Im laufenden Jahr wagten fünf Unternehmen den Schritt auf das Schweizer Börsenparkett. Dass es nicht noch mehr waren, hat laut Christian Katz vor allem einen Grund. "Tiefe Zinsen führen dazu, dass einige Unternehmen eher Fremdkapital suchen über Bankfinanzierungen", so der CEO der SIX Swiss Exchange im Video-Interview. Generell sei aber das Umfeld für Börsengänge gut, so Katz weiter. "Wir sind der attraktivste Markt in Europa."

Die fünf Schweizer Börsenneulinge sind: Thurgauer Kantonalbank, Bravofly, SFS, Hiag und Glarner Kantonalbank. Doch ihre bisherige Performance ist sehr unterschiedlich. Während die Aktie des Immobilienunternehmens Hiag seit dem IPO Mitte Mai um 8 Prozent in die Höhe geklettert ist, sind die Valoren der Online-Reiseagentur Bravofly seit Mitte April regelrecht abgestürzt (-59 Prozent).

Unter dem Strich bilanziert Katz ein gutes erstes IPO-Halbjahr – nicht nur in der Schweiz, auch in Europa. "Wir sehen in Europa einen Trend hin zu mehr Börsengängen. Das ist nötig." Denn Europa brauche Jobs. Und Firmen, die an die Börsen gingen würden mehr Arbeitsplätze schaffen, als Firmen, die nicht kotiert sind. Dennoch: Die Zahl der an der SIX kotierten Unternehmen ist seit 2003 von 419 auf 275 gesunken. Dieser Rückgang sei auch auf den Abgang doppelt kotierter Unternehmen zurückzuführen, sagte Katz am Mittwoch an einem Medienanlass. Die Dekotierung von Weatherford an der Schweizer Börse sei beispielsweise darauf zurückzuführen, dass der Kostendruck zugenommen habe.

Alibaba steht bereit

In Europa wurden im laufenden Jahr mittels IPO rund 33 Milliarden Euro eingesammelt. Das ist viermal so viel wie in der Vorjahresperiode. Mit dem Online-Modehändler Zalando, der Anfang Oktober an die Frankfurter Börse will, wartet bereits der nächste grosse Börsengang mit einem Emissionsvolumen zwischen 500 und 750 Millionen Euro auf. Und mit dem Mega-Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba sollen mehr als 20 Milliarden Dollar eingenommen werden.

In der Schweiz konzentrieren sich die neusten Börsenphantasien in erster Linie auf den Biotechsektor. Unter Marktbeobachtern gilt die Zürcher Firma Molecular Partners als Hauptfavorit für ein IPO noch in diesem Jahr. Weitere Gerüchte ranken sich um die Unternehmen Polyphor, Novimmune oder AC Immune. Das langfristige Ziel von Christian Katz ist es, 6-7 Prozent der europäischen Börsengänge an der SIX zu haben. Er rechnet im zweiten Halbjahr aber mit weniger Neuzugängen.

(mit Material von AWP)