Geld auf dem Bankkonto wirft im gegenwärtigen Tiefstzinsumfeld keine Rendite mehr ab. Deshalb steigt das Interesse an Anlagestrategien, die ein regelmässiges Einkommen bieten. "Dividenden sind der neue Zins", lautet die Losung. Eines der bekanntesten Anlagekonzepte, das den Fokus auf Ausschüttungen richtet, ist die Dogs-of-the-Dow-Strategie.

1991 machte der Wirtschaftswissenschaftler Michael B. O'Higgins diese einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Bezeichnung "Dogs" in "Dogs of the Dow" stammt aus der amerikanischen Umgangssprache. Dort steht der Begriff dog für eine "wertlose Sache". Damit ist also eine Investition in die am meisten unterbewerteten Aktien gemeint.

Mit der Dividendenstrategie werden zu Beginn eines neuen Jahres einfach die zehn Aktien aus dem Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite zu gleichen Dollarbeträgen gekauft. Diese werden 12 Monate gehalten. Danach wird das Portfolio erneut überprüft und, falls notwendig, neu ausgerichtet.

Die Logik der Strategie basiert darauf, dass Anleger mit diesen dividendenstarken Aktien inklusive der Ausschüttungen eine etwas bessere Performance erzielen als mit dem Dow Jones mit seinen 30 Titeln insgesamt. 

Solide Erfolgsbilanz über längeren Zeitraum

In der Vergangenheit hat die Dogs-of-the-Dow-Strategie nicht immer geklappt - im Jahr 2021 weist die Strategie eine Underperformance gegenüber dem Dow Jones auf. Doch über einen längeren Zeitraum verfügt die Dividendenstrategie über eine solide Erfolgsbilanz. Und gerade mit der in letzter Zeit gestiegenen Unsicherheit an den Märkten könnten die defensiveren Namen, die oft auf der Dogs-Liste stehen, im Jahr 2022 als Gewinner dastehen.

Die Dogs-of-the-Dow-Strategie funktioniert dann am besten, wenn sich der Markt an Value-Investment-Prinzipien orientiert. Da die meisten Aktien des Dow Jones stabile Dividenden aufweisen, kommen meist diejenigen Titel in die Auswahl, die einen Rückgang des Aktienkurses verbucht haben. Wenn dies nur eine kurzfristige Korrektur ist, steigt die Aktie im Laufe des Jahres oft, übertrifft den breiteren Durchschnitt und macht dann unter Umständen Platz für eine neue, zurückgekommene Aktie.

Gegenüber Anfang 2021 hat sich nur geringfügig etwas an der unten abgebildeten Zusammensetzung der "Dogs of the Dow" geändert. Auf Kosten von Cisco Systems (2,4 Prozent) ist der Chiphersteller Intel (2,6 Prozent) in die Gruppe aufgestiegen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Cisco Systems auf Jahressicht 35 Prozent hinzugewonnen hat, während Intel mit plus 5 Prozent kaum vom Fleck kam.

Die "Dogs of the Dow" 2022

AktieSektorDividendenrendite
IBMTechnologie4,9 Prozent
Dow ChemicalChemie4,8 Prozent
VerizonTelekommunikation4,8 Prozent
ChevronEnergie4,4 Prozent
WalgreensEinzelhandel3,6 Prozent
MerckPharma3,5 Prozent
AmgenBiotechnologie3,5 Prozent
3MIndustrie3,3 Prozent
Coca-ColaGetränkeindustrie2,8 Prozent
IntelTechnologie2,6 Prozent

Mit IBM (4,9 Prozent), Chevron (4,4 Prozent), Walgreens (3,6 Prozent), 3M (3,3 Prozent) und Coca-Cola (2,8 Prozent) gehören gleich fünf der zehn Titel der illustren Gruppe der Dividenden-Aristokraten an. Damit eine Aktie die Bezeichnung "Dividenden-Aristokrat" erhält, müssen drei Kriterien erfüllt sein: Das Unternehmen muss seit mindestens 25 Jahren eine Dividende zahlen, es muss die Ausschüttung jedes Jahr erhöhen und es muss Teil des S&P 500 Index sein und dabei eine Marktkapitalisation von mindestens 3 Milliarden Dollar aufweisen. Diese Dividendenfähigkeit macht die Unternehmen zu so etwas wie dem Nonplusultra unter den Qualitätsaktien.

Der US-Telekommunikationskonzern Verizon Communications gehört nicht zu den Dividenden-Aristokraten, hat jedoch seit 2007 jedes Jahr seine Dividende erhöht. Die Einführung von drahtlosen 5G-Hochgeschwindigkeitsnetzwerken wird das Wachstum des zuletzt wenig erfolgreichen Unternehmens wieder ankurbeln. Damit dürfte die Aktie eine dreijährige Durststrecke eher früher als später beenden.

Die Strategie kann auch auf Bluechips von anderen Märkten übertragen werden: "Dogs of the DAX" für Deutschland oder "Dogs of the SLI" für die Schweiz. Und es existiert die Variante "Low Five". Bei dieser werden aus den zehn dividendenstärksten Aktien nur die jeweils fünf billigsten gekauft. Eine andere Abwandlung der Strategie besteht in der Einschränkung, dass von den zehn Titeln nur jene gekauft werden, die im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinne gemacht haben, da eine Dividendenzahlung bei Verlust die Substanz des Unternehmens schmälert.

Die Schwächen von «Dogs of the Dow»

Es gibt zwei Hauptkritikpunkte an der Dogs-of-the-Dow-Strategie: Erstens besteht ein grosses Branchenrisiko. So befanden sich 2008 viele Finanzinstitute unter den "Dogs of the Dow", die durch die Finanzkrise besonders schwer betroffen waren. Zusätzlich wurde während der Finanzkrise, oder durch die Corona-Pandemie 2020 ein Grossteil der Dividenden gestrichen. Aktuell ist der Branchenmix aber gegeben und dieses Risiko entfällt.

Zweitens können auch Nieten ins Depot geholt werden. So war der Autobauer General Motors von 1997 bis 2008 dank der hohen Dividendenrendite stets unter den "Dogs of the Dow". Die immer weiter steigende Dividendenrendite resultierte aber nicht aus höheren Dividenden, sondern aus über Jahre hinweg fallenden Kursen.

ManuelBoeck
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