Es gab Zeiten, da liess sich mit Rohstoffen gutes Geld verdienen. Zwischen 1999 bis zum Crash von 2008 stieg der Bloomberg Commodity Index um über 200 Prozent. In den 2000er Jahren wuchsen Schwellenländer wie China im zweistelligen Prozentbereich. Die Regierungen investierten Milliardenbeträge in Infrastrukturprojekte wie Verkehrswege, Wohnbauten und Eisenbahnlinien. Das alles verbrauchte Unmengen an Rohstoffen.

Mit dem Schock von 2008 setzte der Preisverfall ein, von dem sich der Rohstoffmarkt bis heute nicht vollständig erholt zu haben scheint. Seit dem damaligen Absturz bis heute ist der Bloomberg Commodity Index um weitere 27 Prozent gefallen (siehe Chart). Das macht Rohstoffe in den letzten zehn Jahren zur schlechtesten Anlageklasse. Aktien, Obligationen und Cash-Bestände performten besser.

Entwicklung des Bloomberg Commodity Index seit 1998, Quelle: www.marketwatch.com

Allerdings: Dieser Index ist sehr heterogen. Agrarsektoren und Erdgas, die zuletzt oft nicht gut performten, haben ein hohes Gewicht, während die oft besser laufenden Industrie- und Edelmetalle vergleichsweise untervertreten sind.

Ein Blick auf die Industriemetalle zeigt, dass dieser Bereich seit der Finanzkrise durchaus wachsen konnte. Der Market Access RICI Metals Index ETF, der ausschliesslich in Industriemetalle investiert, beweist das. Allerdings ist das Wachstum hier vor allem der Nachfrage aus China bis 2012 zuzuschreiben. Seitdem bewegt sich der Kurs mehr oder weniger seitwärts. Heute befindet man sich insgesamt wieder unter dem Vorkrisenniveau.

Gold und Öl: umgekehrte Entwicklung

Und wie sieht es 2019 aus? Politisch ist das Jahr bisher von geopolitischen Krisen und Handelsspannungen geprägt – mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Rohstoffpreise. Da ist zum einen der Konflikt zwischen den USA und Iran samt Risiko einer militärischen Konfrontation.

Dieser Konflikt gab den Goldpreis vor allem in den letzten Monaten Auftrieb. Das Edelmetall konnte im ersten Halbjahr denn auch um rund 10 Prozent zulegen. Edelmetalle insgesamt gewannen im ersten Halbjahr 2019 laut Zahlen des New Yorker Vermögensverwalters WisdomTree Investments rund 6,3 Prozent an Wert (siehe Tabelle).

Performance der verschiedenen Rohstoff-Klassen in den letzten sechs Monaten

Alle Rohstoffe-3,1 Prozent
Energie-10,0 Prozent
Industriemetalle-2,8 Prozent
Edelmetalle+6,3 Prozent
Agrarrohstoffe-0,4 Prozent
MSCI World+10,4 Prozent 

Quelle: WisdomTree Investments, 2019

Während der Goldpreis sich derzeit im Höhenflug befindet, schmierte der Ölpreis - trotz Zuspitzung des USA-Iran-Konflikts - zuletzt ab. Der Grund ist einfach: Eine andere Krise wirkt noch tiefer. Der dauernde Handelsstreit zwischen USA und China (und zuletzt auch wieder der EU) belastet den Ölmarkt. Vor allem im letzten Monat verlor der Preis für ein Barrell der Nordseesorte Brent rund 11 Prozent. Im gesamten ersten Halbjahr 2019 legte dessen Wert jedoch um rund 13 Prozent zu, was vor allem auf die ersten - weniger vom Handelsstreit geprägten - Monate des Jahres zurückzuführen ist.

Industriemetalle: Im Gleichschritt mit Öl

Die Kurse von Industriemetallen erlebten - ähnlich wie Rohöl - zu Beginn des Jahres einen ordentlichen Anstieg, um in den letzten Monaten ebenfalls aufgrund der zunehmenden Handelsspannungen geradezu einzubrechen. Sowohl Kupfer als auch Aluminium, Zink und Zinn notieren seit Ende April deutlich im Minus. Die schlechte Entwicklung wurde zuletzt auch durch negative Konjunkturaussichten in den USA verstärkt. Der vielbeachtete US-Einkaufsmanagerindex fiel zuletzt überraschend negativ aus.

