Für Analysten war schon beim Börsengang im April klar, dass das zweite Halbjahr für Stadler Rail besser als die erste Jahreshälfte ausfallen dürfte (cash berichtete). Seit dem frühen Dienstagmorgen haben sie es nun sogar schwarz auf weiss: Der Hersteller von Schienenfahrzeugen setzte zwischen Januar und Juni nur 1,12 Milliarden Franken um. Für das Gesamtjahr strebt er einen Umsatz von 3,5 Milliarden Franken an.

Noch deutlicher präsentiert sich die Situation beim operativen Gewinn. Nach eher mageren 46,9 Millionen Franken im ersten Halbjahr muss das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte eine Schippe drauflegen, will es die angepeilten 245 Millionen Franken für das ganze Jahr erreichen. Analysten waren für die erste Jahreshälfte übrigens von einem operativen Gewinn (EBIT) von 53,2 Millionen Franken ausgegangen. Diese Erwartungen werden klar verfehlt.

Nach einem Rücksetzer in die Nähe von 41 Franken verliert die Stadler-Rail-Aktie zur Stunde noch 4,6 Prozent auf 42,24 Franken. Das liegt allerdings weiterhin über dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken.

Randvolle Auftragsbücher

Berechnungen der UBS zufolge liegt der operative Halbjahresgewinn mit einer EBIT-Marge von gerade mal 4,2 Prozent ziemlich genau 12 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Auch am sogenannten Cash-Drain von 295 Millionen Franken stösst sich die Grossbank und macht einen hohen Investitionsbedarf hierfür verantwortlich. Angesichts der starken Auftragslage und der gut gefüllten Projektpipeline empfiehlt die UBS die Aktie von Stadler Rail jedoch auch weiterhin mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 49 Franken zum Kauf.

Auch die Zürcher Kantonalbank hebt den sehr starken Auftragseingang von 2,3 Milliarden Franken hervor und kommt neu auf einen rekordhohen Auftragsbestand von 14,4 Milliarden Franken. Angesichts der tieferen diesjährigen Zielvorgaben für die operative Marge (EBIT) will die Zürcher Bank ihre Schätzungen dennoch etwas senken. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Analysten müssen zum Rotstift greifen

Schon im Vorfeld des Börsengangs von Mitte April sprach Stadler Rail von einem Nettoumsatz von 3,5 Milliarden Franken für 2019. An diesem Zielwert hält das Unternehmen weiterhin fest. Gleichzeitig war damals allerdings von einer operativen Marge (EBIT) auf Vorjahresniveau, sprich von rund 7,5 Prozent, die Rede. Diesbezüglich krebst Stadler Rail nun etwas zurück und stellt den Aktionären für das laufende Jahr noch eine operative Marge (EBIT) in Höhe von 7 Prozent in Aussicht.

Dementsprechend erweisen sich die Gewinnerwartungen vieler Analysten als zu ambitioniert. Beobachter rechnen beim operativen Gewinn (EBIT) mit Schätzungsreduktionen im Umfang von bis zu 7 Prozent. Auf Stufe Reingewinn dürften es sogar noch mehr sein. Wie es weiter heisst, bleiben solche Anpassungen für gewöhnlich nicht ohne Folgen für die Aktienkursentwicklung.