Trotz wachsender Pandemiesorgen könnten die Börsen in der nächsten Woche auf weiter steigende Kurse Hoffen. Denn Strategen sehen den Höhenflug der europäischen Aktien noch nicht als beendet an. Die heimischen Werte hätten sich in den vergangenen Jahren im Vergleich zu den USA unterdurchschnittlich entwickelt, sagt Fondsmanager Max Anderl von der UBS. "Anleger sollten dies als passenden Einstiegspunkt in europäische Aktien betrachten." Die Unternehmen seien dank ihrer Konjunktursensitivität und des nachlassenden Gegenwinds durch den Brexit gut positioniert, um vom erwarteten Aufschwung zu profitieren.

Der Swiss Market Index (SMI) konnte die vergangene mit einem Plus von 1,2 Prozent abschliessen. In Deutschland stieg der Leitindex Dax zuletzt zeitweise auf ein Rekordhoch von 14'804,01 Punkten. Mit einem Plus von rund anderthalb Prozent stand der Dax zudem vor dem dritten Wochengewinn in Folge. Das ist die bislang längste Serie des Jahres. Beide Indizes werden durch die Aussicht auf eine unverändert lockere Geldpolitik der Notenbank Fed angeschoben.

Kopfzerbrechen bereiteten Investoren allerdings die wieder steigenden Coronavirus-Infektionszahlen, die eine erneute Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen wahrscheinlicher machten, sagte Martin Lück, Chef-Anlagestratege für den DACH-Raum und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. In Deutschland wollen Bund und Länder am Montag beraten. In der Schweiz entschied der Bundesrat am Freitag, auf Lockerungen weitestgehend zu verzichten. "Dennoch liegen Aktienanleger wohl grundsätzlich richtig, wenn sie durch die dritte Welle hindurchschauen", fügte Lück hinzu. "In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die ökonomische Aktivität auch in den bisher so schwer gebeutelten Dienstleitungssektoren zurückmelden."

Konjunkturdaten im Blick

Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger unter anderem auf die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager am Mittwoch. Trotz steigender Neuinfektionen dürften sich diese nach Ansicht der Commerzbank im März kaum verändert haben. Denn die einschränkenden Massnahmen würden in erster Linie nur einzelne Sektoren der Wirtschaft betreffen, bei denen die konjunkturelle Aktivität schon vorher sehr gering war. Am Freitag ist der Ifo-Index an der Reihe, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Am Tag davor gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher.

In der Schweiz präsentiert die KOF Konjunkturforschungsstelle ihre Fühlingsprognose für 2021. Ausserdem äussert sich am Donnerstag die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung. 

Unterdessen nähert sich die Bilanzsaison langsam ihrem Ende. In der Schweiz legen in der neuen Woche unter anderem Schindler, SGS, Bell, Santhera, SoftwareOne und LM Group Zahlen vor. In Deutschland sind es unter anderem der Versorger E.ON Zahlen vor sowie zahlreiche Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe, die mit Zahlen aufwarten. "Trotz der wirtschaftlichen Erholung wiegt das bilanzielle Erbe der Corona-Pandemie schwer", fasste Commerzbank-Stratege Markus Wallner zusammen. So hätten im vergangenen Jahr Verluste und Abschreibungen die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Dax-Unternehmen auf 37 Prozent gedrückt. Dies entspreche dem Stand von 2014. Gleichzeitig nahm die Nettoverschuldung der Firmen weiter zu.

Weitere Aussagen zu Strategie und Finanzzielen erhoffen sich die Anleger am Freitag vom Chemiekonzern BASF auf seinem Kapialmarkttag. Zudem treten zum Wochenstart die jüngsten Index-Änderungen der Deutschen Börse in Kraft. Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy rückt dann in die erste deutsche Börsenliga auf, während "Nivea"-Hersteller Beiersdorf in den Nebenwerteindex MDax absteigen wird.

(Reuters/cash)