Die Marketingabteilung von Uniqlo hätte ihren Coup nicht besser planen können: Tennis-Legende Roger Federer trug bis Sonntag noch ausschliesslich Nike-Outfits, was auf eine Vertragsverlängerung mit dem langjährigen Partner aus den USA hingedeutet hatte.
Doch als Federer am Montag für sein erstes Spiel in Wimbledon auf den Centre Court schreitet, trägt er Trainingsanzug, Stirnband sowie eine lässig umgehängte Sporttasche von Uniqlo, dem japanischen Kleiderhersteller - dessen Logo natürlich gut sichtbar ist. Zum gleichen Zeitpunkt verschickt Uniqlo auch eine Medienmitteilung, in der Federer offiziell als Markenbotschafter präsentiert wird.
Roger Federer in @uniqlo
— Marco Wiemer (@marcowiemer) 3. Juli 2018
An alle Roger und Nike Fans... Ich weiß, was das für ein Schock sein kann. Mir ging es genauso. Damals als Ivan Lendl bei den Australian Open nicht mehr die drei Streifen trug, sondern in Mizuno aufschlug. #tennis #wimbledon https://t.co/pDSiJU6Kbg pic.twitter.com/HObraqXYRE
Details über die Länge der Partnerschaft und wie viel Federer damit verdienen wird, blieben unerwähnt. Doch gemäss Wall Street Journal soll der Schweizer über die nächsten 10 Jahre 300 Millionen Dollar kassieren - inklusive Klausel, dass der Vertrag auch über das Karriereende hinaus gültig bleibt. Bei Nike waren es für die letzten 10 Jahre dreimal weniger, also 100 Millionen Dollar.
Billigmarke mit gutem Lauf
Die Marke Uniqlo ist vielen Schweizerinnen und Schweizern kein Begriff. Der gemessen am Umsatz grösste Bekleidungskonzern Japans betreibt hierzulande keine Läden. Die letzten Jahre setzte Uniqlo jedoch eine aggressive Expansionsstrategie um, hat inzwischen auch Filialen in USA, Frankreich, Grossbritannien oder Deutschland. Weltweit gibt es über 1900 Geschäfte, wovon sich 800 in Japan befinden. Die Kleider bei Uniqlo sind im günstigeren Preissegement einzuordnen, sind aber leicht teurer und etwas edler als die diejenigen von H&M. Weitere Konkurrenten sind Zara oder Mango.
Uniqlo schlägt sich in einem derzeit schwierigen Marktumfeld mit Preisdruck und zunehmender Online-Konkurrenz besser als ihre Wettbewerber. Das zeigt auch die Kursgrafik von Fast Retailing, der Dachgesellschaft von Uniqlo, die im Gegensatz zu Inditex (Muttergesellschaft von Zara) und H&M in den letzten 52 Wochen nach oben zeigt:
Kursentwicklung von Fast Retailing (rot), Inditex (violett) und H&M (grün) in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch
Im letzten Geschäftsjahr stellte Fast Retailing einen neuen Rekordumsatz auf, gleichzeitig verdoppelte sich der Nettogewinn. Im laufenden Jahr - welches im August endet - soll nun der Umsatz 2 Billionen Yen (18 Milliarden Franken) übertreffen, und erstmals sollen mehr Erlöse im Ausland als in Japan anfallen. Der angepeilte Gewinn beträgt dabei 200 Milliarden Yen (1,8 Milliarden Franken).
Im Zuge der anhaltenden Expansion versucht Fast Retailing als nächstes in Skandinavien Fuss zu fassen. 2019 wird der erste Uniqlo-Store in Kopenhagen eröffnet. Über einen möglichen Eintritt in die Schweiz ist nichts bekannt, die Aufnahme Federers als Markenbotschafter befeuert aber Gerüchte, wonach Uniqlo in Zürich eine Filiale planen könnte. Ein Markteintritt will gut überlegt sein, denn die Schweiz ist für Modehändler ein schwieriges Pflaster. Das hat jüngst die Pleite der Charles-Vögele-Nachfolgerin OVS einmal mehr bewiesen.
Farbtupfer als CEO
Tadashi Yanai gründete Uniqlo im Jahre 1982 und ist bis heute Inhaber, CEO und Verwaltungsratspräsident von Fast Retailing. Der inzwischen 69-Jährige ist gemäss Bloomberg mit einem aktuellen Vermögen von über 23 Milliarden Dollar der reichste Japaner. Er gilt unter den japanischen Unternehmenschefs als Farbtupfer. "Unter all diesen in graue Anzüge gezwängten Managern der Japan AG fällt Yanai auf wie ein Beefsteak auf einer Sushiplatte", hiess es in der "Frankfurter Alllgemeine Zeitung" einmal über Tadashi Yanai.
Bemerkenswert ist auch Yanais direkte und ehrliche Art. In einem Interview mit dem Magazin "Business of Fashion" sprach er davon, wie er früher viel lieber rumalberte anstatt zu arbeiten. Als er in den 70er Jahren ins Schneiderei-Geschäft seines Vaters eintrat, stiess dies intern nur auf wenig Gegenliebe: "Ich war damals arrogant und alle dachten, ich würde einmal die Firma übernehmen, deshalb verliessen sechs von sieben Mitarbeitern die Firma."
Yanai bezeichnet heute die konventionellen Geschäftspraktiken in Japan als zu nett. Seine Devise - die auch vor seinem Büro in Tokio an der Wand hängt - lautet: "Ändere dich oder stirb". Aufgrund seines Alters dürfte Yanai seine Ämter bei Fast Retailing in absehbarer Zeit abgeben. Was für die Firma zu einem Problem werden könnte, zumal der Erfolg Uniqlos auch viel mit dem Charisma von Yanai zu tun hat.
Quelle: Youtube