«Ihre Fortschritte in der Kernfusion und -spaltung sind sehr beeindruckend», sagte der Microsoft-Mitgründer Bill Gates über Chinas Innovationsbemühungen im Nuklearbereich. Das Land investiere in die Fusionsforschung «mehr als der Rest der Welt zusammen – mal zwei», so Gates weiter.

China dominiert bereits die Entwicklung und Produktion zahlreicher grüner Technologien – von Elektroautos über Solarpanels und Batterien bis hin zu strategischen Rohstoffen wie Seltenen Erden. Bei fortschrittlichen Atomreaktoren jedoch hat das Land bislang noch keinen vergleichbaren Vorsprung erreicht.

Die globale Atomindustrie steht weiterhin vor grossen Hürden – von regulatorischen Genehmigungen über den Aufbau einer Lieferkette für neuartige Brennstoffe bis hin zur grundlegenden technischen Herausforderung, bei der Kernfusion überhaupt erstmals Nettoenergie zu erzeugen.

Dennoch wächst das Interesse an kleinen modularen Reaktoren (SMR) und an Fusionsprojekten, da viele Staaten nach neuen Energiequellen suchen, um den steigenden Strombedarf von Rechenzentren zu decken. In den USA dürften Rechenzentren laut einem Bericht von Bloomberg bis 2035 rund 9 Prozent des gesamten Stromverbrauchs ausmachen – mehr als doppelt so viel wie 2024. Dieser steigende Bedarf dürfte laut Bloomberg Intelligence Investitionen von rund 350 Milliarden Dollar in die Kernenergie anstossen.

Energieverbrauch und Kosten

Gates sieht in der Kernenergie eine Möglichkeit, sowohl Rechenzentren mit Strom zu versorgen als auch die Energiekosten zu senken. Der durch künstliche Intelligenz wachsende Energieverbrauch werde sich zudem durch die zunehmende Verbreitung von Wärmepumpen und Elektroautos weiter verstärken. Zwar verfüge die USA über reichlich Erdgas – 2023 stammte fast die Hälfte der Stromerzeugung daraus – «aber unendlich viel Gas haben wir nicht», so Gates.

Langfristig werde «wahrscheinlich entweder Spaltung oder Fusion der günstigste Weg zur Stromerzeugung sein». Derzeit seien beide Technologien jedoch noch teuer und unausgereift. Gates’ Investmentfirma Breakthrough Energy Ventures hat bereits mehrere Nuklear-Start-ups unterstützt, darunter den Fusionspionier Commonwealth Fusion Systems sowie TerraPower, das an neuartigen Spaltreaktoren arbeitet – beide mitgegründet von Gates.

Im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie geniesst die Kernkraft Rückendeckung der Trump-Regierung. US-Energieminister Chris Wright erklärte im Oktober auf einem Gipfel in Utah, «Atomenergie wird wieder sexy werden». Wright sass zuvor im Verwaltungsrat des Reaktor-Start-ups Oklo, bevor er ins Energieministerium wechselte.

Auch grosse Tech-Konzerne wie Microsoft und Alphabet sichern sich bereits über langfristige Stromabnahmeverträge mit Nuklear-Start-ups künftige Energieversorgung. Doch Gates dämpfte die Erwartungen: «Kernenergie wird frühestens ab 2035 einen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung von Rechenzentren leisten – und das nur, wenn alles nach Plan läuft», sagte er.

(Bloomberg)