Die Nervosität an den weltweiten Aktienmärkten ist angesichts der bevorstehenden Zinserhöhung und der tendenziell steigenden Anleiherenditen gross. Der Volatilitätsindex VIX ist seit Anfang Jahr um 49 Prozent angestiegen und liegt aktuell bei gut 25 Punkten. Der "Volatility Index" drückt die erwartete Schwankungsbreite beziehungsweise Volatilität des S&P 500 für die nächsten 30 Handelstage aus.

Davon ist auch die Schweizer Börse nicht gefeit. Der Volatilitätsindex auf den Swiss Market Index (SMI) weist seit einem Monat eine aufsteigende Tendenz auf. Zwar gibt die auch als Angstbarometer bekannte Messgrösse über die Richtung der Änderung, also steigende oder fallende Kurse, keine Auskunft. Doch fällt der S&P 500 oder der SMI, steigt in der Regel der Volatilitätsindex und vice-versa.

Diese Beobachtung bewahrheitet sich in der endenden Börsenwoche. Während der Swiss Market Index (SMI) auf Wochensicht 0,6 Prozent verliert, ist die Nervosität auch am Schweizer Markt gestiegen - seit Jahresbeginn hat der Leitindex 3,3 Prozent verloren. Was zur Folge hat, dass nur fünf Titel eine positive Kursentwicklung aufweisen. Dazu gehört Richemont (+5,3 Prozent), das den ersten Platz in der SMI-Rangliste einnimmt und am Mittwoch mit seinen Umsatzzahlen die Erwartungen deutlich übertroffen hat. Als Folge haben auch zahlreiche Analysten ihre Kursziele für den Börsenüberflieger des vergangenen Jahres angehoben. 

Am Freitag hat beispielsweise Barclays das Kursziel nach den Quartalszahlen von 155 auf 165 Franken erhöht. Das Rating belässt die Grossbank bei "Overweight". Der starke Zwischenbericht habe für den ganzen Luxusgütersektor die dringend benötigte Luft zum atmen geliefert, nachdem die Branche mit wieder steigenden Covid-Risiken in China konfrontiert wurde, schreibt Barclays-Analyst Carole Madjo.

Auch der Versicherer Swiss Re (+1,4 Prozent) schliesst die Börsenwoche mit einem Kursplus ab. Steigende Zinsen, eine weiterhin günstige Bewertung und die Aussicht auf hohe Dividenden machen den Titel attraktiv - dies gilt auch für Zurich Insurance, das die endende Börsenwoche wohl unverändert abschliessen wird. Swisscom (+0,3 Prozent) hingegen macht seinem Ruf eines sicheren Hafens alle Ehre. Die Aktie wird wegen der defensiven Eigenschaften oft als "Stabilisator im Anlegerportfolio" bezeichnet.

Tops und Flops der Woche im SMI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Der grosse Verlierer ist wie so oft in den letzten Monaten die Credit Suisse (-6,8 Prozent) - auch wieder selbst verschuldet, darf man getrost sagen. Am Montag wurde bekannt, dass der Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung Axel Lehmann zum Verwaltungsratspräsidenten ernannt hat. António Horta-Osório ist über sein Fehlverhalten im Zusammenhang mit Corona-Vorschriften gestolpert und nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats zurückgetreten. Seine Amtsdauer endet nach nur neun Monaten. Die ganze Episode wirft ein schlechtes Bild auf die Grossbank und schafft bei den Anlegern kein Vertrauen.

Zweitschlechteste Aktie im SMI ist Logitech (-6,3 Prozent). Der Titel kann sich dem stärker werdenden Gegenwind für die in der Pandemie hochgeschossenen Tech-Aktien nicht entziehen. Mit dem anstehenden Zinsanstieg in den USA verlieren die erwarteten Gewinne von Morgen, die im Aktienkurs eingepreist sind, automatisch an Wert - Stichwort Abdiskontierung. Ob dies bei Logitech gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Das tiefe Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 spricht eigentlich dagegen.

Der breite Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) verliert 0,5 Prozent und baut sein Kursminus seit Jahresbeginn auf 4 Prozent aus. Zuoberst bei den Gewinnern thront die Industriegruppe Schlatter mit plus 12,6 Prozent. Auf dem dritten Platz ist das Biotechunternehmen Idorsia (+7,1 Prozent) vorzufinden, dass letzte Woche mit der US-Zulassung für sein Schlafmittel Daridorexant einen wichtigen Erfolg vermelden konnte.

Auch der Kiosk-Betreiber Valora (+4,7 Prozent) schafft es in die Top Ten. Der Detailhandelskonzern hat am Donnerstag den bisherigen Vizepräsidenten Sascha Zahnd für die Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten vorgeschlagen. Kurstreiber ist wohl aber vielmehr, dass der Übergang der Corona-Pandemie zu einer Endemie immer näher rückt. Dies dürfte dank der Erholung der Mobilität in der Bevölkerung einen positiven Einfluss auf den Umsatz haben.

Tops und Flops der Woche im SPI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Der Vermögensverwalter GAM (-17,5 Prozent) ist hingegen am unteren Ende der Fahnenstange vorzufinden. Die GAM-Aktien sackten am Dienstag an der Schweizer Börse ab. Der angeschlagene Vermögensverwalter hat einen erneuten Reinverlust für das vergangene Jahr 2021 angekündigt - ein Turnaround ist weiterhin nicht ersichtlich. Mit einem Kurs bei 1,27 Franken wird die Aktie zunehmend ein Pennystock.

Anlegerinnen und Anleger bei Meyer Burger (-9,4 Prozent) sehen wohl mit leichtem entsetzen auf den Kursverlauf. Die Aktien des Solarmodulherstellers befinden sich seit Anfang Dezember in einem Abwärtstrend. Allein im neuen Jahr beläuft sich das Kursverlust auf 15 Prozent, was die Aktie auf ein Niveau bei 34 Rappen fallen lässt. Meyer Burger fällt in die Kategorie "kein Gewinn und hohe Wachstumsversprechen". Daher sind die geplanten Zinserhöhungen in den USA auch Gift für die Bewertung dieser Aktie.

Diese Kursentwicklung ist vermutlich eine Genugtuung für Patrick Laager, Analyst bei der Credit Suisse. Dieser hat erst Mitte Dezember sein Kursziel von 0,30 auf 0,28 Rappen gesenkt und sein "Underperform"-Rating bestätigt. Damals senkte er seine Umsatz- und Bruttogewinnschätzung für Meyer Burger. Zudem hob er hervor, dass die geplante Produktionsleistung für 2021 wohl nicht erreicht werde. Ob der Analyst und der Markt ("Der Markt hat immer recht") mit der negativen Einschätzung richtig liegen, werden wohl erst die am 24. März veröffentlichten Jahreszahlen zeigen.