Kardex ergreift die Flucht nach vorn. In einer Medienmitteilung warnt der Anbieter von Logistiklösungen am frühen Mittwochmorgen vor einem schwachen Halbjahresergebnis. Die Nettoerträge seien im Zuge der Coronakrise um 10 Prozent, der Auftragseingang sogar um rund 15 Prozent zurückgegangen, so schreibt das Unternehmen.
Während dieser Rückgang für einige Analysten wenig überraschend daherkommt, lassen die Aussagen zur zweiten Jahreshälfte aufhorchen. Denn aufgrund der pandemiebedingten Auftragsflaute rechnet Kardex bei der Tochter Remstar im weiteren Jahresverlauf eigenen Angaben zufolge "signifikant tiefere Erträge und Gewinnzahlen".
Das bleibt nicht ohne Folgen für die Kardex-Aktie. Nach einem frühen Rücksetzer auf 142 Franken verliert sie zur Stunde noch rund 8 Prozent auf 154 Franken.
Banken bleiben überwiegend zuversichtlich
Beobachter rechnen nicht zuletzt auch deshalb mit schmerzhaften Kursverlusten, weil sich die Aktie des Anbieters von Logistiklösungen seit Mitte März nahezu verdoppelt hat. Noch vor wenigen Tagen errechnete sich gegenüber dem Stand von Jahresbeginn sogar ein leichtes Plus.
Die Bank Vontobel zeigt sich wenig überrascht, dass die Coronakrise in der ersten Jahreshälfte tiefe Spuren bei Kardex hinterlassen hat. Sie hatte ihre Schätzungen und ihr Bewertungsmodell für das Unternehmen deswegen erst kürzlich mit dem Rotstift überarbeitet. Angesichts der intakten längerfristigen Wachstumsaussichten wird die Aktie wie bis anhin mit einem Kursziel von 182 Franken zum Kauf empfohlen.
Derselben Meinung ist die Zürcher Kantonalbank. Auch sie rät mit "Übergewichten" zum Kauf der Aktie. Ihres Erachtens ist die ausgesprochene Gewinnwarnung Ausdruck der verhaltenen Investitionsstimmung im Zuge der Coronakrise. Die der Einschnitt bei der Rentabilität harscher als erwartet ausfällt, will die Zürcher Bank ihre Schätzungen aber überarbeiten.
In welcher Grössenordnung sich diese Anpassungen bewegen könnten, verrät die UBS. Sie geht davon aus, dass die diesjährigen Schätzungen für den operativen Gewinn (EBIT) um bis 19 Prozent gekürzt werden. Die Grossbank stuft die Aktie vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 139 Franken ein.
Kardex ist womöglich nicht alleine
Die einschneidende Gewinnwarnung zeige, dass die seit März beobachtete Kurserholung in keinster Weise gerechtfertigt sei. Insbesondere die ernüchternden Aussagen des Unternehmens zur zweiten Jahreshälfte kämen einer kalten Dusche für die Aktionäre gleich, so heisst es im hiesigen Handel.
Wie weiter verlautet, könnte die Kurserholung zuletzt nicht nur bei der Kardex-Aktie etwas zu weit gelaufen sein. Man schliesst nicht aus, dass sich in den nächsten Tagen und Wochen weitere Grössen aus der Schweizer Industrie zu Wort melden könnten und die Hoffnung auf eine rasche Belebung des Tagesgeschäfts damit einen ziemlichen Dämpfer erfahren könnte.