Bitcoin hat wieder die Marke von 8000 Dollar überschritten. Nach dem Hype im vergangenen Jahr, wo der Wert der Kryptowährung bei fast 20‘000 Dollar angekommen war, sind das Good News für Krypto-Fans. Denn in der ersten Hälfte dieses Jahres haben bis auf Tether alle der zehn grössten Kryptowährungen stark gelitten. In den vergangenen Tagen sind aber auch bei fast allen die Kurse wieder gestiegen (siehe Tabelle am Ende des Beitrags).

Die Diskussion um Sinn oder Unsinn beziehungsweise den Wert von Kryptowährungen lässt erwartungsgemäss nicht nach, auch wenn die Kurse derzeit wieder etwas steigen. Dass beispielsweise die weltbekannten Ökonomen Joseph Stiglitz, Nouriel Roubini und Kenneth Rogoff sehr kritisch zu Kryptowährungen stehen, ist nichts Neues. Vor einigen Tagen haben sie ihre Kritik erneuert und Bitcoin und Co. mehr oder weniger den langsamen Tod vorausgesagt.

An der Technik liegt's nicht

Nur: Ist dies überhaupt möglich? Rein technisch gesehen gibt es für diese Voraussage keinen Grund. "Bitcoin existiert seit knapp zehn Jahren praktisch ausfallfrei, was zeigt, dass die Blockchain-Technologie funktioniert und das Vertrauen in Kryptowährungen gerechtfertigt ist", sagt Nils Reimelt von der Beratungsfirma Capco.

Bitcoin kämpft allerdings damit, dass die hohe Nachfrage das Transaktionsnetzwerk überlastet und Käufe und Verkäufe an Kryptobörsen sehr teuer geworden sind. Abspaltungen von Bitcoin – die so genannten "Forks" – wie Bitcoin Cash wirken dem entgegen. Allerdings sind diese Kryptowährungen weniger populär als Bitcoin, das fast die Hälfte der Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ausmacht.

Ethereum bzw. Ether wiederum wird von von der Technologie her als zukunftsfähiger betrachtet. Das Ethereum-Protokoll ist anpassungsfähiger und Transaktionsengpässe sind sehr selten. Nils Reimelt geht aber davon aus, dass strukturierte Produkte oder ETF am ehesten auf Bitcoin emittiert werden. Derzeit wird heftig darüber spekuliert, ob bald der erste Bitcoin-ETF an den Markt kommen wird.

Bewertungsmodelle in den Kinderschuhen

Stiglitz, Roubini, Rogoff und andere prominente Kryptowährungs-Kritiker – Warren Buffett gehört bekanntlich zu ihnen – argumentieren bei ihrer Kritik indessen vor allem makroökonomisch. Roubini etwa wiederholte eine relativ verbreitete Ansicht, wonach Kryptowährungen wegen eines fehlenden "intrinsischen" Werts verschwinden würden. Also die Tatsache, dass anders als bei etablierten Zahlungsmitteln bei den Kryptowährungen nicht die Leistung einer Volkswirtschaft und andere konkret als Gegenwert einschätzbare Parameter vorhanden sind.

Ob dies so ist, ist eine Glaubensfrage zwischen Krytpo-Fans und Krypto-Kritikern. Es ist tatsächlich so, dass eine Bewertung im klassischen Sinne nicht möglich ist, um den Preis beispielsweise von Bitcoin allgemeingültig zu begründen. Somit kann auch nicht so leicht ein Preisziel aufgestellt werden.

Der Schweizer Vermögensverwalter für Blockchain-Investments Vision& hat in einer vor zwei Monaten erschienenen Studie Modelle ergründet, mit denen liquide Kryptowährungen bewertet werden könnten. Zentral bei der Betrachtung ist, dass der Wert und damit der Preis von Bitcoin und Co. nicht durch einen materiellen Gegenwert, sondern durch Angebot und Nachfrage definiert wird. Letztlich ist dies auch bei traditionellen Währungen und zumindest teilweise auch beim Gold der Fall. Zentralbanken etwa schaffen mit Fiat-Geld Zahlungsmittel ohne inneren Wert.

Ob sich ökonomische Modelle von Angebot und Nachfrage bei traditionellen Wertanlagen und Kryptowährungen vergleichen lassen, ist wie gesagt Gegenstand von Kontroversen. Mit diesen Fragen beschäftigt sich heute auch die Forschung, auch wenn diese noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist aber denkbar, dass sich mit der Zeit ein anerkanntes System für die Bewertung von Kryptowährungen etabliert. Ein System, wie es auch für Aktien, Währungen und andere Wertanlagen existiert.

Regulierung schreitet voran

Im Detail argumentieren die drei berühmten, kryptokritischen Ökonomen auch in die Richtung, dass Kryptowährungen von den etablierten Institutionen der Geldpolitik zu Fall gebracht würden. Regierungen und Zentralbanken würden Kryptowährungen in die "Bedeutungslosigkeit regulieren", so die Meinung der Ökonomen. Stiglitz sagte zudem: "Man kann kein Zahlungsmittel benutzen, das im Verborgenen existiert, wenn man ein transparentes Bankensystem aufbauen will." Der Wirtschaftsnobelpreisträger von 2001 spielt darauf an, dass Kryptowährungen unter anderem in der Kritik stehen, Geldwäscherei zu begünstigen.

Dass die Regulierung die Welt der Kryptowährungen verändern wird, ist in der Tat zu einer verbreiteten Meinung geworden. Krypto-Trader haben bereits festgestellt, dass der Kontoeröffnungsprozess auf Handelsplattformen umfangreicher geworden ist und zum Teil sogar mehr Stufen umfasst als das Einrichten eines herkömmlichen Kontos bei einer traditionellen Bank. Anbieter sind vorsichtiger geworden: "Dies bremst den Handel und das Wachstum der Krypto-Community in gewisser Weise", sagt Berater Nils Reimelt.

Dass Regierungen oder Notenbanken auch in den Handel von Kryptowährungen vordringen, ist nach Reimelts Einschätzung klar. Es sei eine Frage der Zeit, bis ein Staat eine "Crypto Exchange" aufziehen werde. "Viele Anleger werden das auch begrüssen, denn dort wäre der Handel mit Kryptowährungen sauber und reguliert. Das wird kommen", so Reimelt. Bei stärker regulierten Kryptobörsen kann zumindest die Prognose getroffen werden, dass diese Zahlungsmittel dadurch eher stabiler werden und damit die Chance deren Fortbestand sich erhöht.

Performancedaten der 10 grössten Kryptowährungen

 Markt-
kapitalisierung
(Mrd. Dollar)
Kurs (Dollar)Performance
seit 1.1. 2018
(in Prozent)
Performance
7 Tage
(in Prozent)
Bitcoin140,348174,55-39,1+7,4
Ethereum47,93475,04-37,8+2,3
Ripple (XRP)17,960,456701-77,7+0,7
Bitcoin Cash15,01870,03-63,3+5,8
EOS7,348,19-27,4+0,6
Stellar5,580,297224-61,2+4,4
Litecoin5,0788,03-61,4+3,8
Cardano4,400,169745-86,1-0,7
IOTA2,710,974183-75,7unv.
Tether2,220,995190-0,6+0,1

Daten: coinmarketcap.com, Markets Insider (24. Juli 2018, 14.30 Uhr)