Letzte Woche war auf dem deutschen Aktienmarkt mal wieder zu sehen, was alles drin liegt, wenn man auf die richtigen Übernahmekandidaten setzt. Der US-Finanzinvestor Hellman & Friedman hatte am Freitag verkündet, den deutschen Online-Tierbedarfshändler Zooplus übernehmen zu wollen. Man bot den Zooplus-Aktionären 390 Euro je Aktie in bar, was einem Aufschlag von rund 40 Prozent zum aktuellen Kurs entsprach.

Die logische Konsequenz: Die Aktie sprang umgehend auf eben jene 390 Euro hoch und bescherte den bestehenden Aktionärinnen und Aktionären einen satten Kursgewinn. Zwischenzeitlich notierte die Aktie gar auf 398 Euro, was darauf hindeutet, dass Anleger auf eine zweite, noch höhere Offerte spekulierten. 

Aktienkurs von Zooplus in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch. 

Auf potenzielle Übernahmekandidaten zu setzen, ist eine beliebte Strategie von Profis. Die Geschichte hat gezeigt, dass bei Firmenübernahmen der Käufer in der Regel einen stolzen Preisaufschlag zahlen muss. Nicht selten verzeichnen Aktien von Übernahmekandidaten nach der Bekanntgabe der Übernahmeofferte daher höhere zweistellige Kursgewinne. Im letzten Jahr schnellte zum Beispiel die Aktie von Sunrise Communications über 25 Prozent nach oben, nachdem UPC eine Offerte abgeben hatte. Diese Strategie fordert allerdings einiges an Geduld ab.

Wie Übernahmekandidaten finden?

Doch wie findet man als Privatanleger potenzielle Übernahmekandidaten, die für Kurssprünge im Depot sorgen können? Eine Möglichkeit ist es, auf Aktien zu setzen, die in sogenannten Mergers & Aqcuisitions-Indizes zu finden sind. Der "Solactive European Mergers & Acquisitions Index" etwa beinhaltet rund 20 europäische börsennotierte Firmen, die in den Augen des Indexbetreibers "eine vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit aufweisen, das Ziel einer Firmenübernahme oder –fusion zu werden." Sein deutsches Pendant, der "Solactive German Mergers & Acquisitions Index", beinhaltet unter anderem Zooplus, was dem Index vergangene Woche auf ein Allzeithoch hievte. 

Welche Unternehmen in den Indizes Platz nehmen, entscheidet vierteljährlich ein Index-Komitee. Interessant: Von den 20 Titeln, die sich im European Mergers & Acquisitions Index befinden, stammen mit AMS-Osram, Clariant, Zur Rose, Basilea Pharmaceutica und GAM gleich fünf aus der Schweiz. Vor allem der Baselbieter Spezialitätenchemiehersteller Clariant wird seit Jahren als heisser Übernahmekandidat gehandelt. In der Vergangenheit hielten sich insbesondere Spekulationen darüber, dass Grossaktionär Sabic Clariant komplett übernehmen wolle. 

Auch die Versandapotheke Zur Rose ist regelmässig Gegenstand neuer Übernahmespekulationen. Aktuell sorgt das jüngste Übernahmeangebot für den Online-Händler Zooplus am Markt für Phantasie, dass auch Zur Rose bald ein Kandidat werden könnte, schreiben Experten der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie. 

Andere Übernahmekandidaten in den beiden Mergers & Acquisitions Indizes sind: 1&1, Elmos Semiconductor, AixtronK+S, Metro, Software AGTomTom, Evotec und Home24