Der breite US-Leitindex S&P-500 verbuchte im ersten Quartal einen Rückgang von 4,6 Prozent und wies damit im internationalen Vergleich die schwächste Entwicklung seit der globalen Finanzkrise auf. Bereits da zeigte sich die Unsicherheit der Investoren wegen der US-Zollpolitik, welche dann im April zu Verwerfungen an den Märkten führte.
Umso mehr erwarteten Anleger die sogenannten 13F-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC, welche Grossanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar regelmässig übermitteln müssen - spätestens 45 Tage nach Quartalsende.
Nachfolgend ein Überblick zu den Investitionen der bekannten US-Investmentlegenden im ersten Quartal - wie Warren Buffett oder George Soros.
Michael Burry
«The big short» Michael Burry hat im ersten Quartal fast sein gesamtes börsennotiertes Aktienportfolio aufgelöst und setzt nun bei sechs Tech- und Chinaaktien auf fallende Kurse. Demnach hat Burrys Hedgefonds Scion Asset Management bei Nvidia Put-Optionen zugekauft - sowie Put-Optionen bei Alibaba, Baidu und JD.com, die in den vorangegangenen Quartalen noch zu seinen Top-Positionen gehörte hatten. Dazu kommt PDD Holdings, eine Position, die Scion Ende letzten Jahres aufgebaut hatte. Genauere Angaben zum Umfang und der Laufzeit der Wetten auf sinkende Kurse wurden nicht veröffentlicht.
Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt seine auf rund 13,2 Millionen Dollar erhöhte Beteiligung am Kosmetikkonzern Estée Lauder. Die Aktie war zuletzt stark gefallen – von 375 Dollar Ende 2021 auf knapp 64 Dollar – unter anderem wegen Problemen im Management und schwacher Geschäftszahlen. Der Konzern ist mit 26 Prozent Umsatzanteil stark vom chinesischen Markt abhängig. Marktbeobachter kommentierten: «Es ist eine günstige Call-Option auf ein Comeback des China-Tourismus und die Wiederherstellung der Bruttomarge.»
Michael Burry wurde bekannt, weil er als einer der Ersten die US-Immobilienkrise 2008 vorhersagte und mit seiner Wette dagegen hohe Gewinne erzielte.
Joel Greenblatt
Fondsmanager Joel Greenblatt versucht, günstige und gute Unternehmen mit einem Katalysator zu finden. Laut des 13F-Berichts hat er Neuinvestitionen bei Millrose Properties, Intuitive Machines und CRH vorgenommen, während er seine Beteiligung an Amazon und dem SPDR S&P 500 ETF Trust erhöht hat. Damit ist der ETF seine wertvollste Position mit 15,4 Prozent. Darauf folgen der Gotham Enhanced 500 ETF, Nvidia und Apple. Somit bilden Technologie und Industrie den stärksten Fokus aus den elf verschiedenen Sektoren in Greenblatts Portfolio, das aus insgesamt '542 Aktien besteht.
Davon hat der Investor seine Position bei 449 Aktien reduziert, unter anderem ConocoPhillips und Dominion Energy. Zusätzlich hat er 148 Aktien verkauft, davon insbesondere die Titel von Sonoco Products und Acadia Healthcare.
Greenblatt hat sich durch die Erfindung seiner magischen Investitionsformel einen Namen gemacht: Suche nach hoher Ertrag auf dem Kapital und hoher Gewinnrendite. Er versucht herauszufinden, wie hoch die «normalisierten Gewinne» in drei bis vier Jahren sein werden.
Bill Ackman
Bill Ackman hat nur eine Beteiligung komplett aufgegeben: Nike. Damit verfolgt er treu seine Investmentstrategie, Aktien zu kaufen, die mit einem Abschlag auf diesen fairen Wert gehandelt werden, und verkaufen, wenn die Unternehmen diesen Wert erreicht haben. Gleichzeitig wurde die Position bei Hilton reduziert und bei Brookfield rund 17 Prozent erhöht.
Die bedeutendste Investition wurde in Uber getätigt. Ackman bezeichnet Uber als eines der «bestgeführten und qualitativ hochwertigsten Unternehmen der Welt». Das Unternehmen werde trotz seiner Grösse noch immer zu einem erheblichen Discount im Vergleich zu seinem inneren Wert gehandelt. Mit rund 30'301'161 Aktien macht Uber nun den grössten Anteil - 18,5 Prozent - im Portfolio aus.