Die Überraschung: Agrarrohstoffe

Doch es gibt auch eine Überraschung: Die Preise für Agrarrohstoffe haben sich zuletzt deutlich nach oben entwickelt. In den Monaten Mai und Juni erlebte der Rohstoff geradezu eine Rally mit einem Wachstum von über 11 Prozent. Zwar weist das gesamte erste Halbjahr 2019 laut Zahlen von WisdomTree Investments noch ein leichtes Minus von 0,4 Prozent auf, trotzdem: Der Trend geht eindeutig nach oben. Die Gründe dürften ebenfalls im Handelskonflikt zu finden sein, dessen Zuspitzung sich positiv auf die Agrarpreise auswirkt. Genauso wie allgemeine Sorgen über das wirtschaftliche Wachstum. 

Die Zukunft der Rohstoffmärkte hängt massgeblich von der Entwicklung der globalen Krisen ab. Auf den Ölpreis positiv auswirken könnten sich weitere Spannungen im Nahen Osten und ein anhaltender Konflikt zwischen den USA und Iran. Bei beiden Konfliktherden ist derzeit kein unmittelbares Ende in Sicht. Negativ auf den Ölpreis könnte sich ein weiterhin andauernder Handelskonflikts zwischen den USA und China bzw. der EU. Hier sind die Aussichten unklar.

Zwar zeigten Donald Trump und Xi Jinping am Wochenende auf dem G20-Gipfel in Osaka eine Annäherung und setzten damit ein positives Zeichen. Ob die Annäherung jedoch auch zukünftig Bestand hat, ist längst nicht ausgemacht. Zudem schoss Trump am Montag erneut gegen die EU und drohte mit neuen Strafzöllen. Im Marktkonsensus wird der Ölpreis denn auch überwiegend auf «neutral» gesetzt. Analysten von Julius Bär zeigen sich vor allem auf lange Sicht pessimistisch. Das Anlagehaus geht von einer anhaltenden wirtschaftlichen Flaute aus.

Breit diversifizieren

Ähnlich sieht es bei den Industriemetallen aus. Auch hier steht und fällt der Preis mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Für Anleger, die nicht an einen anhaltenden Abschwung glauben, bieten sich durchaus Einstiegsmöglichkeiten in Öl und Industriemetalle. Zuletzt hat das Ölkartell OPEC+ für weitere neun Monate auf Erdöl-Förderlimits verständigt. Vor allem falls sich die Annäherung zwischen den USA und China tatsächlich als nachhaltig herausstellen sollte, könnte das die Wirtschaft antreiben und den Bedarf an Öl und Metallen anziehen.

Allgemein sind Privatanleger, die Geld in diesen Sektor anlegen wollen, aber einigermassen auf der sicheren Seite sein wollen, gut beraten, dies breit diversifiziert zu tun. Folgende vier ETF decken auf unterschiedliche Art den Rohstoffbereich breit ab. 

Auswahl an Rohstoff-ETF

ProduktBeschrieb
Market Access RICI Metals UCITS ETFNur Rohstoffe aus dem Bereich der Industriemetalle
UBS ETFs plc - CMCI EX-AGRICULTURE SF UCITS ETF (USD)Bildet Rohstoffindex ab, der auf Vieh- und Agrarwirtschaft verzichtet. 52% Energie, 40% Industriemetalle und 8% Edelmetalle
UBS ETFs plc – Bloomberg Commodity Index SF UCITS ETF (CHF)Bildet den Bloomberg Commodity Index ab, besteht hauptsächlich aus Energie (33%), Metallen (31%) und Agrargütern (30%)
Lyxor Commodities Thomson Reuters/CoreCommodity CRB TR UCITS ETF - C-EURIm Gegensatz zum Bloomberg Commodity Index liegt der Fokus stärker auf Agrargüter (41%), es folgen Energie (39%), Industriemetalle (13%) und Edelmetalle (7%)

Quelle: cash.ch