Viele zögern, aber nicht die Profis: Zukaufen nach einem Tag wie vergangenem Montag gehört fast schon dazu. Wenn die Kurse reihenweise fallen, greifen risikofreudige Fondsgesellschaften sofort zu. Ein Paradebeispiel ist Cathie Wood mit ihren technologielastigen Ark-ETF.
Die Trading-Statements zu diesen börsengehandelten, aber alles andere als passiv verwalteten Fonds zeigen beträchtliche Zukäufe etwa bei Coinbase. Von der Krypto-Handelsplattform hat Ark Invest 96'000 Aktien gekauft, nachdem der Kurs um 5 Prozent fiel.
Dies macht deutlich, dass Wood von diesem Unternehmen ziemlich überzeugt ist. Die erst seit April öffentlich handelbare Aktie ist heute in Drittel weniger wert als kurz nach dem Börsengang. Der Kurs hat im August und Anfang September zwei Mal etwas nach oben ausgeschlagen – doch nach dem Kurszerfall von Bitcoin von 64'000 auf 30'000 Dollar und der nur verhaltenen Erholung auf gut 40'000 Dollar kommt die Coinbase-Aktie nicht richtig in die Gänge.
Geholfen haben weder die sehr guten Gewinnzahlen von Coinbase noch haufenweise Kaufempfehlungen mit einem Kurspotential von 46 Prozent. Coinbase ist eine Aktie, bei der sich der Pulverdampf nach dem Börsengang erst noch ganz legen muss, bis realistischere Einschätzungen zum Unternehmen eintreffen. Diese sollten der Zeit erlauben, dass positive News zu echten Kursanstiegen führen. Wer wie Tech-Investorin Wood an den Siegeszug von Krypto glaubt, wird auch mit der Zeit mit Coinbase belohnt werden.
Tesla-Verkauf sorgt für Diskussionen
Auch bei der Handelsbörse Robinhood, beim Videodienst Zoom und beim Softwareunternehmen UiPath hat Wood zugeschlagen. Wood sagte diese Woche auch, dass sie eine Rückkehr des Marktes zu Growth-Titeln und Zukunftsthemen erwarte. Zu dieser Frage ist der Markt noch lange nicht einig – Woods Wort hat allerdings für viele Anlegerinnen und Anleger Gewicht. Die Ark-Fonds haben 2020 rund 150 Prozent Rendite gebracht. Im für Tech schwierigen Jahr 2021 laufen die Vehikel schlechter, und am Montag gab es bei den sechs ETF Verluste von bis zu 13 Prozent.
Zu reden gegeben hat, dass Woods Fondsgesellschaft Tesla-Titel verkaufte. Sie hätte auch zukaufen können, denn der Elektroautohersteller fiel an der Börse um 4 Prozent. Doch Wood ist nicht nur eine typische Buy-the-Dip-Investorin: Sie nimmt auch gerne Gewinne mit, um an Cash zu kommen. Der Tesla-Kurs ist seit einem Zwischentief im Mai um 27 Prozent angestiegen.
Woods Investoren-Geld floss in UiPath, ein ursprünglich rumänisches Unternehmen in der Robotic Process Automation (RBA), also einem Anwendungsgebiet der künstlichen Intelligenz. Seit dem Börsengang in den USA im April ist die UiPath-Aktie um 30 Prozent gesunken.
Jim Cramer fasst heisse Eisen an
Auch Jim Cramer macht die Börsen-Wackler dieser Woche ausgiebig zum Thema. Schon seit Wochen bekundet der frühere Hedgefondsmanager und heutige Börsenkommentator wortreich sein Missfallen über den derzeitigen Zustand der Märkte. Er glaubt auch, dass die jetzige Unruhephase noch anhalten werde.
Dennoch rät er jetzt zum Kauf von drei Aktien. Und zwar Titel, die im Lauf des Jahres am Markt eher kritisch beäugt worden sind: Relativ neue Börsenzugänge, die stark auf Wachstum setzen und grundsätzliche Fragen bei der Bewertung aufweisen. Konkret sind dies der Essenslieferdienst Doordash, der Fahrtenvermittler Uber und die Kurzzeit-Wohnungsplattform Airbnb.
Die Airbnb-Aktie hat seit August einen deutlichen Rebound von 121 auf 170 Dollar erlebt, liegt aber weit unter dem Höchststand von 219 Dollar von Mitte Februar, zwei Monate nach dem Börsengang. Doordash, ebenfalls eine gefeierte Börsengang-Aktie, ist nach einem starken Kursverfall in der ersten Jahreshälfte jetzt bei 221 Dollar.
Die Uber-Aktie seit dem Börsengang im Mai 2019.
Uber allerdings ist eine längere Leidensstory für Investorinnen und Investoren: Beim Börsengang im Mai 2019 extrem hoch bewertet, fand die Aktie lange keinen Tritt und litt dann unter der Coronawelle genauso wie der Krise hochbewerter Aktien im Zug des US-Zinsanstiegs Anfang 2021. In den letzten Tagen hat Uber aber um rund 20 Prozent zugelegt. Hintergrund ist, dass das Unternehmen den ersten operativen Gewinn angekündigt hat. Cramer lobt auch das Management, das mehr auf den Essenslieferdienst Uber Eats setzt und auf den Kauf des Spirituosenlieferanten Drizzly verzichtet hat – "weise".
Für Jim Cramer gibt es einen weiteren Grund, weswegen der diese Aktien empfiehlt. Diese drei Unternehmen hätten in der Coronakrise nicht aufgegeben und sich für das Wiederhochfahren der Wirtschaft besser positioniert: "Sie sind in ihrer schwärzesten Stunde wieder aufgestanden und erfanden sich neu."
Zukaufen, wenn die Märkte schlecht laufen, ist für Jim Cramer logisch. Im Endeffekt setzt er auf den Reopening-Trade, der aber einerseits schon viel eingepreist hat und andererseits immer noch auf etwas wackligen Beinen steht – in den USA und Asien setzt die Pandemie der Wirtschaft etwas mehr zu als in Europa. Auch wenn man Cramers Empfehlungen nicht folgen will, ist zumindest seine Buy-the-Dip-Philosophie interessant, die er nach dem Ausverkauf auf CNBC betont hat: "Ich sage es euch immer, haltet eine Einkaufsliste bereit für die Momente, an denen es so aussieht, als würde der ganze Markt noch eine ganze Zeit lang geprügelt."