Für die US-Börsenindizes gehört der Januar zu den schlechtesten Monaten in Jahrzehnten. Doch auch hierzulande ging es bei den Aktienkursen eine Etage tiefer - der breite Swiss Performance Index (SPI) verliert knapp 5 Prozent seit Jahresbeginn. Losgestossen hat die Korrektur die US-Notenbank Fed, deren Notenbanker wegen der hohen Inflation die Geldpolitik in den kommenden Monaten deutlich restriktiver gestalten wollen. Die Anleihenkäufe sollen bereits im März enden und der Markt erwartet bis zu sieben Zinserhöhungen in diesem Jahr - die erste Anhebung erfolgt mit grosser Wahrscheinlichkeit ebenfalls im März.

Die Zinswende der Fed dürfte die weltweiten Börsen trotz der derzeitigen Erholungsphase auch die nächsten Monate beschäftigen und Anlegerinnen und Anlegern das Aktieninvestment erschweren. In diesem Umfeld ergeben sich ausserhalb der geliebten Anlage "Aktien" erfolgsversprechende und teilweise mutige Investment-Ideen. 

VIX: Die Volatilität wird wieder ansteigen

Wenn es Marktturbulenzen gibt, dann wird dies an der Kursentwicklung des "VIX" offensichtlich. Hinter dem vielfach genannten Kürzel steckt die Chicago Board Options Exchange (CBOE). Der "Volatility Index" drückt die erwartete Schwankungsbreite beziehungsweise Volatilität des S&P 500 für die nächsten 30 Handelstage aus. Der auch als "Angstbarometer" bekannte Index befand sich in den letzten Monaten meist unterhalb von 20 Punkten. Nur im letzten Dezember und jetzt im Januar schoss der VIX über den Wert von 30 Punkten hinaus. Obwohl dieser in den letzten Tagen stark zurückgekommen ist, befindet er sich in einem Aufwärtstrend.

Kursverlauf des VIX innerhalb der letzten zwölf Monate (Quelle: Google).

Über die Richtung der Änderung, also steigende oder fallende Kurse, gibt der Angstbarometer zwar keine Auskunft. Doch es besteht eine gegenläufige Korrelation zwischen dem VIX und S&P 500. Fällt der S&P 500, steigt in der Regel der VIX und vice-versa. Dieser Umstand bietet für Anlegerinnen und Anleger Chancen, da in den kommenden Monaten wegen der geldpolitischen Trendwende in den USA mit wiederholten Angstschüben an den Märkten gerechnet werden muss. Ein bekannter börsengehandelter Fonds, mit dem Anlegerinnen und Anleger von einem steigenden VIX profitieren können, ist der "iPath Series B S&P 500 VIX Short-Term Futures ETN (Exchange Traded Notes)" (ISIN: US06747R4772). 

Steigt die Verunsicherung am Markt, können Anlegerinnen und Anleger mit diesem ETN beträchtliche Gewinne einfahren. In Zahlen ausgedrückt: Wer den oben genannten Fonds Anfang Januar für gut 18 Dollar eingekauft hatte, konnte diesen kurze Zeit später, am 27. Januar, für 24 Dollar verkaufen - eine Rendite von 33 Prozent. Investoren, die an VIX-Fonds interessiert sind, sollten ihre Anlage generell nur für kurze Zeitperioden tätigen - es fallen Rollkosten an, wenn von einem Kontrakt auf den nächsten umgestellt wird. Dies sollte kein Problem sein, da die meistgehandelten Produkte sehr liquide sind und eine gute Möglichkeit zur Spekulation bieten.

US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit: Wachstumssorgen stoppen Renditeanstieg

Zwar zieht sich die US-Notenbank Fed aus dem Bondmarkt zurück und die Leitzinsen werden steigen, was in der Regel die Renditen der US-Staatsanleihen in die Höhe treibt und deren Kurse fallen lässt. Doch so einfach ist es nicht: Gleichzeitig dürfte sich das Wirtschaftswachstum in den USA in den kommenden Monaten deutlich abschwächen. Gegenüber dem Jahr 2021 mit einem rekordhohen Plus von 6,9 Prozent rechnet die US-Grossbank Goldman Sachs für die USA dieses Jahr nur  mit einem Wachstum von 3,2 Prozent. Und auch die hochgeschossene Inflation wird allein wegen des Basiseffekts - Vergleich gegenüber der Vorjahresperiode - zurückfallen. 

Nicht nur dies könnte die Anleiherenditen von US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit nach unten drücken. Wenn der Aktienmarkt eine Korrektur durchmacht und volatil ist, was von den kommenden Monaten erwartet werden kann, suchen Anleger oftmals die Sicherheit von Anleihen. Dies spricht dafür, dass die Anleiherenditen mit langer Laufzeit in den kommenden Monaten in der Tendenz fallen, und die Kurse steigen werden. Ein Investment in den "iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (Exchange Traded Funds)" ist wegen dessen geringen Volatilität nicht nur etwas für Mutige (ISIN: US4642874329). Neben möglichen Kursgewinnen winken bei diesem Fonds auch monatliche Ausschüttungen.

