Die Investoren warten mit Spannung auf die Wirtschaftszahlen in der neuen Woche. Nach einer datenarmen alten Woche erhoffen sie sich daraus Hinweise auf die künftigen geldpolitischen Schritte der wichtigen Notenbanken. «Die tendenziell zu erwartenden Verschlechterungen könnten die Laune sogar aufhellen, da die Zinsängste dann weiter nachlassen würden. Nur zu schlecht dürfen die Zahlen auch nicht ausfallen», schreiben die Experten der Helaba. Die Währungshüter in vielen Ländern versuchen, mit Zinserhöhungen die Inflation zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

Die Euphorie in den USA nach Hinweisen auf einen vorsichtigeren geldpolitischen Kurs bei der jüngsten Fed-Sitzung wich in der alten Woche neuen Zweifeln. Eine Reihe wichtiger US-Notenbanker, darunter Fed-Chef Jerome Powell, sprachen sich gegen eine baldige Lockerung der Geldpolitik aus. Auch weitere Zinserhöhungen seien möglich, wenn die Inflation ansonsten nicht ausreichend zurückgeht. Die Verunsicherung rund um die Geldpolitik bremste die jüngste Rally aus.

«Die Fed ist unsicher, inwieweit die höheren Kapitalmarktzinsen die finanziellen Bedingungen verschärfen», kommentierte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds ist zuletzt zwar etwas zurückgegangen. Mit 4,596 Prozent liegt sie allerdings weiterhin in der Nähe ihres 16-Jahres-Hochs von über fünf Prozent. Zudem gebe es aktuell - unter anderem aufgrund des Konflikts in Nahost - eine ungewöhnlich hohe Unsicherheit bezüglich des wirtschaftlichen Ausblicks. «Vor diesem Hintergrund dürfte für die Fed Geduld das Gebot der Stunde sein. Voraussichtlich wird sie die Daten der nächsten Zeit abwarten wollen, um eine klarere Einschätzung der Lage vornehmen zu können.»

Schweizer Berichtssaison neigt sich dem Ende zu

Der Schweizer Aktienmarkt konnte sich in der abgelaufenen Woche wenig positiv ins Szene zu setzen und steht auf Wochenfrist praktisch unverändert da. Die Kursgewinne und -verluste waren auf Einzeltitel-Ebene indessen erheblich. Richemont wurden nach enttäuschenden Zahlen ebenso auf Talfahrt geschickt wie Swiss Life. Auf der anderen Seite vermochte Comet am Investorentag zu überzeugen und gewannen am Donnerstag 8,9 Prozent hinzu. 

In der nächsten Börsenwoche stehen am Dienstag die Zahlen von Alcon an. Mit Spannung wird auch der Entscheid des Obersten französischen Gerichts am Mittwoch zum Fall UBS erwartet. Bei den Small und Mid Caps stehen Montana Aerospace, On Holding, SoftwareOne, Ypsomed, Orascom, Baloise und Klingelnberg im Wochenverlauf an. Am Dienstag wird das Bundesamt für Statistik die hiesigen Produzenten- und Importpreisindexes vorstellen. 

US-Inflation und Konjunktur im Euroraum im Blick

Im Fokus in der neuen Woche stehen daher vor allem die am Dienstag erwarteten US-Inflationsdaten für Oktober. Die Verbraucherpreise stiegen im September um 3,7 Prozent und damit im selben Tempo wie im August. Damit lagen sie über dem Ziel von zwei Prozent, das die Fed mit ihrer Geldpolitik erreichen will. Die Analysten zeigen sich allerdings optimistisch. «Wir weisen darauf hin, dass die Rohstoffpreise in der vergangenen Woche nachgegeben haben und der Ölpreis wieder auf 75 US-Dollar pro Barrel gesunken ist», sagt Mark Dowding, Manager beim Vermögensverwalter RBC BlueBay. «Dies könnte darauf hindeuten, dass es in Zukunft bessere Nachrichten zur Preisentwicklung geben wird.»

Ebenfalls am Dienstag stehen Wirtschaftsdaten aus Europa an, die das weitere Vorangehen der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflussen könnten. Das Eurostat veröffentlicht vorläufige Daten für das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone im dritten Quartal. In Deutschland legt das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seine Umfrage zur Konjunktureinschätzung der Investoren im November vor.

Zur Wochenmitte präsentiert die EU-Kommission ihre Herbstprognose. Die Brüsseler Behörde hatte im September für die Staaten der Währungsunion ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,8 Prozent für das laufende Jahr vorhergesagt. Zugleich ging die Kommission davon aus, dass sich nach einer Phase der Schwäche nächstes Jahr ein milder Aufschwung einstellen wird.

Am Freitag überprüft die Rating-Agentur Moody's die Bonität Italiens. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit der drittgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone in den Ramschbereich (Non-Investment Grade - Ba1) würde absehbar die Refinanzierungskosten des Staates hochtreiben. Dann könnten laut Experten auch andere Länder Südeuropas in den Strudel gezogen werden, was wiederum die EZB auf den Plan rufen könnte.

(cash/Reuters)