Zehnjährige Bundesobligationen der Eidgenossenschaft rentieren noch etwa 0,10 Prozent - das ist ein Mehrjahrestief. Kürzere Laufzeiten werfen gar negative Renditen ab. Entsprechend rar sind äquivalente Anlagealternativen, da höhere Renditen mit mehr Risiken verbunden sind.

Wenig bis gar keine Unterstützung für die Renditen am hiesigen Obligationenmarkt kommt von der Inflationsfront. Die Konsumentenpreise in der Schweiz stiegen im Oktober gegenüber dem Vorjahr um mickrige 0,1 Prozent. Dieser derart schwache Wert befeuert erneut die Spekulationen über eine Rückkehr zu Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank. Der Wert zeigt zudem real negative Erträge auf Schweizer Obligationenanlagen von null an - sprich die Teuerung entspricht dem Zinsertrag. 

Bei einer derart tiefen Rendite lohne sich der Kauf einer Obligation nicht primär zur Ertragssteigerung, sondern zur Risikominimierung oder Liquiditätssicherung, meint Fabienne Hockenjos, Mitglied der Geschäftsleitung der Privatbank Rahn+Bodmer Co. Sie betont: «Der Anlagenotstand in der Schweiz wird angesichts der tiefen Zinsen wieder akzentuierter.» 

Immobilienfonds als Alternative

Im Anleihebereich besteht mit in Schweizer Franken denominierten Unternehmensanleihen eine Alternative, welche im Tiefzinsumfeld eine Mehrrendite versprechen, hält Elias Hafner, Senior Investment Strategist von der Zürcher Kantonalbank (ZKB), auf Anfrage von cash.ch fest. Mit einer aktuellen Mehrverzinsung von rund 0,5 Prozent darf hinsichtlich der Outperformance gegenüber den Eidgenossen aber nicht allzu viel erwartet werden.

Ebenso kommen Anleihen in Schweizer Franken von internationalen Unternehmen mit guter Schuldnerqualität in Frage. Währungsbesicherte Anleihen von Industrieländern sind für Franken-Anleger attraktiv, da sie selbst nach Währungsabsicherung ein verhältnismässig interessantes Renditeniveau bieten und zur Diversifikation beitragen können. Hier gilt es deshalb genau auszuloten, ob die Mehrrendite den Erwartungen des Investierenden selbst bei negativer Franken-Entwicklung entspricht.

Wegen der nur geringen Überrenditen von Unternehmensanleihen stellt sich allerdings die Frage, welche Alternativen noch infrage kommen. Sowohl die ZKB als auch Brian Mandt, Chefökonom der Luzerner Kantonalbank (LUKB), sehen eine Möglichkeit in Schweizer Immobilienfonds. Diese seien zwar nicht mehr günstig, böten aber immer noch höhere Ausschüttungsrenditen als die Bundesobligationen. Beispielsweise weisen börsenkotierte Immobilienfonds nach wie vor eine Ausschüttungsrendite von rund 2,0 bis 2,5 Prozent auf und böten eine entsprechende Mehrrendite gegenüber festverzinslichen Anlagen.

Immobilien würden gemäss ZKB-Experte Hafner von Anlegerinnen und Anlegern ebenfalls oft als Bondersatz mit einer attraktiven Rendite angeschaut, auch wenn diese nicht nur Zinsrisiken unterliegen.

Sichere Alternativen gebe es kaum bis keine, entsprechend dienen Immobilien oder Dividendentitel oft als Ausweichmöglichkeiten, die aber eine deutlich höhere Volatilität mit sich bringen, führt Hockenjos von Rahn+Bodmer Co. zu den Alternativen aus. «Rendite kommt also zu einem Preis - sprich einem höheren Risiko. In den letzten Jahren haben viele Schweizer Investoren erfahren, wie schmerzhaft ein Kurszerfall bei den geliebten Schwergewichten wie Nestlé, Novartis und Roche, die von Investierenden als Bondersatz gehalten werden, sein kann», erläutert Hockenjos.

Selektive Schweizer Aktien können sich auszahlen

Daniel Hartmann, Chefökonom Bantleon, betont ebenfalls, wie rar die Alternativen gesät seien. Er verweist auf das geringe Angebot an Unternehmensanleihen in der Schweiz und bezeichnet den Rendite-Pickup gegenüber den «Eidgenossen» als bescheiden. Fremdwährungsanleihen beinhalten dagegen ein Währungsrisiko, das in den vergangenen Jahren meist zuungunsten des Schweizer Investors ausgefallen ist.

Es verbleiben Schweizer Aktien, so Hartmann weiter. Diese seien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Swiss Market Index (SMI) auf Basis der erwarteten Gewinne von gut 18 bereits sportlich bewertet. Interessant dürfte es aber werden, wenn der Chefökonom von Bantleon mit seinem positiven Konjunkturausblick recht behält. In diesem Fall besteht am Schweizer Aktienmarkt über die nächsten zwölf Monate ein Kurspotenzial von 10 bis 20 Prozent.

Zyklische Aktien sollten gemäss dem Bantleon-Experten davon besonders profitieren. «Dazu gehören auch viele Mid Caps aus dem SMI Mid Cap Index (SMIM), die wir daher als besonders attraktiv erachten. Insgesamt ist es natürlich für alle Investoren ein herausforderndes Umfeld: Die Renditen von Obligationen liegen bei null, der Schweizer Franken dürfte seinen Aufwertungstrend beibehalten und die Aktienmärkte sind hoch bewertet und damit rückschlagsgefährdet», so Hartmann. 

Thomas Daniel Marti
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