Gold: Steigender Kurs trotz geldpolitischer Trendwende

Der Goldpreis fiel Anfang 2021 stark zurück, als die Anleiherenditen stark anstiegen. Darauf folgte eine kräftige Erholung in den Monaten April und Mai, bis der Kurs im Juni wegen der Aussicht auf eine baldige geldpolitische Trendwende erneut einbrach. Der Goldpreis pendelt seitdem trotz erneut gestiegener Renditen um die 1800-Dollar-Marke. Eine Kaufgelegenheit?

Entwicklung des Goldpreis seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).

Steigende Leitzinsen und ein steigender Goldpreis schliessen sich nicht aus. Wegen der trüberen Wachstumsaussichten in den USA dürften auch die für den Goldpreis entscheidenden Realzinsen tief bleiben, da gleichzeitig die goldpreistreibende Inflation zwar zurückgeht, aber doch auf einem erhöhten Niveau einpendeln wird. Der Realzins wird üblicherweise definiert, in dem von den Renditen der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit die Inflationsrate abgezogen wird. Für einen steigenden Goldpreis spricht zudem, dass das Edelmetall historisch gesehen als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten gilt.

Ein direkter Weg, um an einem zukünftigen Anstieg zu profitieren, ist der "iShares Gold ETF (CH)" (ISIN: CH0104136236). Steigt der Goldpreis, werden schlussendlich auch Goldminenbetreiber dank des Goldpreishebels davon profitieren. Ein steigender Goldpreis kann sich überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken. Der "iShares Gold Producers UCITS ETF" bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten weltweit involviert sind (ISIN: IE00B6R52036).

Dollar: Auf erneute Stärke setzen

Ein Profiteur der geldpolitischen Trendwende in den USA ist der Dollar. Die dominierende Weltwährung hat gemessen am US-Dollar-Index seit einem Jahr bereits 4,5 Prozent gewonnen und befindet sich in einem Aufwärtstrend. Dies zeigt sich exemplarisch beim Dollar-Euro-Kurs. Der Greenback hat seit letzten Juni gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung 8,2 Prozent an Wert gewonnen.

Diese Stärke gegenüber dem Euro dürfte in den kommenden Monaten weiter anhalten. Bleiben doch die Zinsdifferenzen weiterhin der Haupteinflussfaktor für die Währungen. Im Gegensatz zur Fed wird die Europäische Zentralbank EZB in diesem Jahr mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht an der Zinsschraube drehen. Das bestehende US-Zwillingsdefizit im Haushalt und in der Leistungsbilanz gerät hingegen bei der Bestimmung des Dollarkurses ins Hintertreffen. Zudem ist der Dollar wie Gold oder Anleihen in Zeiten der Unsicherheit als sicherer Hafen gesucht. Risikofreudige Anleger, die überproportional von einem steigenden Dollar-Euro-Kurs profitieren wollen, können zum Beispiel auf den "WisdomTree Long USD Short EUR 3x Daily" mit einem dreifachen Hebel setzen (ISIN: JE00B3QQ4551).

Bitcoin: Vom «Krypto-Winter» profitieren

Der Preis von Bitcoin ist in den letzten Wochen eingebrochen, da die Märkte immer mehr davon überzeugt sind, dass die Fed die Zinssätze dieses Jahr deutlich anheben wird. Der Preis der nach Marktwert führenden Kryptowährung liegt bei 38’500 Dollar. Vom November-Rekordhoch bei 69'000 hat sich Bitcoin mit einem Einbruch von 44 Prozent deutlich entfernt. Das Kursminus beträgt allein im neuen Jahr 18 Prozent.

Die expansive Geldpolitik war in den Jahren 2020 und 2021 Schlüsselfaktor für die Aufwertung von Kryptowährungen. Jetzt droht die Umkehrung. Die diesjährigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed dürften die Attraktivität von Bitcoin, Ether oder Cardano in den Augen vieler Anleger mindern. Analysten prognostizieren einen "Krypto-Winter", in dem die digitalen Vermögenswerte weiter abrutschen und lange Zeit nicht zurückkommen. Der letzte Krypto-Winter kam zwischen Ende 2017 und Anfang 2018 auf. Der Wert von Bitcoin schlitterte in den folgenden zwölf Monaten von gut 20'000 Dollar auf unter 4000 Dollar.

Neben dem geldpolitischen Gegenwind droht auch neues Ungemach aus der Politik. So steht die europäische Regulierungsbehörde kurz davor, ihre Regeln zu verschärfen. Und auch in den USA soll dieses Jahr das erste Rahmenwerk für die Krypto-Regulierung vorgestellt werden. Der "21Shares Short Bitcoin (SBTC) ETP (Exchange Traded Products)" bietet eine einfache Möglichkeit auf einen weiteren Kursverlust bei der weltgrössten Kryptowährung zu wetten (ISIN: CH0514065058). Seit dem November-Rekordhoch bei Bitcoin hat der Fonds 63 Prozent an Wert gewonnen.

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