Die Aktien des US-Halbleiterherstellers Broadcom rennen von einem Rekordhoch zum nächsten. Nach einem Durchhänger im März und einem Tiefststand von 146,25 Dollar schoss der Titel seit dem 3. April um 78 Prozent auf 261 Dollar hoch. Diese Woche gab das Unternehmen bekannt, mit der Auslieferung einer neuen Version seiner Switch-Chips für Rechenzentren begonnen zu haben. Damit will Broadcom eine grössere Rolle auf dem boomenden KI-Markt spielen.

JPMorgan attestiert den Valoren von Broadcom weiteres Potenzial. Das Unternehmen ist der Top-Pick im Halbleitersektor aufgrund der Führungsposition im Bereich KI-Siliziumkarbid-Chips für Netzwerke, der diversifizierten Halbleiter- und Infrastruktursoftware und einer deutlich geringeren Zyklizität. Broadcom weise die besten Brutto-, Betriebs- und Free-Cashflow-Margen sowie eine starke Wachstumskurve im KI-Bereich auf. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) beträgt 60 bis 65 Prozent in den nächsten Jahren, meinen die Experten von JPMorgan.

Auch für Mizuho bleibt Broadcom ein Favorit. Die Investmentbank bekräftigt die Outperform-Strategie, erhöht die Gewinnschätzungen für 2027 um 5 bis 10 Prozent über den Konsens und setzt das Kursziel auf 300 von 250 Dollar. 

Halbleitersektor weiter im Aufwind

Die meisten Halbleiteraktien schnitten im Mai besser als der Gesamtmarkt ab, allen voran Broadcom, Nvidia und ASML. ASML legte nach dem Abschluss eines Abkommens im Rahmen von Trumps US-Nahost-Wirtschaftspartnerschaft zu. Dies geschah trotz makroökonomischer Gegenwinde und anhaltender Zollrisiken, schreibt die Deutsche Bank in einer Analyse zu Beginn der Woche. Der relevante Branchenindex für Halbleiterhersteller «SOX» stieg im Mai um 12,5 Prozent und übertraf damit erstmals in diesem Jahr den S&P 500 Index, der nur um 6,3 Prozent zulegte.

Der globale Halbleitersektor legte im Mai um 5 Prozent zu, liegt aber seit Jahresbeginn weiterhin bei minus 3 Prozent - belastet durch chinesische und Hongkonger Unternehmen, wie die Deutsche Bank festhält. Damit haben die Hersteller aus Übersee einmal mehr die weltweite Konkurrenz hinter sich gelassen.

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als die neuen Exportbeschränkungen der Trump-Regierung weiterhin die Aussichten in den USA eintrüben. Am 28. Mai tauchten Berichte auf, wonach US-Unternehmen angewiesen wurden, den Verkauf von Chipdesign-Software nach China einzustellen. Die Nachricht drückte auf die Stimmung: Cadence (-10,7 Prozent), Synopsys (-9,7 Prozent) und die «Glorreichen Sieben» Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla (kumuliert -0,5 Prozent) reagierten allesamt negativ an diesem Tag.

ETF bietet diversifizierten Ansatz

Spekulativ orientierte Anlegerinnen und Anleger, welche auf kurzfristigere Kursgewinne in einem Zeitfenster von drei bis sechs Monaten hoffen, können direkt in Einzelaktien wie Nvidia, Broadcom, Micron, On Semiconductor oder Advanced Micro Devices investieren. Dies setzt ein klar definiertes Risikomanagement voraus, so dass allfällige Kursverluste nicht aus dem Ruder laufen. 

Wer sich über längere Zeit im Halbleitersektor engagieren will, findet mit dem an der SIX gelisteten «VanEck Semiconductor ETF» das richtige Instrument, um vom langfristigen Trend zu Künstlicher Intelligenz zu profitieren. In diesem ETF sind alle wesentlichen Firmen vertreten, mit Broadcom (Gewichtung 11 Prozent), Nvidia (10 Prozent), Taiwan Semiconductors (10 Prozent), ASML (10 Prozent), Advanced Micro Devices (7 Prozent), Texas Instruments (6 Prozent), Qualcomm oder Applied Materials (je 4 Prozent). Die zehn Toppositionen machen mehr als 75 Prozent der Gewichtung aus. Dies erhöht die Chance, wirklich in den besten Unternehmen des Sektors mit einer angemessenen Konzentration zu investieren. 

Eine zweite Möglichkeit ist der «iShares MSCI Global Semiconductors». Dieser ist breiter diversifiziert als der «VanEck Semiconductor ETF» mit einer weniger starken Gewichtung der Einzeltitel: ASML (8 Prozent), Taiwan Semiconductors (7 Prozent), Nvidia (7 Prozent), Broadcom und Qualcomm (je 6 Prozent) oder Texas Instruments Texas Instruments (5 Prozent).

Den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, ist gerade in einem so volatilen Sektor herausfordernd. Die politischen Unsicherheiten bleiben hoch, schreiben die Experten der Deutschen Bank. Es könne entsprechend ein volatiler Juni werden. «Kurz gesagt: Der Mai war ein starker Monat für den Technologiesektor, doch die Nachhaltigkeit der Rallye bleibt fraglich. Wie zuvor dürfte die Performance von 'Glorreichen Sieben' als Indikator für die allgemeine Risikostimmung dienen», so die Experten aus Frankfurt. 

Nach der jüngsten Rally scheint es angebracht, gestaffelt oder bei Kursrückschlägen einzusteigen. Wegen der starken Wachstumsaussichten kommen Anleger in den nächsten Jahren an diesem Sektor kaum vorbei. 

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren