wachsende Bedarf an Künstlicher Intelligenz (KI) hat Microsoft ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. Die Erlöse der Cloud-Sparte Azure, auf deren Servern unter anderem KI-Programme laufen, seien um ein Drittel gewachsen. Die Facebook-Mutter Meta profitierte von ihrer KI-Software für Online-Anzeigen und legte ebenfalls Ergebnisse über Markterwartungen vor. Die Aktien der beiden Unternehmen stiegen daraufhin um 8,5 beziehungsweise 5,1 Prozent. Die Titel von Amazon und Apple, die am Donnerstag nach US-Börsenschluss ihre Bücher öffnen wollten, gewannen bis zu drei Prozent.
Gefragt waren auch die Papiere von Nvidia, die sich um 4,4 Prozent verteuerten. Einem Medienbericht zufolge denken die USA darüber nach, ihre Exportbeschränkungen für KI-Prozessoren des Weltmarktführers in die Vereinigten Arabischen Emirate zu lockern. In der Region sind zahlreiche KI-Entwickler beheimatet.
Die Aktien von Eli Lilly stürzten dagegen um bis zu zwölf Prozent ab und steuerten auf den grössten Tagesverlust seit der Finanzkrise von 2008 zu. Der Versicherer CVS will künftig die Kosten für das Abnehmmedikament «Zepbound» des Konzerns nicht mehr übernehmen. Experten befürchten einen Preiskrieg mit dem Rivalen Novo Nordisk, dessen Konkurrenz-Produkt «Wegovy» weiterhin von CVS bezahlt wird.
Anhaltendes Hin und Her im Zollstreit
Am Devisenmarkt deckten sich Investoren wieder mit der Weltleitwährung ein und verhalfen dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Plus von 0,6 Prozent. Börsianern zufolge setzten Anleger auf baldige Handelsabkommen zwischen den USA und ihren Handelspartnern, darunter China. Dies würde die wirtschaftlichen Folgen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle lindern.
Auf Talfahrt ging dagegen die japanische Währung, nachdem die Bank von Japan (BoJ) ihren Konjunkturausblick wegen des Zollkonflikts halbiert hatte. «Die Leute hatten eine baldige Zinserhöhung erwartet», sagte Anlagestratege Jayati Bharadwaj vom Brokerhaus TD Securities. Diese Spekulationen hätten nun einen Dämpfer erhalten. Dadurch rutschte der Yen zeitweise um knapp zwei Prozent ab, so stark wie zuletzt vor etwa einem halben Jahr.
Die Zölle setzten auch der US-Industrie zu, die im April erneut schrumpfte. Dass das Minus etwas geringer ausgefallen sei als befürchtet, könne aber nur ein schwacher Trost sein, sagte Brian Jacobsen, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Annex. «Der Einbruch bei Produktion und Auslandsaufträgen bei gleichzeitigem Anstieg der Inlandsaufträge deutet darauf hin, dass die Kosten steigen und die Geschäftstätigkeit zurückgeht. Das ist keine gute Kombination,» Aus diesem Grund zogen sich einige Anleger aus US-Staatsanleihen zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf 4,206 Prozent.
(Reuters)