Minus 6,5 Prozent: So viel hat die Schweizer Börse gemessen am Swiss Performance Index (SPI) in den letzten vier Wochen eingebüsst. Die Gründe für den starken Absacker sind zahlreich: Angst vor einer versiegenden Geldflut der Notenbanken, Sorgen vor steigenden Zinsen, eine sich abzeichnende Abflachung des Wirtschaftsaufschwungs und nicht zuletzt das Inflationsgespenst. "Derzeit endet die beste aller Anlagewelten", fasste SGKB-Marktstrategin Caroline Hilb die Lage kürzlich im Gespräch mit cash.ch zusammen.  

Ein Blick auf die Tops und Flops der letzten vier Wochen im Swiss Market Index (SMI) offenbart ein düsteres Bild: 19 Verlierer stehen einem einzigen Gewinner gegenüber. Einzig Swisscom hält unter den Blue Chips mit einem Plus von immerhin 1,5 Prozent die Fahne hoch. Die Aktie des Telekommunikations-Unternehmens konnte damit ihre exzellenten defensiven Qualitäten ausspielen. Zwar ist sie nicht gerade ein Tenbagger-Kandidat, doch in ruppigen Zeiten ist auf sie meist Verlass. 

Tops und Flops im SMI vom 6. September - 5. Oktober 2021

Quelle: Bloomberg

Am breiten Markt sind indes durchaus einige Gewinner zu finden. Auch wenn das Verhältnis von Gewinnern und Verlierern mit 25 zu 135 (exklusive SMI-Titel) ebenfalls nicht berauschend ist, fällt es doch klar besser aus als im SMI. Was auffällt: Die ersten drei Ränge der besten SPI-Aktien werden allesamt von Reise-Titeln vereinnahmt. Flughafen Zürich (+10,5 Prozent), Dufry (+10,0 Prozent) sowie LM Group/lastminute.com (+9,0 Prozent) schaffen es aufs Siegertreppchen. Grund für die Hausse im Reisesektor ist die Aussicht auf Entschärfung von Reise-Restriktionen. 

Vor allem die Ankündigung des Corona-Koordinators des Weissen Hauses von Mitte September, dass Ausländer mit einer Corona-Impfung ab November wieder in die Vereinigten Staaten einreisen können, sorgte weltweit für Schub bei Aktien von Fluglinien und Reiseveranstaltern. Die Deutsche Bank glaubt zudem, dass sich der positive Trend bei Reise-Titeln fortsetzt. Insbesondere bei Flughafenbetreibern – darunter Flughafen Zürich – erhöhte sie am Dienstag reihenweise die Kursziele. Man gehe von einer "Fortsetzung des zuletzt positiven Trends über den Winter hinaus" aus, so die Analysten. 

Tops und Flops im SPI vom 6. September - 5. Oktober 2021

Quelle: Bloomberg

Ein Auf und Ab waren die letzten vier Wochen für die Bachem-Aktie (+6,9 Prozent). Der seit Corona anhaltende Aufwärtstrend wurde am 23. September abrupt gestoppt, nachdem der Pharmazulieferer eine Kapitalerhöhung angekündigt hatte. Seit einer Woche geht es allerdings wieder aufwärts. Der Markt hat mittlerweile verstanden, dass Bachem das Geld in weiteres Wachstum stecken will. Research Partners erhöhte am Dienstag das Kursziel auf 850 Franken, was rund 15 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt. 

Wirft man einen Blick auf die Verlierer fällt auf, dass sowohl im SMI als auch im breiten Markt insbesondere jene Aktien stark unter die Räder kamen, die zuvor überdurchschnittlich angestiegen waren. So korrigierten die Aktien von Medartis in den letzten vier Wochen rund 20 Prozent – das, nachdem die Titel Anfang September noch ein Jahresplus von 180 Prozent aufweisen konnten. Noch im August konnte der Implantate-Entwickler eine Verdreifachung des Betriebsgewinns melden, was der Aktie einen letzten Push gab, bevor die Gewinnmitnahmen einsetzten. 

Für Credit Suisse bietet sich auch weiterhin kein Einstieg bei Medartis an. Die Analysten setzen das Kursziel auf 85 Franken, was knapp 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs von 106 Franken liegt. Wegen des starken Kursanstiegs im laufenden Jahr sind seiner Ansicht nach "zu hohe Erwartungen eingepreist", wie Analyst Christoph Gretler in einem Kommentar schreibt. 

Partners Group grosser SMI-Verlierer 

Grosser Verlierer unter den Schweizer Blue Chips ist Partners Group (-15,5 Prozent). Eigentlich kennt die Aktie seit Jahren nur die Richtung nach oben. Doch seit dem 23. September bildet sich im Kursverlauf ein selten grosser Knick im Kursverlauf. Die Aktie leidet wie viele Aktien-High-Performer unter anhaltenden Gewinnmitnahmen. Das macht die Titel von Tag zu Tag billiger. Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg befragten Analysten liegt knapp 22 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Kursverlauf der Aktie von Partners Group in den letzten drei Jahren, Graphik: cash.ch. 

Mit Sika (-12,5 Prozent) büsste ebenfalls ein bis anhin zuverlässiger Kurs-Performer überdurchschnittlich stark ein. Anhaltenden Engpässe in den weltweiten Lieferketten schüren Sorgen um mögliche Umsatzausfälle in einzelnen Branchen wie dem Bau. Doch auch hier könnten sich die Kursverluste als Einstiegsgelegenheit erweisen. Erst kürzlich erhöhte Barclays das Kursziel für Sika auf 380 von 340 Franken – bei einem aktuellen Kurs von 290 Franken. 

Die Marktposition von Sika bleibe sehr attraktiv und das Wachstumspotenzial dürfte sich weiter entfalten, so Barclays. Hoffnungen ruhen zudem auf dem kommende Investorentag, der sich "als Katalysator für die Aktien erweisen könnte". 

Logitech strauchelt weiter 

Mit Logitech (-14,1 Prozent) strauchelt eine einstige "Corona-Kursrakete" immer weiter nach unten. Ein defensiver Ausblick im Juli hatte bei der Aktie für einen Rücksetzer gesorgt, der anders als zuvor nicht als Kaufgelegenheit genutzt wurde. Im Gegenteil: Die Aktie notiert mittlerweile rund 35 Prozent unter ihrem Hoch vom Juni. Ist der Boden nun langsam erreicht? Zumindest Research Partners glaubt, dass die Börse die zu erwartende Umsatzentwicklung nach der Pandemie zu pessimistisch einschätzt.

"Auch wenn es einige Quartale mit rückläufigen Umsätzen geben wird, dürfte Logitech bald wieder auf den langjährigen Wachstumstrend zurückkehren", schreibt Analyst Reto Huber und stuft die Aktie auf "Kaufen" hoch; bei einem Kursziel von 110 Franken (aktueller Kurs: 81 Franken). 

Auch wenn sich durch die vielen Kursrücksetzer einige Chancen am Markt eröffnen, ist es ratsam sich als Anleger zumindest teilweise an der Seitenlinie zu positionieren. Wie sich der Gesamtmarkt in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, ist angesichts der anfangs angesprochenen Risiken so ungewiss wie lange nicht mehr. Anlegerinnen sollten zumindest einen kleinen Cash-Bestand zur Seite legen, um dann zugreifen zu können, wenn es an der Börse noch mal eine Etage tiefer geht.