Trotz coronabedingter Absatzrückgänge sind Auto-Aktien in den vergangenen Wochen gefragt gewesen. Schon 15 Prozent hat die Vorzugs-Aktie des deutschen Autokonzerns Volkswagen (VW) seit Anfang Jahr an Wert gewonnen. Bei Daimler sind es gar 18 Prozent.

General Motors (GM) in den USA hat einen Sprung von 26 Prozent gemacht und die Aktie von Ford kostet schon fast ein Drittel mehr als Anfang Januar. Zum Teil haben diese Auto-Aktien auch den Vor-Coronakrisen-Stand schon deutlich übertroffen. Nur BMW steht aktuell mit minus 2 Prozent gemessen am Jahresanfang da, ist aber auch mehr wert als vor Beginn der Pandemiekrise.

HerstellerKurs seit
1. Januar 2021
Kurs in der
Coronakrise
(seit 19. Februar
2020)
KGVRatings
(Buy/Sell/
Hold)
VW+15,2 Prozent+1 Prozent238/4/0
Daimler+18,2 Prozent+58 Prozent2021/8/1
BMW-2,2 Prozent+10 Prozent1312/15/4
GM+26,3 Prozent+53 Prozent1118/2/0
Ford+31,7 Prozent+44 Prozent1086/11/2
Tesla+10,7 Prozent+469 Prozent105713/15/12

Daten: cash.ch/Bloomberg

Der Elektroautobauer Tesla, nach einem Mega-Jahr an der Börse mehr wert als die nächstgrösseren Autohersteller zusammen, hat dieses Jahr 7 Prozent Kurswert gewonnen (nach 743 Prozent im ganzen Jahr 2020). Im Unterschied zu den viel älteren, viel weniger elektro-lastigen Herstellern VW, Daimler oder GM und Ford aber stagniert der Tesla-Kurs seit einigen Wochen. Beziehungsweise, in den letzten Tagen ging's mit dem Kurs bergab.

Aufspaltungspläne beflügeln Aktienkurse 

Die traditionellen Autobauer haben seit Anfang Jahr einiges an Good News publiziert. So fielen bei VW und Daimler die Jahreszahlen 2020 besser aus als gedacht. Gas gegeben haben die Anleger auch wegen der geplanten Abspaltung der Daimler-Lastwagen-Sparte und den Gerüchten um einen Börsengang der VW-Tochter Porsche. Die Nachricht gab der Aktie vergangene Woche im Tageshandel ein Plus von 5,7 Prozent. Ein Viertel des Kapitals von Porsche könnte an die Börse gehen, mit einem Erlös von 20 bis 25 Milliarden Euro für VW.

GM wiederum begeisterte Analysten und Anleger im Januar mit "BrightDrop", einem vollelektronischen und gewissermassen smarten Lieferwagen (cash berichtete) sowie weitreichenden Plänen für eine E-Zukunft. Ebenso Ford, wo angekündigt worden ist, in Europa von 2030 an nur noch rein elektrisch betriebene Autos von den Bändern rollen zu lassen.

Die Schwäche von Tesla auf der anderen Seite mag zum einen mit der anhaltenden Kontroverse um die sehr hohe Bewertung der Aktie zusammenhängen, aber auch mit den Unterstützungs-Kapriolen von Firmengründer Elon Musk für Kryptowährungen in den vergangenen zwei Wochen. Was für Bitcoin oder Dogecoin gut war, hat das Image der Tesla-Aktie beschädigt.

 

 

Rückenwind haben Auto-Aktien auch von der Erwartung, dass 2021 die Wirtschaft vieler Länder wieder geöffnet werden kann. Ökonom Eric Heymann vom Research der Deutschen Bank schrieb vor einem Monat in einem Branchenkommentar, dass die grosse Herausforderung allerdings nicht bei der Konjunktur, sondern den strukturellen Veränderungen liege. Sprich: Der CO-Ausstoss der Autos, die dazugehörige Regulierung und die Frage, wie schnell ein traditioneller Hersteller zur E-Auto-Grösse wird.

«Neubewertung» des Sektors? 

Am Markt ist ein grosses Thema, dass der Schwenk zu elektrischen Autos letztlich zu einer Neubewertung des ganzen Sektors ausserhalb von Tesla führen könnte. Für Analyst Heymann ist es dazu noch etwas früh: "Mittel- bis längerfristig wird es ohnehin entscheidend sein, ob die Hersteller bei Elektroautos Marktanteile gewinnen können, wenn staatliche Subventionen zurückgefahren werden oder ganz auslaufen", schreibt er. Erst dann könne man ein finales Urteil fällen. Die deutschen Hersteller seien aber besser für die Veränderungen positioniert, als dies allgemein wahrgenommen werde. Kein Hersteller sei bei Elektroautos "uneinholbar" vorne.

Die Zulassungen von reinen Elektroautos und solchen mit Auflade-Hybridtechnik hat sich in Europa zwischen Januar 2020 und Januar 2021 mehr als verdoppelt. Und obwohl Tesla den Markt beherrscht, werden längst nicht nur noch Teslas verkauft. Bei den Europäern hat VW im vierten Quartal bei den Zulassungen die Augenhöhe mit Tesla erreicht. Dies verdankt der Konzern kompakten E-Autos, die eine günstigere Alternative zu Tesla bieten.

Risiken bleiben

Die Aktien von traditionellen, sich um Umbruch befindlichen Autoherstellern bleiben risikobehaftet. Die Aussichten für die Unternehmen sind aber derzeit gut. Und dies liegt nicht allein an den Elektroautos: Bei Daimler erhoffen sich Anleger, dass die Trennung von Autos und Lastwagen in zwei Unternehmen weiter Wert freisetzt.

VW könnte Schub an der Börse erhalten, wenn ein IPO von Porsche Realität wird – allerdings haben sich in früheren Jahren solche Spekulationen auch wieder in Luft aufgelöst. Ein Porsche-IPO würde allerdings massiv Geld bringen, um die technologische Weiterentwicklung des Konzerns zu finanzieren. 

Vielleicht sollten Anleger aber auch mindestens einen Blick auf die im Kurs zurückgebliebene Aktie von BMW werfen. Vorläufige Zahlen, die unter anderem auf einen starken Absatz in China hinweisen, konnten der Aktie bisher keinen grossen Schub geben. Aber dann: BMW ist stark bei Hybridfahrzeugen, aber noch nicht sehr weit bei reinen Elektroautos. Doch der bayerische Konzern könnte noch einige Überraschungen liefern und so Anlegerfantasien auslösen, wie sie schon die Aktien von VW, GM oder Ford angetrieben haben. 

 

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