Und darf man Mensur Pocinci von Julius Bär Glauben schenken, dann ist das Ende der Fahnenstange damit noch immer nicht erreicht. Der bekannte Charttechniker geht sogar davon aus, dass die Erholung beim Euro-Franken-Kurs weiter an Schwung gewinnen wird. Er sieht das Währungspaar in einem ersten Schritt in die Region von 1,1260, danach sogar bis auf 1,1450 weiterziehen. Das wären aus heutiger Sicht fast vier Rappen.
Genauso wie andere sichere Häfen wie etwa Staatsanleihen, Pharma- und Nahrungsmittelaktien oder Gold bekunde neben dem japanischen Yen auch der Franken sichtlich Mühe, so Pocinci. Das spielt dem Charttechniker und seinem Abteilungskollegen Alexis Chassagnade in die Hände, raten die beiden Autoren der Leserschaft ihrer Publikation "Technical Investment Strategy" doch schon seit Mitte August 2020 zum Kauf von Euros gegen Franken. Damals kostete ein Euro noch um die 1,0845.
Noch immer weit unter dem seinerzeitigen SNB-Mindestkurs
Mit ihrer kurzfristigen Euro-Prognose stemmen sich Pocinci und Chassagnade übrigens gegen jene ihrer Devisenstrategen. Diese sehen den Euro Ende Mai bei 1,09 Franken und bis in 12 Monaten nur unwesentlich höher bei 1,10 Franken stehen. Das deckt sich in etwa mit den durchschnittlichen Markterwartungen aller Banken. Doch auch die Devisenstrategen räumen ein, dass sich der Franken gegenüber dem Euro und anderen Währungen weiter abschwächen wird, sollte die Zinskurve noch steiler werden.
Der Euro konnte alleine seit Jahresbeginn um fast 3 Prozent gegenüber dem Franken zulegen. Vom einstigen Euro-Mindestkurs der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1,20 Franken ist die europäische Einheitswährung aber noch immer weit entfernt. Zur Erinnerung: Am 15. Januar 2015 gab die SNB den Mindestkurs in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf, was an den Devisenmärkten zu grösseren Verwerfungen führte.