«Im letzten Jahr haben wir unser bisher grösstes Wachstum verzeichnet», sagte David Parry-Jones, Chief Revenue Officer des Anbieters von Übersetzungssoftware auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI), in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Dieser Trend werde sich 2025 voraussichtlich fortsetzen. Detaillierte Zahlen wollte er allerdings nicht nennen.
DeepL ging 2017 aus der Sprachdatenbank Linguee hervor. Schon damals nutzten die Entwickler um Firmengründer Jaroslaw Kutylowski für die Übersetzungen von Texten sogenannte neuronale Netze. Diese Algorithmen, die die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachbilden, bilden auch die technologische Grundlage von ChatGPT & Co.
Seither hat sich DeepL zu einem weltweit anerkannten Anbieter von Übersetzungssoftware gemausert. «Wir haben mehr als 200.000 Geschäftskunden und Millionen zahlender und nicht zahlender täglicher Nutzer», betont Parry-Jones. Zu Ersteren zählten auch zahlreiche US-Technologiefirmen, die DeepL im Hintergrund für Übersetzungen in ihren jeweiligen Produkten nutzen. «Aufgrund seiner Grösse ist dies ein Markt, den wir natürlich gerne erobern möchten.» Hierzu hatte DeepL vor gut einem Jahr eine Vertretung in den USA eröffnet.
Die Konkurrenz durch KI-Programme wie ChatGPT von OpenAI oder Gemini von Google, die neben anderen Aufgaben auch Übersetzungen erledigen können, sieht der DeepL-Manager gelassen. «Wir konkurrieren bereits seit unserer Gründung mit Google.» Die Alphabet-Tochter hatte ihren Übersetzer 2006 an den Start gebracht. Inzwischen nutzt DeepL für seine Software auch ein sogenanntes Grosses Sprachmodell (Large Language Model, LLM), wie sie auch bei den KI von OpenAI und Google zum Einsatz kommen. LLMs dienen dazu, menschliche Sprache zu interpretieren und darauf zu reagieren. DeepL hat seine Version nach eigenen Angaben mit Hilfe geschulter Sprachexperten trainiert.
Zum Thema Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI) sagte Parry Jones, sein Unternehmen räume Datenschutz und Sicherheit seit jeher einen hohen Stellenwert. «Da wir aus Deutschland kommen, mussten wir schon immer sehr hohe Standards einhalten. Andernfalls würden deutsche Kunden, insbesondere aus dem öffentlichen Sektor, unsere Produkte nicht kaufen.» Er appelliere aber an die europäischen und nationalen Behörden, bei der Regulierung der Branche nicht zu überziehen, um die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Firmen nicht zu gefährden.
(Reuters)