Die Turbulenzen am Anleihemarkt werden Aktien in den kommenden Monaten weiter belasten. Das schreibt das Finanzportal "Market Insider" in Bezugnahme auf einen Bericht der Bank of America.

Der Anleihemarkt erlebt gerade den schlimmsten Rückgang seit 1949, da die Zinssätze in die Höhe schnellen, um die weltweit grassierende Inflation zu bekämpfen. Der "US Aggregate Bond ETF (Exchange Traded Funds)" ist seit Jahresbeginn um 15 Prozent gesunken. Globale Anleihen sind sogar noch stärker gefallen.

Diese steigenden Zinssätze und die daraus resultierenden fallenden Anleihekurse bergen jedoch die Gefahr, dass es zu weiteren Liquidationen am Aktienmarkt kommt. "Der Anleihe-Crash in den letzten Wochen bedeutet, dass die Höchststände bei den Kreditspreads und die Tiefststände bei den Aktien noch nicht erreicht sind", sagt Michael Hartnett, Investmentstratege bei der Bank of America.

Er gehe davon aus, dass der anhaltende Absturz des Anleihemarktes zu einem Kreditereignis führen könnte. Dieses würde die seit Jahren von den Anlegern gehaltenen Long-Positionen in US-Technologieaktien oder den US-Dollar auflösen.

«Knabbern, beissen oder fressen»

Mega-Cap-Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft hätten sich wegen dieser überfüllten Märkte zu Billionen-Dollar-Giganten entwickelt und machen fast 20 Prozent des S&P 500 aus. "Wahre Kapitulation ist, wenn Investoren verkaufen, was sie lieben und besitzen", sagt der Stratege dazu.

Wenn die Zinssätze ihren Höchststand erreichen, wäre dies ein weiterer Hinweis darauf, dass die Talsohle am Aktienmarkt erreicht sei. Dies dürfte jedoch nicht so bald der Fall sein, wenn man die aggressiven Kommentare der Fed vom letzten Mittwoch im Hinterkopf behalte.

"Fed Funds, Treasury-Renditen und die US-Arbeitslosenquote bewegen sich in den nächsten Monaten und Quartalen alle im Bereich von 4 bis 5 Prozent", ergänzt Hartnett. Anleger erwarteten von den Regierungen und Zentralbanken politische Koordinierung und Glaubwürdigkeit, hätten diese jedoch bislang nicht erhalten. Deshalb sei davon auszugehen, dass sie auch weiterhin auf Short-Positionen setzen werden.

Doch trotz dieser pessimistischen Einschätzung werde Hartnett seine konstruktive Sicht für US-Aktien beibehalten, falls diese weiter fallen sollten. "Knabbern bei 3600, beissen bei 3300, fressen bei 3000", meint der Stratege. Solange diese Niveaus jedoch nicht erreicht worden sind, würden Bargeld und Rohstoffe wahrscheinlich besser abschneiden als Aktien und Anleihen.

Ein Rückgang auf Hartnetts 3000er-Szenario für den S&P 500 bedeutet ein Abwärtspotenzial von 18 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Der S&P 500 erreichte während des Ausverkaufs am Freitag einen Tiefststand bei 3663 Punkten.

(cash)