Bill Ackman gilt als konfliktfreudiger und aktivistischer Investor. Er versucht, aktiv Einfluss auf Unternehmen zu nehmen, beispielsweise durch öffentliche Kritik am Management. Er gründete den Hedgefonds Pershing Square Capital Management im Jahr 2004.
David Tepper
Als einer der erfolgreichsten Fondsmanager an der Wallstreet unterstützt David Tepper Ackmans Uber-Euphorie. Mit 1,7 Millionen neuen Aktien hat er seine Position im Fahrgeschäft erhöht, während er bei Meta nur rund 60'000 Aktien dazugekauft hat. Neu dazugekommen sind Deutsche Bank, Broadcom und L3Harris Technologies.
Auffallend ist seine Reduktion in China-bezogenen Vermögenswerten zu Beginn dieses Jahres, bevor Präsident Donald Trump seinen Handelskrieg begann. Dies, nachdem er im September aufforderte «alles zu kaufen, was mit China zu tun hat». So verringerte er seine Anteile an Alibaba um 22 Prozent, bei JD.com sind es 23 Prozent. Dennoch gehören die beiden Unternehmen, nebst PDD und Amazon, nach wie vor zu den vier grössten Positionen unter den 38 Aktien. Auch bei Microsoft wurde reduziert - Advanced Micro Devices und FedEx gar verkauft.
Tepper fokussiert sich stark auf Unternehmen aus dem zyklischen Konsum, Technologie oder Kommunikationsdienste. Berühmt wurde der Fondsmanager durch seine riskanten, aber erfolgreichen Wetten während der Finanzkrise 2008/09, als er massiv in unterbewertete US-Banken investierte und damit Milliarden verdiente. Sein Investmentansatz: Er kauft, wenn andere verkaufen, und setzt stark auf makroökonomische Analysen.
George Soros
Im Gegensatz zu seinen Kollegen hat Soros seine Beteiligung bei Apple um 3,2 Prozent reduziert. Um einiges grösser war die Reduktion beim chinesischen Industrieunternehmen JD.com - minus 93,6 Prozent. Verkauft wurden auch rund 750'000 Aktien am iShares Russell 2000 ETF und die Position im Versicherungsmakler Arthur J. Gallagher & Co.
Andererseits hat Soros Neuinvestitionen bei American Electric Power, Entergy, und der Bank JPMorgan getätigt. Wie auch Greenblatt hat er seine Beteiligung am SPDR S&P 500 ETF Trust erhöht, was den ETF zur drittgrössten Position in seinem Portfolio macht. Seine grösste Investition ist nach wie vor bei Smurfit WestRock (6,1 Prozent), gefolgt von AstraZeneca (3,98 Prozent).
Der 94-Järige Soros wurde in den 1990er-Jahren aufgrund seiner Devisenspekulationen unter anderem gegen das Pfund Sterling populär, wonach er persönlich für die Währungskrise verantwortlich gemacht wurde.
Warren Buffett
Die Quartalstätigkeiten von Warren Buffett und seiner Beteilungsgesellschaft Berkshire Hathaway überraschen im Gegensatz zu seinen Kontrahenten wenig. Der beinahe 95-Jährige hat seine Bestände an Finanzwerten weiter reduziert oder verkauft - eine Strategie, die das «Orakel von Omaha» seit längerem verfolgt und den Fokus stattdessen auf den Aufbau eines Bargeldbestands legt, der Ende März fast 350 Milliarden Dollar erreichte.
So verringerte Buffett seine Position in der brasilianischen Nubank, und in den US-Banken Citigroup, Capital One Financial sowie seinen langjährigen Anteil an der Bank of America. Nach Angaben von Bloomberg besitzt er nun 8,3 Prozent des US-Kreditinstituts und ist somit nicht mehr dessen grösster Aktionär. Seine wertvollste Position ist nach wie vor Apple, die im ersten Quartal unangetastet blieb. Gleichzeitig hat er seine Beteiligung an Constellation Brands (Corona-Bier) aufgestockt und Aktien von Sirius XM Holdings und Occidental Petroleum gekauft.